Plenarversammlung der RKZ vom 26. Juni 2021 in Bern

RKZ beteiligt sich an der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche

Medienmitteilung: Anlässlich ihrer zweiten Plenarversammlung im Jahr 2021 sprach sich die RKZ für die Beteiligung an verschiedenen Vorhaben aus: Sie trägt die Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in der Schweiz mit, engagiert sich für den Aufbau einer Koordinationsstelle für die Seelsorge im Gesundheitswesen, bleibt weiterhin in der Trägerschaft des Polit-Forums Bern im Käfigturm und ermöglicht mit finanziellen Beiträgen ein verstärktes Engagement von oeku – Kirchen für die Umwelt in der Romandie sowie die Professionalisierung der Allianz Gleichwürdig Katholisch. Daneben behandelte sie eine Reihe von Finanzgeschäften und befasste sich mit der Zusammenarbeit mit der Schweizer Bischofskonferenz.

Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in der Schweiz

Gemeinsam mit der Schweizer Bischofskonferenz und mit den Ordensgemeinschaften schafft die RKZ die Voraussetzungen für die Durchführung eines Pilotprojektes zur Geschichte sexueller Ausbeutung im kirchlichen Umfeld in der Schweiz. Sie beteiligt sich an den Projektkosten und fordert ihre Mitglieder auf, im Rahmen des rechtlich Zulässigen freien Zugang zu Akten und Archiven zu gewähren. Dieses Pilotprojekt ist eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Aufarbeitung der Thematik und schafft Grundlagen für weitere Schritte. Die RKZ teilt den Wunsch des zuständigen Bischofs Joseph Bonnemain, «dass wir im Herbst grünes Licht für ein entsprechendes Projekt geben können».

Koordinationsstelle für Seelsorge im Gesundheitswesen (SeeliG)

Die Erfahrungen während der Covid-19-Pandemie haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig die seelsorgerliche Präsenz der Kirchen im Gesundheitswesen ist. Sie wird als wichtiger gesamtgesellschaftlicher Beitrag anerkannt. Gleichzeitig sind die Kirchen in einem zunehmend säkularen und multireligiösen Umfeld nicht mehr die einzigen Anbieterinnen von «Spiritual Care» und ihr seelsorgerliches Angebot muss höchsten Ansprüchen genügen. Zudem werden wichtige gesundheitspolitische Fragen für diesen Bereich zunehmend auf nationaler Ebene verhandelt und entschieden, obwohl die Kantone zuständig sind. Die Bischofskonferenz und die RKZ sind übereingekommen, eine nationale und wenn möglich ökumenische Koordinationsstelle aufzubauen. Mit ihrem Grundsatzbeschluss hat die RKZ die Voraussetzungen für deren Aufbau und Finanzierung geschaffen.

Plenarversammlung der RKZ vom 26. Juni 2021 in Bern
Plenarversammlung der RKZ vom 26. Juni 2021 in Bern

Verstärkung des Dialogs mit Politik und Verwaltung in der Bundeshauptstadt

Als gestaltende Kraft und wichtige Akteurin der katholischen Kirche auf gesamtschweizerischer Ebene will die RKZ sich künftig vermehrt in gesellschaftspolitische Debatten einbringen, in denen es um das Gemeinwohl, den Zusammenhalt der Gesellschaft, die Stärkung der Demokratie und die Grundwerte des Zusammenlebens geht. Deshalb hat sie vor vier Jahren beschlossen, sich gemeinsam mit der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) an der Trägerschaft des Polit-Forums im Käfigturm zu beteiligen. Dieses Engagement wird bis Ende 2023 verlängert. Gleichzeitig sollen weitere Möglichkeiten evaluiert werden, die Präsenz und Vernetzung der RKZ mit der eidgenössischen Politik und Verwaltung zu stärken.

Ebenfalls im Sinn der Mitverantwortung für die Welt, in der wir leben, beschloss die RKZ einen Zusatzbeitrag für «oeku Kirchen für die Umwelt». oeku kann damit ihr Angebot im Bereich Umweltmanagement für Kirchgemeinden und Pfarreien in der französischsprachigen Schweiz ausbauen.

Kirche als glaubwürdiges und wirksames Werkzeug zur Verwirklichung der Botschaft Jesu

Aus verschiedenen Gründen hat die katholische Kirche stark an Glaubwürdigkeit und Rückhalt in der Gesellschaft eingebüsst. Die RKZ nimmt dies mit wachsender Sorge wahr. Sie ist überzeugt: Neben dem persönlichen Bemühen jedes und jeder Einzelnen um ein glaubwürdiges und kohärentes Lebenszeugnis sind strukturelle Reformen erforderlich. Nur so kann die Kirche wieder an Leuchtkraft gewinnen und zu einer gerechteren und solidarischen Welt beitragen.

Mit vergleichbaren Absichten haben sich verschiedene Reformbewegungen innerhalb der katholischen Kirche in der Schweiz zur «Allianz Gleichwürdig Katholisch» zusammengeschlossen. Diese setzt sich ein für «Gleiche Würde und gleiche Rechte aller Mitglieder der Kirche», «synodale, transparente, partizipative Dialoge und Entscheidung», «Teilung von Macht und Verantwortung» und «gesellschaftliches Engagement für Solidarität und Gleichwürdigkeit aller Menschen national und global». Damit will diese Allianz einen Beitrag zum «gemeinsamen Weg für die Erneuerung der Kirche» leisten, den die Bischofskonferenz 2019 angekündigt hat und für den sich die RKZ von Anfang an eingesetzt hat. Die RKZ unterstützt die Allianz während ihrer Aufbauphase finanziell, ohne jedoch Mitglied zu werden.

Kirche-Schweiz-Beiträge, Budget und Anlagestrategie

Die vielfältigen Engagements der RKZ und die Aufgaben als Dachverband und Mitfinanziererin der Bischofskonferenz sowie zahlreiche pastorale Aufgaben auf gesamtschweizerischer und sprachregionaler Ebene erfordern die Beschaffung, Bereitstellung und Verwaltung der nötigen Geldmittel. Die Plenarversammlung beschloss, die Kirche-Schweiz-Beiträge der kantonalkirchlichen Organisationen auf dem Vorjahresstand zu belassen. Das hat zur Folge, dass die kantonalkirchlichen Organisationen im kommenden Jahr erneut insgesamt rund 13.4 Millionen Franken für die Kirche Schweiz aufbringen werden. Auch das RKZ-Budget für 2022 bewegt sich im Rahmen der Vorjahre.

Im gleichen Zug entschied die RKZ, die Katholische Kirche im Kanton Neuenburg aufgrund ihrer finanziellen Schwierigkeiten im laufenden und in den kommenden Jahren deutlich zu entlasten. Die Kirchenbeiträge im Kanton Neuenburg sind freiwillig und aufgrund der Corona-Pandemie stark eingebrochen. Der erlassene Anteil des Kirche-Schweiz-Beitrags wird darum für vermehrtes Fundraising eingesetzt.

Wie viele andere ist auch die RKZ mit der Tatsache konfrontiert, dass Gelder auf Bankkonti keine Zinserträge mehr abwerfen und obendrein mit Negativzinsen belastet werden. Deshalb wurden Massnahmen beschlossen, um dies zu vermeiden. Zudem hiessen die Delegierten die Schaffung eines Anlageausschusses gut, der das bescheidene Vermögen der RKZ bewirtschaften soll, sobald das Anlagereglement vorliegt.

Begegnungen und Zusammenarbeit von RKZ und Schweizer Bischofskonferenz

Ein Teil der Plenarversammlung war den Begegnungen zwischen Vertreterinnen und Vertretern der RKZ und Vertretern der Schweizer Bischofskonferenz gewidmet: Am 21. April 2021 hatte erstmals in der Geschichte der RKZ eine gemeinsame Sitzung der Präsidien von SBK und RKZ stattgefunden. Und am 8. Juni traf eine 10-köpfige Delegation der RKZ die gesamte, derzeit aus 9 Mitgliedern bestehende Bischofskonferenz. Diese Treffen standen im Zusammenhang mit dem von der SBK initiierten «gemeinsamen Weg für die Erneuerung der Kirche». Zudem wurde die Zusammenarbeit von SBK und RKZ besprochen.

Schon in ihrem Grusswort zur Eröffnung der Plenarversammlung ging RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger auf diese Begegnungen ein. Sie betonte einerseits, wie wichtig der persönliche Kontakt und das Kennenlernen waren. Anderseits sprach sie von grosser «Ernüchterung», weil «die SBK dem Erneuerungsprozess nicht den Stellenwert gibt, den er aus RKZ-Sicht haben müsste. Zudem wolle die SBK die Verantwortung für diesen Prozess nicht mit anderen teilen, auch nicht mit der RKZ». Sie vermisste «das konkrete Miteinander und das Wahrnehmen der gemeinsamen Verantwortung», wie es die Zusammenarbeitsvereinbarung vorsieht.

Einen weiteren Aspekt brachte RKZ-Vizepräsident Roland Loos zur Sprache: Die SBK anerkennt die RKZ nicht als gleichberechtigte Partnerin. Vielmehr sieht sie die RKZ als eine unter vielen, mit denen sie zusammenarbeitet. Die Wortwahl habe sich zwischen der Begegnung der Präsidien und der Begegnung mit der gesamten SBK allerdings verändert. So wurde die RKZ dort als «wichtigste Partnerin» und an der Medienkonferenz als «Key-Partner» bezeichnet. Das sei vielleicht ein Anzeichen für eine positive Entwicklung. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich ein breiter Konsens darüber, dass man miteinander auf dem Weg und dass dieser Weg noch weit sei. Mehrfach zitiert wurde die Redensart vom halb leeren bzw. halb vollen Glas. Meist verbunden mit dem Hinweis, es gelte auch kleine Schritte zu würdigen und am Aufbau von Vertrauen führe kein Weg vorbei.

Einhellig begrüsst wurde, dass der Kooperationsrat SBK-RKZ sich nochmals mit dem Thema befassen will. Denn in der Zusammenarbeitsvereinbarung haben sich SBK und RKZ verpflichtet, ihre Beziehung und Zusammenarbeit in einem Geist zu gestalten, «der auf einem partnerschaftlichen Miteinander, gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Offenheit basiert».

Wahlen und Verabschiedungen

Schliesslich wählte die RKZ im Rahmen ihrer Plenarversammlung zwei neue Mitglieder in die für das Aufgabenfeld Migrationspastoral zuständige Fachgruppe: Nach dem Ausscheiden von Marcel Notter (AG) übernimmt Marie-Louise Beyeler (BE) das Präsidium, Christof Eberle (ZH) nimmt anstelle von Luis Varandas (ZH) Einsitz in das Gremium.

Verabschiedet wurden nach je rund 12 Jahren Mitarbeit in der RKZ Marcel Notter (AG), der in den letzten Jahren die für Migrationspastoral zuständige Fachgruppe präsidiert hatte, und Willy Schmidlin (OW). Und nach über 20 Jahren in der RKZ war auch Josef Manser (AI) zu verabschieden, der in seinem Dankeswort festhielt, die RKZ habe er als Konferenz erlebt, die ihre Aufgabe «aufgeschlossen, mit Augenmass und zukunftsgerichtet» wahrnimmt.

Die RKZ-Finanzen in Kürze:

  • Die Kirche-Schweiz-Beiträge der 26 Mitglieder der RKZ belaufen sich im kommenden Jahr voraussichtlich auf CHF 13.4 Millionen.
  • Dafür müssen die kantonalkirchlichen Organisationen Beiträge von durchschnittlich etwas mehr als CHF 5’400 pro 1’000 Kirchenmitglieder über 15 Jahre bezahlen.
  • Dieser Beitrag entspricht durchschnittlich einem Anteil von 1.2% der verfügbaren Mittel aus Kirchensteuern, Kirchenbeiträgen und Leistungen der öffentlichen Hand. Diese belaufen sich im gesamtschweizerischen Mittel auf CHF 432’000 pro 1’000 Kirchenmitglieder über 15 Jahren.
  • Dank der Solidarität der finanzstärkeren Mitglieder mit den finanzschwächeren sind die effektiv erwarteten Beiträge der kantonalkirchlichen Organisationen unterschiedlich hoch. Die Untergrenze liegt bei CHF 2’000, der Beitrag des finanzstarken Kantons Zug beträgt über CHF 15’000 Franken pro 1’000 Mitglieder über 15 Jahren.
  • Die grössten Positionen im RKZ-Budget sind: Mitfinanzierung pastoraler Aufgaben (8.89 Mio.), Schweizer Bischofskonferenz (2.43 Mio.), Urheberrechtsentschädigungen (0.55 Mio.).

Detailliertere Auskünfte sind der Webseite und dem jährlichen Finanzbericht der RKZ zu entnehmen: https://www.rkz.ch/metanav/downloads/jahres-und-finanzberichte-rkz

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RKZ Römisch-katholische Zentralkonferenz
2. Juli 2021 | 17:21