Nidwaldner Museum: Geschichte des Laientheaters mit kirchlichen Wurzeln

Medienmitteilung

In der Zentralschweiz lebt eine starke Theaterkultur. In einigen Kantonen existieren mehr Theatervereine als Gemeinden. In der Ausstellung «ALLES THEATER! Spiellust auf der Laienbühne» im Nidwaldner Museum Salzmagazin erzählen Aktive von ihrem Theaterfieber. Das Nidwaldner Museum beleuchtet aber auch die tiefen und vielfältigen historischen Wurzeln des Laientheaters in der Zentralschweiz, die unter anderem in den geistlichen Spielen begründet sind.

Laientheater bringen Menschen zusammen – und halten für viele eine Rolle bereit: Stücke auslesen, inszenieren und proben, Texte bearbeiten, Musik komponieren, musizieren, Kostüme schneidern, Bühnenbilder bauen, den Ton, die Beleuchtung, die Kasse oder die Bar betreuen. Zuvorderst steht die Leidenschaft, die immer wieder neue Generationen packt. So begegnen die Besuchenden im ersten Obergeschoss des Salzmagazins vier Theatersüchtigen. Sie erzählen in kurzen Video-Porträts, wie das Theatervirus sie gepackt hat und was ihnen das Theater für ihr grosses Engagement zurückgibt. Laientheater fördern den sozialen Zusammenhalt unter ihren Mitgliedern und darüber hinaus.

Geistliche Spiele

Die Ausstellung beleuchtet die wichtigen Wurzeln des Laientheaters in der Zentralschweiz. Eine gründet in der katholischen Liturgie: Seit dem Hochmittelalter wurden die Passion Jesu und weitere Szenen aus der Bibel nachgespielt. Unter der Leitung des Klerus, später der örtlichen Oberschicht, wirkten in den Geistlichen Spielen stets viele Laien mit. Ihre grosse Zeit war der Barock, das Zeitalter der Gegenreformation, wo sie mancherorts als bombastische, mehrtägige Freilichtaufführungen mit hunderten Darstellenden, lebenden Tieren, Musik, Gesang und Feuerwerk inszeniert wurden. So wird exemplarisch die Theatergeschichte von Einsiedeln, Engelberg, Muri und Luzern gezeigt.

Kollegi-Theater

Als die reformierten Orte das Theaterspielen verboten, wurde es zu einer typischen katholischen Tradition. So hat auch die zweite Wurzel, das Schultheater an den Kollegien, mit der katholischen Kirche zu tun. Die Benediktiner und Franziskaner Patres, die in katholischen Orten die Mittelschulen führten, pflegten Theater zum Vergnügen und zur sprachlichen, musikalischen und handwerklichen Bildung ihrer Schüler. Es ist eine Eigentümlichkeit katholischer Gebiete, dass seit hunderten Jahren praktisch die gesamte (männliche) Elite in der Jugend mit Theater in Berührung kam.

Selber spielen!

Die Ausstellung beschränkt sich nicht auf die Vermittlung historischer Fakten. Denn Laientheater heisst: mitmachen! Schon bei der Kasse des Nidwaldner Museums Salzmagazin erhält jede Besucherin und jeder Besucher eine Rolle zugeteilt. Wer sich traut, kann nun einen Theaterparcours absolvieren mit allem, was dazugehört: das Stück kennen lernen, die eigene Rolle verstehen, den (kurzen) Text üben, ein Kostüm auswählen, die Bühne betreten, spielen . . . und Applaus ernten. Doch keine Angst: Wer nicht selber spielen will, spielt Publikum – das ist schliesslich auch eine wichtige Rolle.

Die Ausstellung im Nidwaldner Museum Salzmagazin dauert bis zum 27. Oktober 2024. www.nidwaldner-museum.ch

Veranstaltungen:

Theaterworkshops. Jeden zweiten Sonntag von 14 bis 16 Uhr

Die Theaterregisseurinnen Cindy-Jane Armbruster, Eva Mann, Manuela Ming und Isabel Sulger Büel leiten die Besucherinnen und Besucher mit einfachen Improvisationsübungen zum Theaterspielen an. Mitspielen erwünscht, Zuschauen auch! (normaler Eintritt – ohne Anmeldung)

Nächste Daten: 21. April, 5. Mai, 19. Mai, 2. Juni, 16. Juni, 30. Juni,
14. Juli, 28. Juli, 11. August, 25. August, 8. September, 22. September, 6. Oktober, 20. Oktober 2024.

Lebendige Bibliothek. Jeden zweiten Sonntag von 14 bis 16 Uhr

Mitglieder von Laientheatervereinen aus der Zentralschweiz erzählen von ihren Theatererfahrungen. Die Gelegenheit für Gespräche hinter den Kulissen und einen fruchtbaren Austausch! (normaler Eintritt – ohne Anmeldung)

Nächste Daten: 14. April, 28. April, 12. Mai, 26. Mai, 9. Juni, 23. Juni, 7. Juli,
21. Juli, 4. August, 18. August, 1. September, 15. September, 29. September, 13. Oktober, 27. Oktober 2024.

Weitere Veranstaltungen und Infos: www.nidwaldner-museum.ch

Gastbeitrag
6. April 2024 | 07:11