Der suspendierte Franziskaner-Pater Josef Imbach soll in Basel einen Lehrauftrag erhalten

Aus Rom verjagt, in Basel willkommen

Theologe und Kochkünstler Josef Imbach. Der von Rom verstossene Professor für Fundamentaltheologie könnte an der Uni Basel eine neue akademische Heimat finden.

Thomas Gubler

Wenn die notwendigen Gelder zusammenkommen, könnte der im Baselbiet lebende und im Vatikan in Ungnade gefallene Theologieprofessor Josef Imbach bald schon das Angebot der Uni Basel bereichern.

Ende November hat der Basler Theologe Xaver Pfister seine Initiative mit einem Brief an verschiedene Persönlichkeiten der Region gestartet. Sein Ziel ist es, finanzielle Zusagen in der Höhe von 70000 Franken zu erhalten. Damit soll für den in Rom suspendierten Franziskaner-Pater Josef Imbach (59) ein zweijähriger Lehrauftrag an der hiesigen Theologischen Fakultät finanziert werden. «Und bis jetzt sind schon 16000 Franken zugesagt», erklärt Pfister gegenüber der baz.
Dass die Kirche mit guten Theologen so verfährt wie mit Imbach, konnte Pfister nicht akzeptieren. Und so ergriff der Informationsbeauftragte und Erwachsenenbilder der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt als Privatperson die Initiative für einen Lehrauftrag für katholische Theologie an der Universität Basel. «Denn diese Fakultät ist evangelisch und fällt somit nicht unter die kurialen Zwangsmassnahmen», erklärt Pfister.

Seit 2002 suspendiert. Der im Baselbiet wohnhafte und den baz-Lesern von zahlreichen Beiträgen her bestens bekannte Imbach wurde per 15. Februar 2002 als Professor für Fundamentaltheologie an der Päpstlichen Theologischen Fakultät S. Bonaventura in Rom für ein Jahr suspendiert. Für diese Zeit sollte er Rom verlassen. Anderswo unterrichten war ihm indessen untersagt und über die ganze Angelegenheit Stillschweigen bewahren sollte Imbach auch. Zuvor wurde gegen den Theologieprofessor ein geradezu kafkaesk anmutender Geheimprozess geführt. Grund dafür war sein 1995 publiziertes Buch «Wunder. Eine existentielle Auslegung». Darin legt der Autor dar, dass Wunder nicht unerklärlicher Zauber sind, sondern dass die Zeichenhandlungen Jesu Christi immer auf die Befreiung des Menschen zielen.

Ein anonymes Gutachten aus dem Umfeld der römischen Glaubenskongregation von Kardinal Joseph Ratzinger erhob Bedenken gegen den Inhalt des Buchs. Imbachs Entkräftungsversuche wurden aber postwendend mit einem zweiten – ebenfalls anonymen – Gutachten gekontert. Darin wurden dem Franziskaner-Pater vorgeworfen, er leugne die Gottheit Jesu, was dieser wiederum als absurde Unterstellung zurückwies.
Imbach suchte darauf den Weg an die Öffentlichkeit und publizierte in der österreichischen Zeitschrift «Kirche intern» den Beitrag «Joseph (Ratzinger) gegen Josef (Imbach)», worin er grösstmögliche Transparenz für die Verfahren der Glaubenskongregation forderte. Das aber bot den römischen Institutionen den willkommenen Anlass, den unbequemen, als humorvoll und lebensfroh geltenden Theologieprofessor – er schreibt auch Kochbücher – zu suspendieren. Ein Jahr sollte es zuerst sein. Doch inzwischen sind bald drei Jahre vergangen, ohne dass Imbach etwas von Rom gehört oder gar seinen Lehrstuhl zurückerhalten hat.

An der Uni willkommen. Pfisters Idee mit dem Lehrauftrag für den in Rom verschmähten Professor fiel an der Universität Basel auf fruchtbaren Boden. «Die Theologische Fakultät ist gerne bereit, einen Lehrauftrag für katholische Theologie im Semesterprogramm aufzunehmen. Die geplante Besetzung in der Person von Josef Imbach erachten wir als bereichernd», schrieb Dekan Georg Pfleiderer dem Initianten des Projekts. Finanziert würde der Auftrag von Privaten, berufen würde Imbach aber von der Fakultät.

Imbach selbst erklärte gegenüber der baz seine Bereitschaft, den Lehrauftrag mit zwei Wochenstunden anzunehmen, so dieser denn zustande kommt. Obschon er eigentlich ausgelastet wäre.

Spendenwillige Personen können sich wenden an: Xaver Pfister, Mörsbergerstrasse 34, 4057 Basel

Basler Zeitung
17. Dezember 2004 | 00:00