v.l.n.r. Rabbiner Michael Kohn, Zeinab Ahmadi, Muveid Memeti, Nurit Blatman

Aufruf gegen Angst und Hass gegenüber Minderheiten

Muslimische, jüdische, christliche und weitere Menschen sowie Parlamentsmitglieder riefen zum Bau von Brücken als Antwort auf Angst und Hass auf – und sprachen sich gegen die Ausgrenzung von Minderheiten aus. In einem breit unterstützten «Statement gegen Hass» und an einem interreligiösen Fastenbrechen zum Ramadan am Sonntagabend, 11. Juni 2017 im Haus der Religionen in Bern, brachten dies rund 150 Personen auch öffentlich zum Ausdruck!

Über 30 Organisationen, 40 Parlamentsmitglieder und zahlreiche Einzelpersonen haben angesichts der aktuellen Angriffe und Diffamierungen ein «Statement gegen Hass» (www.ncbi.ch/statementgegenhass) als Zeichen gegen Gewalt und für ein friedliches Zusammenleben unterzeichnet. Der Anlass am 11. Juni wurde gemeinsam vom NCBI-Projekt «Respect: Muslim- und Judenfeindlichkeit gemeinsam überwinden», dem Haus der Religionen, der Jüdischen Gemeinde Bern und dem Muslimischen Verein Bern organisiert.

Nationalrätin Christine Häsler präsentierte das Statement gegen Hass am Anlass: «Wenn Ereignisse hier oder im Ausland zu Angst- und Hassgefühlen führen, dann braucht es Stimmen, die Vorurteile ab- und Brücken aufbauen. Lasst uns immer wieder gemeinsam Brücken schlagen zwischen Kulturen, Religionen, Menschen.» Assistenzrabbiner Michael Kohn (JGB) fragte: «Wird jüdische Kultur in 50 oder 100 Jahren in Europa noch möglich sein? Um solche Ängste abzubauen, braucht es Dialog und Dialog braucht Zeit.» Er erklärte auch die spezielle Rolle des Fastens im Judentum als Vorbereitung auf eine Bitte um Vergebung.

Imam Mustafa Memeti vom Muslimischen Verein Bern erklärte: «Auch wenn Angst wohl eine biologische Tatsache ist, müssen wir mutig sein. Hass soll in der Schweiz – einem Rechtsstaat mit Diskriminierungsverbot und Gleichberechtigung – keinen Platz haben.» Gerda Hauck, die abtretende Präsidentin des Hauses der Religionen, betonte: «Brückenbauen braucht viele kleine Schritte auf der persönlichen und politischen Ebene. Leider ist die Gleichberechtigung der Religionen noch nicht erreicht. Ich weiss nicht, ob ich diese noch erleben werde!»

Nurit Blatman vom Respect-Team erklärte, wie sie Angst im Vorfeld ihres ersten jüdisch-muslimischen Dialogs verspürte – Angst vor Leuten, mit denen sie in der Zwischenzeit enge Freundschaften aufgebaut habe. Zeinab Ahmadi vom Haus der Religionen zeigte auf, wie Bekannte ihr gegenüber beleidigende Aussagen über den Islam und Frauen äusserten, in der Annahme dass sie nicht religiös und deshalb nicht betroffen wäre.

Das Statement gegen Hass ist breit unterstützt. Nationalrat Angelo Barrile, der das Statement gegen Hass ebenfalls unterzeichnet hat, unterstreicht die breite Trägerschaft, die hinter dem Statement steht: «Vereint gegen Hass. Zum ersten Mal unterstützen Parlamentsmitglieder der grossen Parteien, Vertreterinnen und Vertreter von jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinschaften, der Dachverband der Schwulen (pink cross) und weitere Organisationen gemeinsam ein Statement gegen Hass. Im Gedenken an den Anschlag auf einen Nachtclub in Orlando vor einem Jahr verurteilen wir Angriffe aller Art, nicht nur gegen religiöse Minderheiten, sondern auch gegen Menschen aufgrund deren sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.»

Nach dem Anlass und dem Iftar in der wunderschönen Moschee des Hauses der Religionen haben alle den Dialog mit einer gemeinsamen Mahlzeit unter freiem Himmel auf dem Vorplatz am Europaplatz genossen.

v.l.n.r. Rabbiner Michael Kohn, Zeinab Ahmadi, Muveid Memeti, Nurit Blatman | © Haus der Religionen, A. Marbet
Haus der Religionen
13. Juni 2017 | 10:00