Busse

Ein Jugendlicher bei Papst Franziskus im Beichtgespräch, 2016.
Ein Jugendlicher bei Papst Franziskus im Beichtgespräch, 2016.

Wie im gesellschaftlichen Leben, so gibt es auch im religiösen Kontext Regeln, Gebote und Gesetze. Eine Übertretung kann zu einem Gefühl von Schuld führen und den gläubigen Menschen allenfalls von Gott entfernen. Im Sakrament der Busse – auch Sakrament der Versöhnung genannt – zeigt der Mensch durch sein Bereuen den Willen zur Umkehr und Gott bestärkt den Menschen durch seine Vergebung.

Der Glaube an den guten Gott

Wir sind gewohnt, dass in der Kirche Sakramente gefeiert werden: Taufe, Hochzeit, Firmung – das sind Momente im Leben, die mit Freude verbunden sind. Doch kann eine Handlung, die aus einem Gefühl von Schuld heraus entstanden ist, gefeiert werden? Das Christentum kennt einen Gott der Nähe, der Freude und des Vertrauens. Der Glaube an diesen guten Gott lässt es damit zu, dass auch ein Schuldeingeständnis zu Erleichterung führen kann. Und dies wiederum kann und soll gefeiert werden. Im Sakrament der Busse wird der gläubige Mensch die Entlastung im Rahmen des Gesprächs mit dem Priester als Gegenüber erfahren. Die Lossprechung will  eine Bestätigung und Ermutigung sein.

Vorbereitung auf die Beichte

Die Frage, was Schuld ist, kann nicht einfach mit Verweis auf Gebote und Verbote, die mit einer Art Checkliste abgefragt werden, beantwortet werden. Unser Leben entwickelt und verändert sich innerhalb bestimmter, oft längerer Zeiträume und Phasen. Auch Umkehr ist nicht statisch, sondern ein dynamischer Prozess, der sich in mehreren Schritten entfaltet. Deshalb ist es sinnvoll sich vor einem Beichtgespräch Gedanken zu machen, den Lebensweg zu reflektieren, das, was mich mit Schuld belastet zu benennen. Das Bereuen ist ein wesentlicher Teil des Sakramentes der Busse. Aus dem Bereuen kann der Wunsch und die Entscheidung erwachsen, das Leben mit einem konkreten Vorsatz neu auszurichten. In der Vorbereitung auf die Beichte muss nicht alles schon geklärt werden. Die Beichte ist auch der Ort, wo durch den Priester Unterstützung bei der Klärung offener Fragen erwartet werden darf.

“Ich spreche dich von deinen Sünden frei”

Der Priester sagt während der Feier des Sakraments der Versöhnung: “Ich spreche dich von deinen Sünden frei.” Die Vollmacht, Menschen von ihrer Schuld loszusprechen liegt in der katholischen Kirche im Sakrament der Versöhnung, der Busse, beim Priester. Er handelt hier im Namen und im Auftrag von Jesus Christus. Er tut dies in der Stellvertretung Christi, wie es im Johannesevangelium heisst:

“Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.” (Johannesevangelium 20,19-23)

Zum Abschluss der Feier des Sakraments spricht der Priester: “Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.”

Die Beichte kann in der Kirche, in einem Beichtstuhl oder in einem Sprechzimmer stattfinden. Wer zur beichten möchte, kann sich an einen Priester wenden und Ort und Zeit absprechen. Das Sakrament der Busse ist ein Sakrament, das immer wieder empfangen werden kann.

Priester sind gegenüber Dritten an das Beichtgeheimnis gebunden.

Gut zu wissen

Bussfeier

In der Bussfeier werden die von den Teilnehmenden still eingebrachten Gedanken vor Gott gelegt, Versagen und Schuld werden reflektiert. Eine sakramentale Lossprechung ist in einer Bussfeier nicht möglich. Sie kann als gemeinschaftliche Feier allerdings dazu dienen sich auf ein persönliches Beichtgespräch vorzubereiten.

Versöhnungsgespräche

Versöhnung kann auch in Gesprächen mit Theologinnen und Theologen gefeiert werden, die in der Seelsorge in der Pfarrei tätig sind. Auch hier werden Fragen von Schuld, Reue und Sühne angesprochen. Ein klärendes Gespräch kann grosse Entlastung bringen. Eine sakramentale Lossprechung erfolgt hierbei nicht.

Geistliche Begleitung

Die geistliche Begleitung ist eine Möglichkeit in regelmässigen Abständen über seinen Lebens- und Glaubensweg mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger zu sprechen und zu reflektieren. Ein geistlicher Begleiter oder eine geistliche Begleiterin ist in der Lage, die Stärken und Schwächen seines Gegenübers einzuschätzen und auf Dinge hinzuweisen, die dem oder der Betreffenden vorher vielleicht noch gar nicht bewusst waren.

Das Schuldbekenntnis

Im Wissen darum, dass wir Menschen nicht perfekt sind und unsere Fehler gerne bereinigen, bevor wir etwas Neues in Angriff nehmen, kennt die Kirche das Schuldbekenntnis, Das im römisch-katholischen Gottesdienst gebetet wird:

“Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe –
ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine grosse Schuld.
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
alle Engel und Heiligen
und euch, Brüder und Schwestern,
für mich zu beten bei Gott, unserm Herrn.”

Dieses Gebet dient dem Innehalten, beispielsweise bevor miteinander ein Gottesdienst gefeiert wird. Um die hier gesammelten Gedanken und Bekenntnisse aufzunehmen und vor Gott zu tragen, spricht der Leiter, die Leiterin:

“Der Herr erbarme sich unser, er nehme von uns Sünde und Schuld, damit wir mit reinem Herzen diese Feier begehen.”