Die Kathedrale Notre-Dame in Paris in Flammen.
International

Immense Schäden nach Brand in Pariser Kathedrale Notre-Dame

Paris, 15.4.19 (kath.ch) In der Kathedrale Notre-Dame de Paris ist am Montagabend ein Feuer ausgebrochen. Das Feuer könnte im Zusammenhang mit den Renovationsarbeiten stehen, die derzeit in Gang sind.

In der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame in Paris ist am Montagabend ein Brand ausgebrochen. Aus dem Hauptschiff der Kirche schlugen Flammen und meterhohe Rauchwolken. Bald brannte der gesamte Dachbereich. Der Himmel über der Seine färbte sich glutrot. Der 96 Meter hohe hölzerne Vierungsturm aus dem 13. Jahrhundert brannte aus und stürzte ein.

Dornenkrone Jesu gerettet

Inzwischen ist das verheerende Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame nach Angaben der Feuerwehr «vollkommen unter Kontrolle». Wie Medien am Dienstag unter Berufung auf Einsatzkräfte weiter berichteten, gab es am Morgen lediglich noch einzelne Glutnester. Demnach konnten die Grundsubstanz der Kirche sowie die Fassade mit den beiden Haupttürmen gerettet werden. Offenbar ebenso wie wichtige Gemälde, Kunstgegenstände und Reliquien, darunter auch die traditionell verehrte Dornenkrone Jesu.

Über 400 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Medienberichten zufolge wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt. Der Brand hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Die Brandursache war Medienberichten zufolge zunächst unklar. Informationen darüber, ob sich noch Menschen in der Kirche befinden, gab es nicht. Die französische Zeitung «Figaro» berichtete unter Berufung auf Feuerwehrleute, der Brand sei am frühen Abend im Dachstuhl ausgebrochen.

Renovation für 60 Millionen Euro

Das Feuer war am Montagabend ausgebrochen, Flammen und meterhohe Rauchwolken standen über dem Hauptschiff. Der gesamte Dachbereich brannte. Wie es zu dem Brand kam, wird derzeit untersucht. Möglich ist ein Zusammenhang mit Renovierungsarbeiten am Dachstuhl. Der 96 Meter hohe hölzerne Vierungsturm aus dem 13. Jahrhundert brannte aus und stürzte ein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte einen Wiederaufbau von Notre-Dame zu.

Die Kathedrale wurde aktuell für rund 60 Millionen Euro aufwändig renoviert. Nach Angaben der Feuerwehr könnte der Brand mit den Arbeiten zusammenhängen. Die Polizei gab zunächst keine Informationen über den Zwischenfall bekannt.

Macron: «Traurig, diesen Teil von uns brennen zu sehen»

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, seine Gedanken seien bei allen Katholiken und Franzosen. «Wie alle unsere Landsleute bin ich heute Abend traurig, diesen Teil von uns brennen zu sehen.»

 

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach auf Twitter von einem «schrecklichen Feuer». Die Feuerwehr tue alles, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Zugleich rief Hidalgo dazu auf, den Sicherheitsbereich im Umfeld der Kathedrale einzuhalten. Der erste stellvertretende Bürgermeister von Paris, Emmanuel Gregoire, forderte die Pariser auf, das Gebiet zu evakuieren und die Rettungskräfte ihre Arbeit machen zu lassen.

Papst spricht Mitgefühl aus

Nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris hat Papst Franziskus seine Nähe zu den Katholiken Frankreichs und der Pariser Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Wie Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Dienstagmorgen twitterte, betet der Papst für alle, die sich der dramatischen Lage gestellt haben und dies weiter tun. Bereits am Montagabend hatte Gisotti mit ähnlichen Worten das Mitgefühl des Heiligen Stuhls bekundet.

Weltweit reagierten Vertreter von Kirche und Politik mit Trauer und Entsetzen. Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit rief zum Gebet und zur Zuversicht auf. Der Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, äusserte sich auf Twitter «furchtbar traurig» über «den Verlust, den dies für die Katholiken unseres Landes und alle Franzosen bedeutet». Der Rektor der Pariser Grossen Moschee, Dalil Boubakeur, twitterte: «Bitten wir Gott, dieses für unsere Herzen so wertvolle Denkmal zu bewahren.»

Bis zu 14 Millionen Besucher jährlich

In den Sozialen Medien kursierten zahlreiche Videos, die zeigen, wie Flammen und Rauchwolken aus der Kathedrale schlagen. Die frühgotische Kathedrale Notre-Dame wurde zwischen 1163 und 1345 erbaut. Sie wird jährlich von 12 bis 14 Millionen Menschen besucht.

Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay forderte eine schnelle Beurteilung der Schäden. Schon in den ersten Stunden müssten strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden. (kna)


Die Kathedrale Notre-Dame in Paris in Flammen. | © Keystone
16. April 2019 | 00:16
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

Notre-Dame de Paris

Die frühgotische Pariser Bischofskirche Notre-Dame ist ein Wahrzeichen von Paris. Vielen gilt sie als Inbegriff von Frankreichs Kathedralen. Sie liegt exponiert auf der Seine-Insel Île de la Cité im historischen Zentrum.

Das monumentale Kircheninnere mit fünf Schiffen ist 130 Meter lang und 35 Meter hoch. Die beiden Türme der Fassade erreichen 69 Meter Höhe. Der Nachfolgebau früherer Bischofskirchen wurde 1163 begonnen. Bereits 1182 war der Chor fertiggestellt, danach folgten das Hauptschiff sowie die Westfassade (1225) und die Türme (1250).

Wie so viele Kirchen in Frankreich erfuhr die Kathedrale der Hauptstadt während der Revolution tiefe Demütigung. Zunächst als revolutionärer «Tempel des Höchsten Wesens», entweiht, wurde sie später zum Weinlager. Erst Napoleon ordnete 1802 wieder eine Nutzung für den Gottesdienst an und krönte sich hier im Dezember 1804 in Anwesenheit von Papst Pius VII. selbst zum Französischen Kaiser.

Neben der herausragenden kunsthistorischen Bedeutung des Gesamtbauwerks verdienen die berühmten Chimären-Figuren auf der oberen Galerie sowie die bedeutenden Figurenportale Beachtung. Letztere, auch die überlebensgrossen Königsstatuen am Mittelportal, sind allerdings Neuschöpfungen, da die Originale während der Revolution zerschlagen wurden.

Victor Hugos Roman «Der Glöckner von Notre Dame» (1831) machte das verfallende Gotteshaus zum Gegenstand romantischer Verklärung.

Wie der Name Notre-Dame (Unsere Liebe Frau) sagt, ist die Kathedrale der Gottesmutter Maria geweiht. 2006 wurde der Vorplatz gegen politischen Widerstand nach Papst Johannes Paul II. (1978-2005) benannt. (kna)