Meine Spur
Schweiz

Wirtschaftliches Denken und Einkehr schliessen sich nicht aus

Zürich, 9.7.18 (kath.ch) Im Wallis wurde ein neuer Abschnitt des Jakobswegs durch die Schweiz eröffnet. Die Initianten wollen den sakralen Reichtum des Tals bekannter machen und damit mehr Menschen zur Einkehr in die Kapellen und Kirchen bewegen. Gleichzeitig verstehen sie den Pilgerweg auch als regionale Wirtschaftsförderung. Das ist kein Widerspruch, meint Martin Spilker im Kommentar.

Wer auf dem neuen Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone von Disentis nach St. Maurice unterwegs ist, bekommt viel geboten. Über 300 Kirchen und Kapellen säumen den Weg dieser Etappe Richtung Grab des Heiligen Jakobus. Da gibt es Einkehrmöglichkeiten für ganz unterschiedliche spirituelle Bedürfnisse. Zudem lässt sich durch grossartige Landschaften umgeben von erhabenen Gipfeln pilgern. Ein Kraftweg sicher in vielerlei Hinsicht.

Die Sakrallandschaft in Wert setzen.

Doch den Initianten ging es nicht allein darum, dem Wegnetz nach Santiago de Compostela eine neue Schlaufe anzufügen. Die Sakrallandschaft in Wert setzen. So lautet ein weiteres Ziel des Pilgerwegs. Das mag so gar nicht mit dem landläufigen Bild des Pilgerns zusammenpassen: Allein oder in der Gruppe unterwegs auf dem Weg zu sich selbst und zu Gott. Dabei werden Einfachheit und manche Strapazen auf sich genommen.

Das muss aber nicht heissen, dass sich Pilger nicht gern ein schönes Zimmer leisten oder bei anderer Gelegenheit an einen Ort zurückkehren, um «richtig» Ferien zu machen. Hier setzt der Gedanke der Inwertsetzung an. Es ist alles vorhanden: die spirituellen Pilgerorte ebenso wie die einfachen Unterkünfte und die Hotels und Gaststätten der gehobenen Klasse. Der Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone will – auch – das miteinander verbinden.

Der Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone will verbinden.

Unter dem Strich bleiben hoffentlich von der Wegstrecke erfüllte Pilger, zusätzlicher Umsatz in einer wirtschaftlich herausgeforderten Region und grössere Bekanntheit von ganz vielen sakralen Perlen des Wallis.

Nein, Geld und Geist schliessen sich bei einem Pilgerweg nicht aus. Dass die Initianten ihre mehrfachen Ziele offenlegen ist lobenswert. Die Arbeiten, die für den neuen Pilgerweg nötig waren, wurden ja auch nicht um Gottes Lohn getan. Das Resultat aber lädt dazu ein, sich auf diesen Weg zu begeben. Und dabei wohl ganz anderen Gedanken als dem Geld nachzugehen.

Meine Spur | © Vera Rüttimann
9. Juli 2018 | 11:20
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