Kapelle Ritzigerfeld (Wallis), links das Weisshorn.
Schweiz

Durchs Wallis auf neuen Wegen zum Heiligen Jakobus pilgern

Ritzingen VS/Andermatt UR, 8.7.18 (kath.ch) Das Wallis ist eine religiös überaus reiche Kulturlandschaft. Die wurde mit dem Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone nun auch für Jakobspilger erschlossen. Und soll der Region gleichzeitig auch wirtschaftlich neue Impulse einbringen.

Martin Spilker

«Den Himmel auf Erden sehen» wollten die Walliser im Zuge der Gegenreformation. So erklärt Peter Salzmann die Tatsache, dass im Oberwallis nicht weniger als 300 Kirchen und Kappel stehen. Das ist immerhin ein Sakralbau pro 100 Einwohner.

Dieses grosse Erbe will man im Wallis nicht nur bewahren, sondern noch viel mehr bekannt machen. So entstand im Alpenkanton vor einiger Zeit die Idee, den bislang bei Andermatt ins Mittelland abzweigenden Jakobsweg neu auch durchs Wallis zu führen. Vergangenen Mittwoch wurde der Weg gleich doppelt eröffnet. Einmal in Ritzingen im Goms und einmal im urnerischen Andermatt. Je mit Segensworten von Geistlichen.

Sakrale Kultur in Wert setzen

Die gesamte Strecke führt über 241 Kilometer vom Kloster Disentis bis zur Abtei St. Maurice. Damit sollte auch die 1000-jährige Geschichte der beiden Klöster sichtbar eingebunden werden, sagt Peter Salzmann. Er hat das Vorhaben Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone als Projektleiter im Mandat begleitet.

Als Wanderleiter kennt er nicht nur Berge und Wege, sondern auch die «Perlenkette» von Kirchen und Kapellen im Wallis. Im Winter ist Salzmann in der Marketingbranche tätig. So liegt es für ihn nur auf der Hand, dass ein Pilgerweg im wirtschaftlich herausgeforderten Oberwallis auch zur Stärkung der Volkswirtschaft beitragen kann und soll.

«Unsere religiösen Bauten sind kleine Museen.»

«Unsere Kultur ist stark mit der Religion verbunden und unsere religiösen Bauten sind kleine Museen, barocke Schmuckstücke», sagt Salzmann. Das gelte es, beispielsweise in Form von zusätzlichen Übernachtungen im Tal, in Wert zu setzen. Die Verbindung mit europäischen Pilgerwegen ist Salzmann deshalb wichtig. Denn im unteren Rhonetal ist der neue Pilgerweg nun auch Teil des Frankenwegs, ein Weitwanderweg, der «Via Francigena» die Canterbury und Rom verbindet.

Keine neuen Wege «erfunden»

Hinter dem Pilgerwegprojekt steht das «Stratos»-Netzwerk. Ein Zusammenschluss, dem Oberwalliser Tourismusdestinationen, die Matterhorn-Gotthard-Bahn, Postauto Wallis und Valais/Wallis Tourismus angehören. Zusammen mit RW Oberwallis (Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG) sowie mit finanziellen Beiträgen von privater Seite, Gemeinden, Kanton Wallis und Bund konnte das Vorhaben realisiert werden. Unterstützung erhält der Walliser Pilgerwege auch vom Verein jakobswege.ch.

Die Gesamtkosten des Projektes betragen laut Auskunft der Organisatoren 180’000 Franken. Dazu sind laut der PR-Verantwortlichen Sabrina Arnold zahlreiche Freiwilligeneinsätze geleistet worden.

Flyer, Broschüre und Pilgerführer

Jakobspilger haben ab Andermatt nun die Möglichkeit, bis zur Kantonsgrenze Wallis-Waadt auf katholischem Boden zu gehen. Neue Wege wurden dafür allerdings nicht «erfunden», wie Peter Salzmann erklärt. Die bestehenden Wanderwege wurden aber mit den Pilgerwegweisern zusätzlich ausgeschildert und führen im Goms über ruhige gelegene Wanderwege durch den Talboden und im unteren Rhonetal durch die Rebberge.

Für den modernen Pilger finden sich alle Angaben auf der Internetseite des neuen Pilgerwegs. Zudem wurden ein Flyer und ein Broschüre mit den notwendigen Informationen über Wegverlauf, sakrale Bauten, Stempelstellen und Unterkünfte erstellt. Diese Tage wird im Rotten-Verlag zudem ein eigener Pilgerführer erscheinen, der, wie Peter Salzmann bereits ankündigt, auch auf Französisch übersetzt werden wird.

In der Not hilft die «Muttergottesbahn»

Mit einer Gesamtdistanz von genau 241,2 Kilometern, einem gesamten Gefälle von 6500 Höhenmetern und Anstiegen von 5800 Metern handelt es sich beim Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone aber doch um eine anspruchsvolle Wegführung. Als mittlere Wanderzeit werden dafür 65 Stunden angegeben.

In den Unterlagen finden sich dafür 13 Etappen beschrieben. Wer den Weg anders wählen möchte, sei selbstverständlich frei, sagt Peter Salzmann. «Oder er nimmt bei Bedarf einfach die ‹Muttergottesbahn›», so der Projektleiter. – Moment. «Muttergottesbahn»? Ist das auch eine sakrale Besonderheit des Wallis? Salzmann lacht. So werde hier eben die «Matterhorn Gotthard Bahn» genannt…

Kapelle Ritzigerfeld (Wallis), links das Weisshorn. | © zVg
8. Juli 2018 | 16:10
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!