Nur, wer sich entscheidet

Zum Sonntag, 27.August 2017- 21.Sonntag im Jahreskreis

Nur, wer sich entscheidet

Ingrid Grave*

Nur, wer sich entscheidet, existiert» – ein Spruch von Martin Luther, der mir in diesem Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation unter die Augen gekommen ist. Ich denke, Luther wusste, wovon er sprach, denn er hat für sich und sein Leben klare Entscheidungen getroffen.

Dies dürfen wir auch von Petrus sagen, dem Fischer vom See Genezareth. Spontan war er als einer der ersten dem Wanderprediger Jesus gefolgt, hatte dafür alles stehen und liegen lassen: Arbeit, Fischerboot und Netze. Auf wen hatte er sich da eingelassen? Noch war Jesus ein unbeschriebenes Blatt, kaum bekannt.

Das änderte sich recht bald. Mit einem zunehmend grösseren Grüppchen von Jüngern und Jüngerinnen war Jesus unterwegs. Die Leute beginnen sich zu fragen: Wer ist das eigentlich? Statt Jesus selbst anzusprechen, haben sie bei den Jüngern vorgefühlt. Jesus scheint das zu spüren (Mt 16, 13-20) und stellt der Jüngergruppe die Frage: «Für wen halten die Leute mich?»

Als Antwort werden gleich mehrere Namen von Personen aufgelistet, die schon gestorben sind oder gar umgebracht wurden, wie zum Beispiel Johannes der Täufer; König Herodes hatte ihn kurz zuvor enthaupten lassen.

Es werden Propheten genannt, die in der Geschichte Israels eine bedeutende Rolle spielten.  Also hatte sich unter dem Volk bereits eine Meinung herausgebildet, dass dieser Wanderprediger etwas Besonderes sein müsste. Das alles bleibt etwas vage. Doch Jesu  Jünger, weshalb haben sie sich für ihn entschieden? Jesus will es wissen: «Und ihr, für wen haltet ihr mich?»

Petrus ist der Erste, der spontan reagiert! «Du bist der Messias!»

Petrus versteht, zumindest in diesem Moment, Jesus als den göttlichen Retter und Heilsbringer. Diese unvermittelte Aussage kommt aus seiner tiefsten Tiefe. Jesus spricht es an: «Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart.» Da ist mehr!

Im Kern seines eigenen Wesens stösst der Mensch auf etwas Göttliches. Von dort gehen Impulse aus, die zu Entscheidungen drängen. Jede persönliche Entscheidung hat auch Konsequenzen für das persönliche Leben. Petrus «hört» den Impuls aus seinem tiefsten Innern – wie damals am See Genezareth. Das lässt ihn im entscheidenden Augenblick eine existenzielle Entscheidung treffen: Er wird Jesus folgen, denn er «weiss», wer dieser ist.

Die Existenzweise des Fischers Petrus wird völlig umgekrempelt werden in eine neue Existenz vertiefter Lebendigkeit.

Jeder Mensch hat diese Chancen.

*Ingrid Grave ist Dominikanerin in Zürich, wo sie in der Oekumene und in der Seelsorge engagiert ist

 

 

26. August 2017 | 11:46
Lesezeit: ca. 2 Min.
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