Mücken aussieben, aber Kamele verschlucken

Zürich, 28.7.17 (kath.ch) Jesus schimpft gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer: «Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt». Was das Matthäusevangelium damit meint, darüber sinniert Regula Pfeifer in ihrer Kolumne zur Sommerserie «tierisch-heilig».

Laut bibelwerk.de spielt die Aussage im Matthäusevangelium (Mt 23,24) darauf an, dass die Pharisäer Getränke, vor allem den Wein, sorgfältig durch ein Tuch siebten, weil möglicherweise ein unreines Insekt hineingefallen war, das zu essen ihnen verboten war.

Diese Leute siebten also die klitzekleinen Mücken aus und dachten, nun sei der Wein rein und trinkbar. Doch offenbar waren sie auf einem Auge blind. Denn ihnen fiel nicht auf, dass sich da noch Kamele im Wein befanden. Die verschluckten sie dann prompt. Dass sie sie überhaupt schlucken konnten, kann ja nur ein Wunder sein. Denn diese Riesentiere überragten sie ja meterhoch.

Die von Jesus kritisierten Leute übersahen also das Riesige – denn sie waren immer nur emsig mit dem Kleinsten beschäftigt. Diese kleinen Probleme wegzubringen, war ja ganz einfach. Nur: Was sollte man mit den grossen anfangen? Dann besser mal wegschauen und – wenn das nichts nützt –halt runterschlucken. Das wird dem Menschen allerdings kaum bekommen.

Vielleicht wärs besser, das nächste Mal zuerst die Kamele aus dem Wein zu fischen, und dann erst die Mücken. Denn Wein mit ein paar Mücken ist doch eher verdaulich als Wein mit Kamelen. Oder anders gesagt: Es wäre besser, erst das grosse Problem anzupacken und dann die kleineren Übel.

Mücken aussieben, aber Kamele verschlucken | © Karikatur von Natalie Fritz 2017
28. Juli 2017 | 10:00
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