Kardinal Müller: Einigung mit Piusbrüdern «braucht Zeit»

Rom, 28.5.17 (kath.ch) Eine Einigung zwischen der traditionalistischen Piusbruderschaft und dem Vatikan ist laut Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller noch nicht in greifbarer Nähe. «Das braucht Zeit», sagte Müller, Präfekt der römischen Glaubenskongregation, dem katholischen Sender EWTN. Nötig sei eine «tiefere Versöhnung, nicht nur die Unterzeichnung eines Dokuments».

Wer katholisch sein wolle, müsse unter anderem die Konzilien und die übrige kirchliche Lehre sowie die «hierarchische Gemeinschaft mit dem Ortsbischof, der Gemeinschaft aller Bischöfe und dem Heiligen Vater» akzeptieren.

Zur Streitfrage der Liturgiereform sagte Müller, es sei seit jeher katholische Auffassung, dass der Papst und Synoden das Recht und die Pflicht hätten, die «äussere Form der Liturgie» neu zu gestalten. «Die Substanz der Liturgie ist durch die Offenbarung gegeben und kann von niemandem geändert werden», fügte er hinzu. Das Interview wurde Donnerstag als Video im Internet veröffentlicht; am Samstag erschienen schriftliche Auszüge in sozialen Netzwerken.

Als Brückenbauer zu den Piubrüdern könnte gemäss Schweizer Radio SRF das sich auf Schweizer Kircheninsider beruft, der Churer Bischof Vitus Huonder vom Papst eingesetzt werden. Dies könnte einer der Gründe für die Verlängerung seines Amts um weitere zwei Jahre sein.

Diakoninnenweihe «unmöglich»

Im Blick auf eine von Papst Franziskus eingesetzte Studienkommission zu Diakoninnen in der Kirchengeschichte sagte Müller, der Papst beziehe sich dabei nicht auf das dreistufige katholische Weiheamt von Diakon, Priester und Bischof. Es gehe um Frauen, die in der frühen Kirche etwa als Helferinnen bei der Taufe von Frauen oder in karitativen Aufgaben tätig gewesen seien.

Eine Diakoninnenweihe schloss der Kardinal als «unmöglich» aus. «Das wird nicht kommen», so Müller. Überdies sei dies nicht nötig. Heute seien Frauen in der Kirche in höheren Verantwortungspositionen als die Diakoninnen der Antike.

Umstrittener Entlassung von Vatikan-Mitarbeitern

Ungewöhnlich offene Kritik übte der Kardinal an der angeblichen Entlassung von drei Mitarbeitern der Glaubenskongregation durch den Papst. Der Schritt war Ende 2016 bekanntgeworden und soll gegen den Willen Müllers erfolgt sein. Müller sagte dazu im Interview, diese Geschichte sei wahr. Er wünsche sich «eine bessere Behandlung unserer Mitarbeiter beim Heiligen Stuhl». Man dürfe nicht nur über die Soziallehre reden, sondern müsse sie auch respektieren, so der Kardinal.

Müller rückte die Personalentscheidung in die Nähe eines «alten höfischen Gebarens», das Franziskus selbst kritisierte. Mitarbeiter könne man nur dann entlassen, wenn sie einen Fehler machten oder Voraussetzungen wie Rechtgläubigkeit, integre Lebensführung und Sachkompetenz nicht erfüllten. (cic/sys)

Das ganze Interview in englischer Sprache:

Kardinal Gerhard Ludwig Müller | © Roberto Conciatori Photographer SBF
28. Mai 2017 | 11:53
Lesezeit: ca. 2 Min.
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