Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten.
Schweiz

Lovey will nichts von Sterbehilfe wissen: Kein Walliser Kulturgut

Sitten, 28.2.16 (kath.ch) Gegen Sterbehilfe in Heimen und Spitälern hat sich der Walliser Bischof Jean-Marie Lovey ausgesprochen. Diese würde vor allem den Tod von alten Menschen banalisieren, erklärte er gegenüber der Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» von Samstag, 27. Februar. Sterbehilfe entspreche nicht der Kultur des  Kantons.

Der Bischof reagierte auf eine Konferenz, welche Befürworter einer Motion zur Sterbehilfe im Walliser Kantonsparlament organisiert hatten. Der Bischof sprach sich für eine Kirche aus, die nahe bei den Leidenden steht. Die Kirche müsse sich solidarisch mit dem Menschen in all seinen Lebenslagen zeigen

In den Altersheimen im Wallis würden die Betagten von Personen begleitet, die sich durch Güte, Geduld, Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung, kurz: durch die evangelischen Werte auszeichnen. Er erhalte viele Bestätigungen, dass genau in diesen Werten die Erwartungen von Menschen am Lebensende liegen würden.

Aufgabe der Kirche

Es sei eine Aufgabe der Kirche, dafür zu sorgen, dass Menschen andere Menschen auch in extremen Lebenssituationen begleiten. Eine dem Sterbenden hingehaltene Hand versichere diesem, dass er in Frieden und im Vertrauen auf Gott gehen könne. Der Bischof ermuntert Pflegepersonal, Freiwillige und Angehörige, die Sterbenden bis zum Schluss zu begleiten.

Der Freitod stelle im Gesundheitswesen ein grosses Problem dar. In den vergangenen neun Jahren habe die Zahl der Suizide um 360 Prozent zugenommen. Das seien sechs Fälle pro Tag in der Schweiz. Würde die Sterbehilfe in den Heimen oder Spitälern zugelassen, würde dies zu einer Banalisierung des Todes und des Freitodes vor allem bei alten Menschen beitragen.

Kein Walliser Kulturgut

Sterbehilfe würde nicht der Kultur des Wallis entsprechen. Dieses gehe einen anderen Weg. Die Institutionalisierung der Sterbehilfe «widerspricht unserer Identität», so der Bischof. «Wir sind hier offen für das Leben und wissen, dass der Auftrag der Medizin darin besteht, zu pflegen, zu mildern und den Menschen bis an sein Lebensende zu begleiten».

Der Bischof zeigt sich überzeugt, dass es dem Kanton in gemeinsamer Arbeit gelingen werde, anspruchsvolle und einfache Lösungen zu finden, welche die Würde jedes Einzelnen respektieren. (gs)

Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten. | © 2016 Barbara Ludwig
28. Februar 2016 | 17:50
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