Das Sakrament der Taufe

Im Spiegelbild die Kuppel: Taufbecken in der Kathedrale St. Gallen
Im Spiegelbild die Kuppel: Taufbecken in der Kathedrale St. Gallen

In der Taufe wird die zu taufende Person ohne Vorleistung von Gott angenommen. So darf die Taufe als ein Geschenk Gottes erfahren werden. Gott spricht in der Taufe dem Täufling seine Liebe zu, ganz unabhängig davon, wie die getaufte Person sich verhalten wird. Dieses Handeln Gottes will zunächst ein Segen sein.

Die Taufe

Die Taufe ist das erste und grundlegende christliche Sakrament – oder, wie das Kirchenrecht sagt, die “Eingangspforte zu den Sakramenten” (c. 849 CIC). Die Taufe gehört zu den drei sogenannten Initiationsriten (Einführungssakramenten) innerhalb der Kirche; die zwei weiteren sind Firmung und Eucharistie. Die Geburt ist der Beginn unseres Lebens, die Taufe sozusagen der Beginn unseres Lebens mit Gott.

In der Taufe wird die die Aufnahme eines Kleinkindes, eines Jugendlichen oder eines erwachsenen Menschen in die christliche Gemeinschaft in die Kirche gefeiert. Zugleich wird die getaufte Person in die Heilsgemeinschaft Christi eingegliedert. Das meint, dass mit der Taufe ein Weg beginnt: der Weg des Glaubens, der Weg mit Christus. Im Hören auf sein Wort wird der Mensch Teil der christlichen Gemeinschaft, welche der Apostel Paulus als lebendigen Leib Christi in dieser Welt beschreibt: «Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.» (1 Kor 12,27)

Die Taufe hat ihren Ursprung bereits im Judentum. Jesus selbst liess sich durch Johannes – später Johannes der Täufer genannt – im Jordan taufen. Auch andere Jünger liessen sich taufen. Jesus selber hat nie getauft, aber die Bedeutung des Sakraments hervorgehoben: “Wenn jemand nicht aus dem Wasser und dem Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen”, heisst es unter anderem im Neuen Testament der Bibel (Joh 3,5). Der Ursprung der heutigen Taufe der Kirche wird deshalb im eigentlichen Taufauftrag gesehen: “Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.”(Mt 28,19)

Die Aufnahme neuer Mitglieder in die Gemeinschaften der ersten Christen und Christinnen erfolgte daraufhin immer durch die Taufe. Die Täuflinge bekannten sich vor der Gemeinde zum damals neuen Glauben. Bis heute bekennen Erwachsene ihren Glauben bei der Taufe selbst. Bei der Kindertaufe tun dies die Eltern und Paten stellvertretend für den Täufling.

Die Taufe ist ein Sakrament, das nur einmal empfangen werden kann. Es lässt sich theologisch gesehen auch nicht rückgängig machen. Das Zweite Vatikanische Konzil der römisch-katholischen Kirche hat die Bedeutung aller Gläubigen zur Gestaltung der Kirche hervorgehoben. Alle Getauften werden damit eingeladen, die Gemeinschaft mitzugestalten.

Die Reformatoren haben zwar mit den meisten Sakramenten der Kirche kurzen Prozess gemacht und diese abgeschafft. Die Taufe – und weiter das Abendmahl – wurden aber als die grundlegenden sakramentalen Zeichen auch in den reformatorischen Kirchen beibehalten. In den westlichen Kirchen gilt eine gegenseitige Taufanerkennung. Dies wird damit begründet, dass es sich bei der Taufe um ein Zeichen der Einheit handelt. Die Taufe kann nur einmal im Leben empfangen werden.

Eltern oder erwachsene Taufbewerber und Taufbewerberinnen melden sich bei Ihrem Wohnpfarramt, wenn sie die Taufe erbitten wollen.

Das Taufalter

Die Taufe muss nicht zwingend im Kleinkindesalter erfolgen. Eltern möchten damit vielleicht zuwarten, bis das Kind grösser ist und mehr von der Feier mitbekommt. Andere Eltern möchten den Entscheid grundsätzlich den Kindern überlassen. Die sogenannte Religionsmündigkeit ist in der Schweiz im Zivilgesetzbuch auf 16 festgesetzt. Ab diesem Alter kann ein nicht getaufter junger Erwachsener entscheiden, ob und in welcher Kirche er oder sie getauft werden möchte. Wird die Taufe im Jugend- oder Erwachsenenalter gespendet, so schliesst sich an die Taufspendung die Firmung und der erste Empfang der Eucharistie an. Die drei Initiationssakramente werden somit in einer Feier zusammengefasst.

Die Taufpaten

Viele Getaufte haben eine Patin (Gotte) und einen Paten (Götti). Sie wurden von den Eltern für dieses Amt angefragt und waren bei der Taufe dabei. Bei jeder Taufe sind zwei Paten als Taufzeugen erforderlich. In der Mehrheit ist dies eine Patin und ein Pate, es können aber auch zwei Frauen oder zwei Männer sein. Taufpaten können alle getauften Christen werden, die gefirmt, beziehungsweise konfirmiert sind. Einer der Taufpaten muss der Konfession angehören, in der das Kind getauft wird. Es ist gut, einem Kind Paten an die Seite zu stellen. Denn die Taufpaten verpflichten sich, die Eltern des Täuflings bei der christlichen Erziehung zu unterstützen. Es geht also nicht in erster Linie darum bei Festtagen etwas Schönes zu schenken. Das Patenamt ist eine geistliche Aufgabe. Pate oder Patin bedeutet so viel wie «geistliche Mutter» bzw. «geistlicher Vater». Die Paten sollten bereit sein, den Lebensweg des Kindes zu teilen. Bei Fragen des Lebens und Glaubens wird es dem Kind guttun, einen vertrauten Berater oder eine vertraute Beraterin an seiner oder ihrer Seite zu wissen. Eltern und Paten erklären in der Taufliturgie ihre Bereitschaft, bei der Erziehung zum christlichen Leben mitzuwirken.

Es ist sinnvoll sich vor einer Zusage zur Patenschaft mit den Eltern über deren Erwartungen auszutauschen und selbst zu reflektieren, ob das Amt und damit die Begleitung des Kindes angenommen und auch geleistet werden kann.  Früher war es so, dass die Gemeinde aus ihrer Mitte Paten bestimmte. Die Paten vertreten also auch die christliche Gemeinde. Rechtlich gesehen haben sie gegenüber dem Kind aber weder Rechte noch Pflichten.

Die Taufliturgie

Name

Der Name wird vom Taufspender/der Taufspenderin in der Taufliturgie bei den Eltern erfragt. Indem der Name des Kindes genannt wird, wird hervorgehoben, dass dieses Ritual ausdrücklich diesem Menschen, diesem Kind gilt. Auch wenn mehrere Taufen stattfinden, steht jeder Täufling einzeln im Zentrum.

Kreuzzeichen

Der Taufende/die Taufende bezeichnet das Kind mit dem Kreuz, dem Zeichen Jesu Christi. Dazu werden die folgenden Worte gesprochen: Mit grosser Freude erwartet dich die Gemeinschaft der Glaubenden. Im Namen der Kirche bezeichne ich dich mit dem Zeichen des Kreuzes. Die Eltern, Paten werden ebenfalls dazu eingeladen, dem Täufling das Kreuz auf die Stirn zu zeichnen.

Wasser

Nachdem die Taufgemeinschaft den Glauben bekannt hat, folgt die Taufspendung.

Dabei wird dem Kind das geweihte Wasser dreimal über den Kopf gegossen. Das Wasser ist das Zeichen des Lebens, der Reinigung und der Heilung. Der Taufende/die Taufende spricht dazu: Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Chrisam

Der Täufling wird auch mit dem Chrisam, das heisst mit heiligem Öl auf den Scheitel gesalbt. Das ist Zeichen dafür, dass der Täufling Christus – das heisst, der Gesalbte – ähnlich ist und Zeit seines Lebens ihm immer ähnlicher werden soll.

Das Taufkleid

Wenn es möglich ist, wird dem Täufling das weisse Taufkleid angezogen werden. Das weisse Taufkleid will zeichenhaft zum Ausdruck bringen, was das Schriftwort aus dem Galaterbrief (Gal 3,27) sagt: Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt. Das weisse Kleid bei der Kindertaufe erinnert an die Gewänder, die erwachsene Täuflinge in früherer Zeit getragen haben. Die Taufe fand lange Zeit ausschliesslich in der Osternachtfeier statt. Weiss steht als Symbol für ewiges Leben, das der christliche Glaube verheisst. In manchen Familien wird das Taufkleid von Generation zu Generation weitergegeben.

Die Taufkerze

Schliesslich wird die Taufkerze an der Osterkerze entzündet und den Eltern oder Paten übergeben. Damit verbindet sich der Wunsch, dass das Kind als Kind des Lichtes leben soll und Jesus Christus, das Licht der Welt, ihm stets nahe sein will.

Der Taufspender

Der ordentliche Spender der Taufe ist der Priester oder der Diakon. Es können aber auch weitere Seelsorgende durch den Bischof zur Taufspendung beauftragt werden. Schwebt jemand in Lebensgefahr, ist es jedem und jeder erlaubt, die Taufe als sogenannte Nottaufe zu spenden. Dazu wird der oder die zu Taufende mit dem Wasser übergossen und die Taufformel gesprochen.

Papst Franziskus spricht an einer Veranstaltung am 1. August 2019 in Indonesien über das Verhältnis von Taufe und Sendung der Christen.