Die Grablegung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. fand in drei Särgen in den Katakomben des Petersdoms statt.
Vatikan

Zypresse, Zink, Eiche: Warum Benedikt XVI. in drei Särgen liegt

Benedikt XVI. liegt in einem Zypressensarg, der wiederum in einem Zink- und Eichensarg liegt. Warum der Aufwand? Zypresse stehe für die Unsterblichkeit der Seele, sagt ein Bestattungsexperte. Der Zinksarg schliesse den Inhalt «quasi luftdicht» ab. Italien lege mehr Wert auf die Sargqualität: «Wir führen in Zürich spezielle Italiener-Särge, die teurer sind als herkömmliche Särge.»

Wolfgang Holz

In drei Särgen ist Benedikt XVI. am Donnerstag in das rund 1,70 Meter tiefe ehemalige Grab von Johannes Paul II. hinabgelassen worden. Verschlossen wurde es mit einer schlichten Marmorplatte wie bei seinem Vorgänger.

Dabei kommt der Leichnam des Verstorbenen zuerst in einen Zypressensarg, so wie er beim Requiem auf dem Petersplatz zu sehen war. Mit roten Bändern verschlossen und versiegelt, wird der Holzsarg danach in einen Sarg aus Zink gelegt. Ebenfalls versiegelt kommt dieser in einen dritten Sarg aus Eichenholz.

Leichnam möglichst lange erhalten

«Dieser dreifache Sarg dient vor allem dazu, damit der Leichnam von Benedikt XVI. möglichst lange gut erhalten werden kann», sagt Rolf Steinmann (60). Er ist seit einigen Jahren Leiter des Bestattungs- und Friedhofamts Zürich. Er kennt sich mit Bestattungen aus.

Rolf Steinmann ist Leiter des Bestattungs- und Friedhofsamts der Stadt Zürich.
Rolf Steinmann ist Leiter des Bestattungs- und Friedhofsamts der Stadt Zürich.

«Zypressenholz ist leicht und sehr langlebig», sagt der Friedhofsexperte. In einigen Kulturen gilt Zypressenholz symbolisch für die Unsterblichkeit der Seele.

Zinksärge würden vor allem für Überführungen von Verstorbenen aus oder ins Ausland genutzt. «Das macht man vor allem aus sanitarischen Gründen», sagt Steinmann. Zum Beispiel zum Schutz vor Krankheiten.

«Der Vorteil von Zinksärgen ist, dass Leichname darin quasi luftdicht abgeschlossen sind und keine Bakterien eindringen und entweichen können.»

Rolf Steinmann, Leiter Bestattungs- und Friedhofamt Zürich

Gerade während der Corona-Pandemie seien Zinksärge besonders nützlich gewesen. «Der Vorteil von Zinksärgen ist, dass Leichname darin quasi luftdicht abgeschlossen sind und keine Bakterien eindringen und entweichen können.»

Schritt 1: Der Zypressen-Sarg, in dem Benedikt XVI. zuerst bestattet kommt in der Vatikan-Krypta nun in den Zinksarg (rechts)
Schritt 1: Der Zypressen-Sarg, in dem Benedikt XVI. zuerst bestattet kommt in der Vatikan-Krypta nun in den Zinksarg (rechts)

«Eichensarg Ausdruck der besonderen Wertschätzung des Toten»

Dass Benedikt XVI. danach noch in einen Eichensarg gebettet wird, hat laut Steinmann zum einen damit zu tun, dass dadurch der Leichnam des 95-Jährigen zusätzlich geschützt werde. «Zum anderen ist ein Eichensarg eben Ausdruck der besonderen Wertschätzung gegenüber dem Toten», sagt der Zürcher Friedhofsexperte. Eichenholz sei ein Symbol der Stärke und Beständigkeit.

Eichenholz sei ein teures Holz mit einer speziellen Konsistenz. Bei Kremationen in Zürich kommen Eichensärge deshalb nur selten zum Einsatz. «Eiche brennt auch nicht so gut.»

Schritt 2: Der Zinksarg wird luftdicht zugeschweisst.
Schritt 2: Der Zinksarg wird luftdicht zugeschweisst.

Steinmann ist überzeugt: «Die dreifache Sargbestattung von Benedikt XVI., der ja nicht in der Erde, sondern in den Katakomben des Petersdoms beerdigt wird, dient vor allem dazu, den Leichnam des ehemaligen Papstes auf diese Weise über mehrere Jahrzehnte und Jahrhunderte erhalten zu können.»

Die Sache mit dem «Züri-Sarg»

Generell werde in Italien im Gegensatz zu Deutschland und der Schweiz mehr Wert auf Bestattungsformen gelegt. «Wir führen in der Stadt Zürich auch spezielle Italiener-Särge im Angebot, die teurer sind als herkömmliche Särge», sagt der Zuger. Diese seien aber wenig nachgefragt.

Für viele Verstorbenen, die in der Stadt Zürich bestattet werden, wählen die Angehörigen lieber den sogenannten «Züri-Sarg». Kein Wunder. Dieser ist aus Pappelholz gefertigt, hat ein schlichtes Design, ist steuerfinanziert und damit für Einwohnende der Stadt Zürich kostenlos. «Bestattungen können heutzutage schnell ein paar tausend Franken kosten – und das kann sich nicht jeder leisten.»

Schritt 3: Der Eichensarg, in dem der Zinksarg und der Sarg aus Zypressenholz liegt, wird mit einer Platte aus Eiche verschlossen.
Schritt 3: Der Eichensarg, in dem der Zinksarg und der Sarg aus Zypressenholz liegt, wird mit einer Platte aus Eiche verschlossen.

Der Kirchenhistoriker Agostino Paravicini ist emeritierter Geschichtsprofessor der Universität Lausanne. Über das Requiem sagt er: «Das ist eine sehr alte Gewohnheit, die ins spätere Mittelalter zurückgeht.»

Kirchenhistoriker: Auch der Papst muss sterben

Diese Tradition wolle unterstreichen, so der 79-Jährige gegenüber kath.ch, dass «ipse papa morituri». Sprich: Dass auch der Papst sterben muss. Weil Benedikt XVI. kein amtierender Papst mehr war, habe es beim Requiem ein paar Änderungen gegeben. «Der Fischerring wurde schon gebrochen, als er zurücktrat», sagt Paravicini.

«Seit etwa 1300 dauert das päpstliche Bestattungszeremoniell neun Tage – es sind die novemdiales», erklärt der italienische Kirchenhistoriker. Öffentlich werde er aber ausgestellt ohne die «ferula», dem Kreuzstab, der ein Symbol der päpstlichen Autorität ist.

Über das Requiem in Rom sagt der Historiker: «Das Aussergewöhnliche ist, dass ein Papst an einem Begräbnis eines Papstes teilgenommen hat.» Als Coelestin V. gestorben sei, habe Bonifaz VIII. nicht am Begräbnis in Castello di Fumone teilgenommen. «Und als Gregor XII. zurücktrat, wurde er vom Konzil von Konstanz (1415) zum Kardinal ernannt, so dass er als Kardinal bestattet worden ist.»

Schritt 4: Der Dreifachsarg Benedikts XVI. liegt in der Gruft und wird nochmals gesegnet.
Schritt 4: Der Dreifachsarg Benedikts XVI. liegt in der Gruft und wird nochmals gesegnet.

«Sehr harte Hölzer»

Doch zurück zu dem Dreifach-Sarg, in dem der verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. nach dem Requiem bestattet wurde. Wie auch der erfahrene Bestatter Harald Stokkelaar aus dem deutschen Münster bestätigt, sorgt die hermetische Abgeschlossenheit des Leichnams dafür, dass der Verwesungsprozess sich aufgrund des Sauerstoffausschlusses stark verzögere.

Was die Hölzer der beiden umschliessenden Särge angeht, so Stokkelaar, seien Zypressen- als auch Eichenholz «sehr harte Hölzer.» Solche seien übrigens für Erdbestattungen in Lehmböden sehr geeignet. «Denn wenn in feuchten Böden die Särge zuerst zerfallen, bevor die Leichname verwest sind, gibt es Wachsleichen.»


Die Grablegung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. fand in drei Särgen in den Katakomben des Petersdoms statt. | © Vatican Media/kath.ch
6. Januar 2023 | 10:55
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