Josef Annen, Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus
Schweiz

Zürcher Generalvikar: «Präsenz eines Bischofs in Zürich ist ein Gebot der Zeit»

Zürich, 22.3.16 (kath.ch) Vor rund zwei Wochen hat der Churer Bischof Vitus Huonder die Diskussion um ein allfälliges Bistum Zürich – ein langgehegter Wunsch der Zürcher Katholiken – mit einer Umfrage neu in Gang gebracht. Für den Zürcher Generalvikar Josef Annen ist vor allem die Präsenz eines Bischofs in Zürich wichtig, wie er im Interview mit kath.ch sagt. Auf welche Weise diese ermöglicht wird, ist zweitrangig. Als regionaler Generalvikar ist Annen Mitglied im Bischofsrat des Bistums Chur.

Barbara Ludwig

Wie stehen Sie als Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus zu einem Bistum Zürich?

Josef Annen: Aufgrund der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Vorrangstellung des grossen Ballungsraumes ist die Präsenz eines Bischofs in Zürich ein Gebot der Zeit. Ein Bischof in Zürich entspräche auch der Linie von Papst Franziskus, der Bischöfe im Zentrum bei den Menschen will. Die Frage der genauen Organisation, ob eigenes Bistum Zürich oder ein Bistum Zürich-Chur mit einer Konkathedrale und einem zweiten Sitz des Ordinariates in Zürich, ist nicht so entscheidend. Wesentlich ist die Präsenz eines Bischofs in Zürich.

Sie sprechen die Alternative zu einem eigenen Bistum Zürich an: Die Errichtung eines Bistums Chur-Zürich mit einer Konkathedrale in der Stadt Zürich. Diese Lösung stand bereits 2006 einmal kurz vor der Umsetzung. Warum geschah dann doch nichts?

Annen: Die Errichtung eines Bistums Chur-Zürich mit einer Konkathedrale in Zürich stand unmittelbar bevor. Der Zürcher Regierungsrat wie auch der reformierte Kirchenrat hatten sich befürwortend geäussert. Die Umsetzung unterblieb, weil der damalige Churer Bischof, Amédée Grab, trotz seiner Zusage das Geschäft liegen liess mit der Begründung, Nidwalden sei dagegen.

Wäre diese Variante aus Ihrer Sicht eine ebenso sinnvolle Lösung wie ein eigenes Bistum Zürich?

Annen: Ein Bistum Zürich-Chur wäre durchaus eine sinnvolle Lösung, Sie bewährt sich seit langem andernorts, etwa in Bozen-Brixen oder Stuttgart-Rottenburg.

Vertreter anderer Bistumskantone haben Angst, bei der Errichtung eines Bistums Zürich im Regen stehen zu bleiben. Die Verlegung des Bischofssitzes nach Zürich hätte den Vorteil, dass das Bistum Chur nicht auseinandergerissen würde. Wie sehen Sie das?

Annen: Bei jeder Veränderung ist wichtig, dass sie einvernehmlich und solidarisch mit den anderen betroffenen Gebieten geschieht.

Welcher Variante geben Sie persönlich den Vorzug: Eigenes Bistum oder Wechsel des Bischofs nach Zürich?

Annen: Aus Sicht des Generalvikars ist die Präsenz eines Bischofs in Zürich wesentlich.

Vor zwei Wochen hat Bischof Vitus Huonder eine Umfrage zur Bistumsfrage lanciert. Welche Rolle spielten Sie als Generalvikar in dem Prozess?

Annen: Bischof Vitus hat die Absicht, eine Umfrage zu lancieren, im Bischofsrat zur Diskussion gestellt. Ebenso haben wir den Wortlaut der Umfrage im Rat besprochen. (bal)

Bischof Huonder gegen Verlegung von Bischofssitz nach Zürich

Bischof Huonder lanciert Umfrage zu Bistum Zürich

Josef Annen, Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus | © Barbara Ludwig
22. März 2016 | 12:21
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