Kardinal Kurt Koch
Schweiz

Wird Kardinal Kurt Koch zum Königsmacher im Bistum Chur?

Freiburg i.Br./Zürich, 9.3.17 (kath.ch) Im Bistum Chur wird kein Kandidat für das Amt des Bischofs zum Zuge kommen, «der wie seinerzeit Wolfgang Haas oder Vitus Huonder weiter polarisiert». Davon geht der deutsche Theologe und  stellvertretende Chefredaktor der «Herder Korrespondenz» Stefan Orth aus. Zum einen gebe es heute im Vatikan «ein ganz anderes Klima», was Bischofsernennungen betrifft. Zum anderen spiele die Bischofskongregation eine wichtige Rolle, sagte Orth gegenüber kath.ch. Und in dieser ist seit Dezember 2013 der Schweizer Kardinal Kurt Koch Mitglied.

Barbara Ludwig

Am 21. April wird der Churer Bischof Vitus Huonder 75 Jahre alt und muss gemäss Kirchenrecht Papst Franziskus seinen Rücktritt anbieten. Wird erneut ein Mann Oberhirte des krisengeschüttelten Bistums, der von weiten Teilen der Basis abgelehnt wird? Ein Blick auf die Praxis des gegenwärtigen Papstes in Sachen Bischofsernennungen könnte da etwas beruhigen. Dem Theologen Stefan Orth jedenfalls ist im deutschen Sprachraum und darüber hinaus kein solcher Fall bekannt, wie er auf Anfrage gegenüber kath.ch sagte. Als stellvertretender Chefredaktor der Monatszeitschrift «Herder Korrespondenz» beobachtet er unter anderem, was in diesem Bereich passiert.

Papst will «pastorale Typen»

«Heute gibt es doch ein ganz anderes Klima im Vatikan, was Bischofsernennungen betrifft», sagte Orth. Man habe im Vatikan und in der Kurie aus den zwei Jahrzehnten vor der Wahl von Papst Franziskus gelernt. Damals habe es immer wieder «massive Schwierigkeiten» mit einzelnen Bischöfen gegeben, so der Theologe.

Papst Franziskus sei es wichtig, dass Bischöfe «pastorale Typen» seien. Männer, die den Menschen nahe sind, und wissen, was diese beschäftigt. «Es gibt ja dieses schöne Diktum, dass der Bischof den Geruch seiner Schafe haben solle.» Als Beispiele für die Ernennung von Geistlichen mit seelsorgerlichen Qualitäten zählt Orth die deutschen Bischöfe Heinrich Timmerevers (Dresden), Helmut Dieser (Aachen) und Georg Bätzing (Limburg) auf.

Der Theologe vermutet, dass in Chur kein Kandidat ernannt wird, «der wie seinerzeit Wolfgang Haas oder Vitus Huonder weiter polarisiert». Dies heisse jedoch nicht, dass nicht ein «tieffrommer, vielleicht auch konservativer» Kandidat Bischof werde. Orth ist grundsätzlich zuversichtlich: «Rom wird dafür sorgen, dass es ein Mann ist, der als Bischof mit seinen Gläubigen reden kann. Ein dialogischer Typ.»

Besetzung der Bischofskongregation wichtig

Allerdings will der Theologe nicht behaupten, es gebe ein Muster, nach dem Papst Franziskus die Bischöfe ernennt. Vielmehr macht er auf weitere Faktoren aufmerksam. Natürlich unterzeichne der Papst das Ernennungsdekret. Angesichts der Fülle von Bischofsernennungen – weltweit gibt es laut Orth mehr als 4000 Bischöfe – könne er sich aber nicht mit jedem Fall inhaltlich befassen oder detaillierte Vorgaben machen. «Im Prinzip kann er nur Vorgaben allgemeiner Art machen und versuchen, die Bischofsernennungen über die gute Auswahl der Mitglieder in der Bischofskongregation zu steuern.»

Dieses Gremium spielt laut Orth eine wichtige Rolle, weil es angesichts konkreter Kandidaten entscheiden müsse, wer für einen bestimmten Bischofssitz am besten geeignet ist oder welche Namen auf die Liste kommen (falls ein Domkapitel ins Auswahlprozedere involviert ist). Der Theologe machte gegenüber kath.ch darauf aufmerksam, dass der Schweizer Kardinal Kurt Koch Mitglied der Bischofskongregation ist. Franziskus hat den vatikanischen Ökumeneminister und früheren Bischof von Basel im Dezember 2013 zum Mitglied derselben ernannt.

Kardinal Koch – ein entscheidender Player

Nach Ansicht des deutschen Theologen ist Koch ein entscheidender Player: «Er hat ein genaueres Wissen über die Vorgänge im Bistum Chur und dessen Geschichte. Bestimmt wird er sich in der Bischofskongregation entsprechend äussern.» Weil das Bistum Chur sicher auch im Vatikan als schwierige Diözese bekannt sei, in der es immer wieder zu Konflikten komme, erwartet Orth, «dass man in Rom genauer hinguckt». Orth hält es für möglich, dass im konkreten Fall der Einfluss von Koch denjenigen des päpstlichen Nuntius schmälert, der bei Bischofsernennungen ebenfalls eine wichtige Funktion hat.

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Kardinal Kurt Koch | © Georges Scherrer
9. März 2017 | 12:19
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