Fabia (links) und Sara Baitella
Schweiz

«Wir sind zu alt für Gutenacht-Geschichten»

Netstal, 19.8.16 (kath.ch) Zum Abschluss der Sommerserie hat kath.ch zwei Ministrantinnen am Ende ihrer Schulferien interviewt. Die Geschwister Fabia (15) und Sara (13) Baitella erzählen, wieso sie ministrieren, woran sie glauben und wieso ihre Ferien «mega» waren. Ein Beitrag zur Sommerserie «Katholikinnen und Katholiken erzählen von ihren Ferienplänen».

Francesca Trento

Sechs Wochen Schulferien – wie habt ihr sie verbracht?

Sara: Wir waren in Frankreich und in Mallorca. Und sie waren mega.

Was war so mega?

Fabia: Wir gehen halt jedes Jahr dahin und kennen auch andere Leute, die ebenso ihre Sommerferien dort verbringen.

Habt ihr nichts von der Schweiz vermisst – zum Beispiel das Ministrieren?

Fabia: (beide lachen) Wir waren ja nur drei Wochen weg und als wir zu Hause waren, haben wir sogar ministriert. Und in Frankreich haben wir auch einen Gottesdienst besucht. Der war toll.

Was war daran toll?

Fabia: Der Pfarrer war mega lustig.

Dann versteht ihr Französisch?

Sara: Nein. Aber was er sagte, war gar nicht so wichtig, sondern wie er es sagte.

Wie denn?

Fabia: Er war so nah beim Volk. Es war so, als ob er mit uns ein Gespräch führte. Er war so locker.

Sara: Was auch toll war, dass mega viele Menschen den Gottedienst besuchten. Nicht wie hier, da zähle ich manchmal die Kirchgänger, wenn ich ministriere. Es sind manchmal acht, manchmal fünf.

Fabia: Davon sind dann drei Baitella-Geschwister…

Sara: … und der Pfarrer. (lacht)

Wieso seid ihr Ministrantinnen?

Fabia: Wir gehen mit der Familie sowieso in die Kirche. Dann können wir auch gleich ministrieren, etwas Nützliches dabei machen.

Sara: Wir mögen auch unseren Pfarrer.

Fabia: Einmal hat er eine Wette verloren und dann haben wir ein Eis bekommen.

Sara: Und nach manchen Gottesdiensten bekommen wir ein Duplo.

Fabia: Wir treffen dann auch manche Freunde, die jetzt nicht mehr zur gleichen Schule gehen.

Hat das Ministrieren also nichts mit Gott zu tun?

Fabia: Doch, wir glauben an Gott.

Sara: Wir sind so aufgewachsen, dass wir ein Tischgebet sprechen. Früher hatte die Gute-Nachtgeschichte mit Gott zu tun und ein Tagesgebet vor dem Einschlafen gehörte auch dazu.

Fabia: Aber jetzt hören wir keine Gutenacht-Geschichte mehr, dafür sind wir zu alt. (beide lachen)

Betet ihr auch alleine?

Fabia: Ja manchmal vor dem Schlafengehen. Dann danke ich Gott. Man hat einfach etwas, worauf man zurückgreifen kann.

Sara: Es gehört halt einfach dazu.

Fabia (links) und Sara Baitella | © Francesca Trento
19. August 2016 | 10:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Kinder im Glauben erziehen

Denise Baitella, die Mutter von Fabia und Sara, erzählt von ihren Erfahrungen, ihren Kindern christliche Werte mitzugeben. Sie ist selber in der Kirchgemeinde Netstal (GL) engagiert. 

«Uns ist es wichtig, die Kinder mit Ritualen wie dem Tischgebet und dem Ministrieren vertraut zu machen und dies in die Erziehung einfliessen zu lassen. Ich kann die Kinder jedoch nur bis zu einem gewissen Alter steuern, was ihren Glauben betrifft. Jetzt, da Fabia und Sara schon älter sind, kann ich nichts mehr machen, ausser sie noch zu begleiten, wenn sie danach verlangen. Es ist ein kritisches Alter: Bis zur Oberstufe sind unsere Kinder noch behütet – auch in ihrem Glauben. Sie besuchen den Religionsunterricht, feiern die Erstkommunion und Firmung, ministrieren, essen jeden Mittag zu Hause, wo ein Tischgebet gesprochen wird. Ab der Oberstufe, vor allem sobald das Ministrieren kein Thema mehr ist, kommt ein Loch auf die Kinder zu. Es fehlt schlichtweg ein Angebot zur Unterstützung des Glaubens für Jugendliche und junge Erwachsene. Ebenso sehe ich, dass viele Lehrer schon fast Antichristen sind und die Kinder sich in der Schule nicht einmal mehr getrauen, zu erklären, was zum Beispiel Pfingsten bedeutet. Kinder, die in der Kirche noch involviert sind, sind Exoten. In diesem Alter wird man rasch verurteilt, wenn man nicht wie andere ist. Deshalb besuchen wir in den Ferien im Ausland Gottesdienste. So sehen unsere Kinder, dass es für viele Leute dazu gehört, den Gottesdienst zu besuchen und an Gott zu glauben.» (ft)