Wenn Kranke jungen Menschen in Lourdes Kraft spenden

Lourdes (F), 26.7.17 (kath.ch) Drei junge Westschweizerinnen verbringen ihre Pilgerfahrt nach Lourdes damit, sich um Kranke zu kümmern. In Lourdes sind die Tage hart und lang, aber lohnenswert, sind sich Léa, Larissa und Pauline sicher. Denn die Kranken geben ihnen trotz ihres Leids ganz viel zurück.

Bernard Hallet

«Ich fürchte mich schon vor dem Moment der Abreise. Es wird hart sein, sich nach einer Woche von den Kranken zu trennen. Es war eine solch eindrückliche Woche mit ihnen!», meint Pauline überwältigt. «Wenn sie uns ‘Bis zum nächsten Jahr!’ sagen und dabei traurig sind, können wir sagen: Wir haben unsere Mission erfüllt.»

Larissa und Léa stimmen ihr zu. Es ist schon der letzte Abend vor der Abreise. Die Zeit mit den Kranken war schnell vorbei. Eine Woche lang halfen sie mittags und abends im Speisesaal mit. Diese Zeit verbinde miteinander, meinen die drei.

Hilfe im Speisesaal

Ohne Unterbruch helfen sie, Melonen zu schneiden oder Servietten zu falten – all dies immer mit Rücksicht auf die einzelnen Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner und Bewohnerinnen. Die Helferinnen laufen unermüdlich zwischen Küche und Saal hin- und her und stellen immer wieder Fragen wie «Wollen Sie Kaffee mit Zucker oder mit Rahm?».

Die 17-jährige Léa schätzt die Dankbarkeit der Bewohnerinnen für ihre Hilfe | © Bernard Hallet

Jede der drei jungen Frauen war während der Zeit für je ein oder zwei Tische verantwortlich. Zusammen mit dem übrigen Team bedienen sie insgesamt 49 kranke Pilgerinnen und Pilger. Jene, die am schwersten körperlich oder psychisch eingeschränkt sind, nehmen ihre Mahlzeiten im Nebenraum ein. «Auch bei ihnen gilt die gleiche Arbeit für uns: Auftischen, abräumen und abwaschen», meint Larissa.

Wir können viel von der Kraft der Kranken lernen.

Ebenso helfen sie den Pilgern dabei, ihr Gepäck zu packen und ihr Zimmer aufzuräumen. Die drei Frauen erzählen das ohne irgendwelche Arroganz, es klingt alles  selbstverständlich: Sie sind nach Lourdes gekommen, um den Kranken zu helfen. Nicht um gut dazustehen.

Larissa räumt am Mittagstisch ab | © Bernard Hallet

Das Pilger-Dream-Team

Léa und Pauline (beide 17) gebürtige Freiburgerinnen, sind langjährige Freundinnen. Larissa (18) aus dem Wallis, haben sie bei einer früheren Pilgerfahrt kennen gelernt. Während der gemeinsamen Zeit sind sie unzentrennlich. «Wir sind ein gutes Team und verstehen uns bestens», sagen sie. Motiviert zu den Lourdes-Pilgerreisen wurden sie von ihren Familien, vor allem von ihren Grosseltern.

Eine zweite Familie

Zur Pilgerfahrt sei auch eine schöne Möglichkeit, ihrer Berufung ein Stück näherzukommen. Léa will Krankenschwester werden. Pauline möchte sich im Bereich der Krankheitsprävention engagieren, und auch Larissa sieht sich im Gesundheitswesen, weiss aber noch nicht genau, in welche Richtung es gehen soll.

«Die kirchlichen Feiern durchleben wir mit den Kranken noch intensiver.»

«Das erste Jahr in Lourdes stellte mir viele Fragen zur Ungerechtigkeit, die Kranke trifft», gibt Léa zu. «Die Betroffenen leben mit ihrer Krankheit, sind täglich mit Schmerzen konfrontiert, um so normal wie möglich zu leben. Dies braucht sehr viel Kraft – von der wir viel lernen können», fügt sie hinzu. Sie meint damit jedes Lächeln, das sie geschenkt bekomme, ebenso die netten Worte zum Dank. Als sie klein war, habe sie sich vor behinderten Menschen gefürchtet. «Das ist nun vorbei», meint sie.

Sie hätten viel mit den Kranken erlebt, sie dadurch immer besser kennen gelernt, so die jungen Frauen. Es gebe auch Bewohner und Bewohnerinnen, die für sie wie Grosseltern seien, quasi eine zweite Familie in Lourdes. Sie begleiten sie zur Grotte, zu den Gottesdiensten und Prozessionen. «Wir durchleben die Feiern mit den Kranken noch intensiver», so Larissa.

Lange Tage

Die jungen Frauen beenden ihr Essen gemächlich, müde nach einem langen Arbeitstag, der um sieben Uhr morgens beginnt und bis acht Uhr abends dauert. Fabienne, ihre Mentorin, hat sich zum Tisch des Trio gesetzt, an deren letzten Abend vor Rückkehr. Sie kann nicht anders, als die Arbeit der drei zu loben. Sie bedanken sich alle höflich, auch besonders für die nette Aufnahme ins Helfer-Team. «Dies ist selbstverständlich. Die Unterstützung der Mädchen ist sehr wertvoll!», meint Fabienne überzeugt.

Viele der Jugendlichen kämen ein, maximal zwei mal auf diese Pilgerfahrt und dann sehe man sie nicht mehr. Das Team muss also immer wieder die «Erstlinge» instruieren, die kommen, meint Fabienne.

Bevor Fabienne die drei verlässt, fragt sie sie: «Was macht ihr, wenn ihr wieder in der Schweiz seid?» Die drei antworten alle: «Wir werden schlafen. Und in den Tagen danach werden wir eine Leere empfinden…». (cath.ch/Übersetzung: ft)

Larissa, Léa und Pauline (v.li.) pilgern jedes Jahr nach Lourdes und helfen den Kranken | © Bernard Hallet
26. Juli 2017 | 15:00
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