Die Spurgruppe organisiert die nächsten Schritte, um die Schweizer Kirche synodaler zu gestalten.
Schweiz

Wie wird die Kirche synodaler? «Es kann nicht bei Männern in hohen Funktionen bleiben»

Vier Männer organisieren die nächsten Schritte, um die Schweizer Kirche synodaler zu machen. Am 26. September kommt es in Luzern zu einem Hearing. Die Vorbereitungsgruppe soll bis dahin diverser werden. «Es kann nicht bei Männern in hohen Funktionen bleiben», sagt RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch.

Die Schweizer Wünsche an die Weltkirche sind in Rom angekommen. Nun geht es darum, die Hausaufgaben vor Ort zu erledigen und die katholische Kirche in der Schweiz synodaler zu gestalten.

Synodale Versammlung im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln am 30. Mai 2022.
Synodale Versammlung im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln am 30. Mai 2022.

Eine «Spurgruppe» der Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz entwickelt derzeit im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ) erste Vorschläge. Diese sollen am 26. September im Pfarreizentrum St. Johannes in Luzern mit Einzelpersonen und Gremienvertreterinnen und Vertretern an einem Hearing diskutiert werden.

Spurgruppe ist nur ein Zwischenschritt

«Die Spurgruppe der Pastoralkommission ist nur ein Zwischenschritt. Sie definiert lediglich Vorschläge, wie ein künftiger Auftrag und ein entsprechendes Gremium aussehen könnten, um in der Schweiz synodale Strukturen auszuarbeiten», sagt Arnd Bünker.

Arnd Bünker an der Synode in Einsiedeln, Mai 2022
Arnd Bünker an der Synode in Einsiedeln, Mai 2022

Der geschäftsführende Sekretär der Pastoralkommission bildet zusammen mit Oliver Wäckerlig von der Geschäftsstelle der Pastoralkommission, SBK-Generalsekretär Davide Pesenti und RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch die Spurgruppe, die bereits die nationale synodale Versammlung in Einsiedeln vorbereitet hat.

«Der Zeitdruck ist stark»

«Wir veranstalten das Hearing, um abzuschätzen, ob die bisherigen ersten Ideen und die Richtung der angedachten Vorgehensweise vernünftig sind oder nicht. Die Pastoralkommission möchte das mit 40 bis 50 Beteiligten besprechen. Sie alle, so hoffen wir, können etwas zur strategischen Ausrichtung dieses Auftrags und zu organisatorischen Fragen beitragen», sagt Arnd Bünker.

RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger an der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.
RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger an der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.

«Wir sind aktuell selbst noch mitten im Suchprozess und strengen uns an, zum 26. September brauchbare Ideen für die weitere Diskussion vorzulegen», sagt der SPI-Chef. «Der Zeitdruck ist stark, aber der Wunsch nach Synodalität auch.»

Warum sind keine Frauen in der Spurgruppe?

Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist ein zentrales Anliegen des synodalen Prozesses. Warum ist die Spurgruppe dann eine reine Männerrunde? Es wurde «pragmatisch entschieden», sagt Arnd Bünker. Die Gruppe wolle zügig vorankommen – deswegen sei bis zur Formulierung eines Auftrags die bewährte Arbeitsgruppe so belassen worden.

Transparente der "Allianz Gleichwürdig Katholisch" bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Im roten Outfit: Katharina Jost.
Transparente der "Allianz Gleichwürdig Katholisch" bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Im roten Outfit: Katharina Jost.

«Das Gremium, das später die eigentliche Projektarbeit übernehmen soll, wird sicher nicht nur rein männlich besetzt sein. Aus diesem Grund machen wir auch so früh ein Hearing mit vielen Beteiligten, Männern und Frauen.»

Daniel Kosch nicht ganz glücklich über die rein männliche Spurgruppe

Auch RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch findet: «Es kann nicht bei Männern in hohen Funktionen bleiben. Das ist allen bewusst und wir sind uns einig, dass die Basis auch in der operativen Steuerung breiter und diverser werden muss.»

Ehemaliger RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch
Ehemaliger RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch

Kein Verständnis für die bislang rein männliche Spurgruppe hat die Gruppe «Voices of Faith», wie Chantal Götz mitteilt: «Ist ein synodaler Prozess ohne Frauen synodal? Ich denke, die Antwort ist für alle klar», sagt die Liechtensteinerin zu kath.ch.

Chantal Götz: «Hoch lebe die Scheinheiligkeit»

«In der Spurgruppe sitzen vier Männer. Männer, die sich nach aussen hin für Gleichberechtigung in der Kirche einsetzen und sogar Beobachter des Synodalen Wegs in Deutschland sind. Denen kommt nicht in den Sinn, ihre Spurgruppen gendergerecht und divers zu besetzen? Mich macht das sprachlos. Hoch lebe die Scheinheiligkeit», sagt Chantal Götz.

Treibende Kraft internationaler Vernetzung katholischer Frauen: Chantal Götz.
Treibende Kraft internationaler Vernetzung katholischer Frauen: Chantal Götz.

Kritik kommt auch von der «Allianz Gleichwürdig Katholisch». Geschäftsführerin Mentari Baumann sagt zu kath.ch: «Wir erachten die Arbeit der Spurgruppe als wichtig, werden aber die Geschlechtergerechtigkeit im Auge behalten.»

Teilnehmerliste noch nicht vollständig

Noch ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, wer am Luzerner Hearing teilnehmen wird. «Die Teilnehmerliste ist noch nicht vollständig. Deshalb können wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erst später kommunizieren», sagt Davide Pesenti, der Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz.

SBK-Generalsekretär Davide Pesenti will sich nicht einmischen.
SBK-Generalsekretär Davide Pesenti will sich nicht einmischen.

Nach Informationen von kath.ch haben viele Teilnehmende der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln von Ende Mai eine Einladung erhalten. Das würde bedeuten, dass man auf den Erfahrungen von Einsiedeln aufbauend die nächsten Schritte gehen könnte.

RKZ und SBK beraten über Auftrag

Nach dem Hearing und den dort eingebrachten Vorschlägen sollen diese von der Spurgruppe weiterbearbeitet und danach in der Pastoralkommission nochmals besprochen werden. «Es ist möglich, dass es zwischendurch nochmal eine breitere Rückversicherung über die Gesamtrichtung gibt, aber das können wir jetzt noch gar nicht absehen. Die Ergebnisse werden jedenfalls anschliessend der RKZ und SBK übergeben. Diese entscheiden dann über den definitiven Auftrag und die Arbeitsweise», sagt Arnd Bünker. (rp/sas/rr)


Die Spurgruppe organisiert die nächsten Schritte, um die Schweizer Kirche synodaler zu gestalten. | © kath.ch
25. August 2022 | 12:19
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!