Kinder im Religionsunterricht.
Schweiz

Wie lange gibt es noch Religionsunterricht im Oberwallis?

Rund 70 Prozent der Bevölkerung im Oberwallis sind katholisch. Trotzdem steht der katholische Religionsunterricht an den Oberwalliser Schulen auf der Kippe. Das Bistum Sitten schweigt dazu auf Anfrage von kath.ch.

Wolfgang Holz

«Wir können nicht von der Tatsache absehen, dass wir zunehmend in einer multikulturellen Gesellschaft leben, was auch verschiedene Orientierungen der Religionsgemeinschaften mit sich bringt. Das bedeutet, dass der konfessionelle Religionsunterricht nicht noch über Jahre Bestandteil der Stundentafel sein kann.»

Das steht in einem Brief, der zwischen dem Bistum Sitten und den Walliser Bildungsverantwortlichen für Unruhe sorgte, wie der «Walliser Bote» jüngst berichtete.

Bistumssprecher will nichts dazu sagen

In dem Schreiben geht es um die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts an Oberwalliser Schulen. Darin wird dementiert, dass Religion schon ab dem nächsten Jahr aus der Stundentafel fällt.

Kathedrale von Sitten
Kathedrale von Sitten

Ungewiss ist aber tatsächlich, ob es in ein paar Jahren noch Religionsunterricht an den Oberwalliser Schulen geben wird. Diese Frage scheint im Bistum Sitten jedenfalls für heftige Wellen zu sorgen.

Denn Bistumssprecher Paul Martone und Madeleine Kronig, die verantwortliche Koordinatorin für den schulischen Religionsunterricht im Oberwallis, wollen sich zur Sache vorerst nicht mehr äussern. Beide wurde von kath.ch persönlich kontaktiert. Beide lehnten eine Stellungnahme ab. Der Grund: Die Polemik solle nicht noch vertieft werden.

Gesellschaftlicher Wandel

Wie aus dem vom «Walliser Boten» zitierten Brief zu erfahren ist, trägt der gesellschaftliche Wandel mit durchmischten, multikulturellen Schulen dazu bei, dass immer weniger Schüler am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen. Eltern haben bekanntlich die Möglichkeit, ihr Kind für diese eine Lektion pro Woche – unkompliziert – dispensieren zu lassen. 

Im Unterwallis schon seit über 20 Jahren ausserschulisch

Unterm Strich bedeutet dies: Langfristig könnte der konfessionelle Religionsunterricht im Oberwallis ausserschulisch gehalten werden. So wie im Unterwallis. Dort gibt es bereits seit über 20 Jahren keinen konfessionellen Religionsunterricht an Schulen.

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Anstelle des Religionsunterrichts kennt man im Unterwallis das Fach «Ethik, Religionen und Gemeinschaft ERG». Dieses Fach wird von Lehrpersonen unterrichtet und nicht, wie der konfessionelle Religionsunterricht, von Pfarrherren und katechetisch Tätigen. Dieses Fach ist für alle Schüler obligatorisch. Im Oberwallis ist der Bereich ERG aktuell ein Teil des Fachs Natur, Mensch und Gesellschaft.

Noch nichts offiziell beschlossen

Ob der konfessionelle Religionsunterricht auch in den deutschsprachigen Primarschulen im künftig entfällt, ist aber noch nicht offiziell beschlossen. Eine bevorstehende Analyse soll Aufschluss geben. Ausgebildete Katechetinnen und Katecheten sollen aber auf jeden Fall auch weiterhin gebraucht werden.


Kinder im Religionsunterricht. | © Regula Pfeifer
16. Februar 2024 | 14:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
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