Werner Salzmann im Jahr 2019
Schweiz

Werner Salzmann: Die Kirchen sollen sich aus Politik raushalten

Der SVP-Ständerat Werner Salzmann möchte Bundesrat werden. Er ist von Papst Franziskus beeindruckt und findet es wichtig, dass die Schweiz zu den christlichen Werten steht. Zum Islam hat er eine klare Meinung.

Jacqueline Straub

Wie politisch dürfen die Kirchen Ihrer Meinung nach sein?

Werner Salzmann*: Grundsätzlich soll sich die Kirche nicht in die Politik einmischen, sondern ihre Aufgabe in der Seelsorge wahrnehmen.

Als der Bundesrat ankündigte, die Richtlinien für Waffenexporte zu lockern, gab es einen Aufschrei von Seiten der Kirche. Was ist Ihre Haltung dazu?

Salzmann: Als Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates kann ich nicht verstehen, warum sich die Kirchen in die politische Debatte einmischen wollten – ohne den Sachverhalt richtig einschätzen zu können.

Kapelle, Bergkreuz
Kapelle, Bergkreuz

Welche Baustellen sehen Sie in der Schweizer Religionspolitik?

Salzmann: Wichtig ist für mich, dass wir in der Schweiz zu den christlichen Werten und zur christlichen Religion stehen. Da orte ich für die nächsten Jahre die grösste Diskussion, da immer mehr Menschen sich zwar von der Religion entfernen, aber doch nach Werten suchen. Dabei sind sie da und haben die Schweiz geprägt und zu dem gemacht, was unsere schöne Schweiz heute ist.

Wie stehen Sie zur Präsenz christlicher Symbole im öffentlichen Raum, etwa Gipfelkreuze und in öffentlichen Gebäuden?

Salzmann: Die christlichen Symbole im öffentlichen Raum erinnern seit Jahrhunderten daran, dass das Christentum die Basis unseres Staats und unserer Kultur ist. Das darf auch heute noch gezeigt und gelebt werden.

«Wir dürfen nicht vergessen, dass der Islam in einigen Teilen dieser Welt ganz andere Werte vertritt.»

Soll der Islam in der Schweiz öffentlich-rechtlich anerkannt werden?

Salzmann: In der Schweiz herrscht Religionsfreiheit. Eine öffentlich-rechtliche Anerkennung ist also nicht notwendig, damit Musliminnen und Muslime hier ihren Glauben praktizieren können. Das Fundament unseres Staats ist die christliche Religion, was sich eben auch in den Gesetzen ausdrückt. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Islam in einigen Teilen dieser Welt ganz andere Werte vertritt. Sollen wir uns mit einer staatlichen Anerkennung in eine muslimische Religionsdebatte einmischen und damit gleichzeitig unsere eigenen Werte untergraben? Wir müssten dann konsequenterweise auch Minarette und die Vollverschleierung wieder zulassen. Das halte ich für falsch.

Haben Sie sich also für das Minarett-Verbot ausgesprochen?

Salzmann: Ich habe es unterstützt, denn es ist wie die Burka ein Symbol für den Machtanspruch des politischen Islams.

Mädchen mit Niqab.
Mädchen mit Niqab.

Im Jahr 2019 rief ein Imam in der Moschee in Kriens dazu auf, Frauen mit leichten Schlägen zu disziplinieren. Was sagen Sie dazu?

Salzmann: Menschen, die Frauen diskriminieren und zu Gewalt gegen sie aufrufen, haben in der Schweiz nichts verloren. Die zuständigen Behörden müssen dort durchgreifen.

In der katholischen Kirche werden Frauen ebenfalls diskriminiert. Müsste der Staat das nicht strenger bewerten?

Salzmann: Es ist nicht am Staat, die Situation der Frauen in der Kirche zu beurteilen. Grundsätzlich sind Kirche und Staat getrennt und die Kirche soll sich grundsätzlich nicht in die Politik einmischen – und die Politik nicht in die Kirchenangelegenheiten.

Papst Franziskus begrüsst Flüchtlinge in Bangui, Zentralafrikanische Republik
Papst Franziskus begrüsst Flüchtlinge in Bangui, Zentralafrikanische Republik

Wie soll die Schweiz mit Flüchtlingen umgehen?

Salzmann: Die Schweiz bietet den Menschen, die an Leib und Leben gefährdet sind, Schutz. Dies ist gut so. Als Staat ist dabei aber zu beachten, dass nicht neue Ungerechtigkeiten geschaffen werden, indem der Asylweg mit vorgeschobenem Asylgrund zur Zuwanderung missbraucht wird, während die Ärmsten der Verfolgten in ihrem Land verharren müssen.

Die Flüchtlingsfrage ist ein grosses Anliegen von Papst Franziskus. Was halten Sie von ihm?

Salzmann: Er ist ein beeindruckender Papst.

«Ich glaube, dass wohl keine Frau sich den Entscheid leicht macht.»

Welche Haltung haben Sie in der Abtreibungsfrage?

Salzmann: Die vom Stimmvolk abgesegnete heute geltende Regelung ist eine gute Grundlage, um das werdende Leben nach Möglichkeit zu schützen, aber auch den Eltern das Selbstbestimmungsrecht zu lassen.

Was sagen Sie über die «Einmal darüber Schlafen»-Initiative?

Salzmann: Die Initiative ist getragen vom Gedanken, dass jedes Leben wichtig ist. Das kann ich zwar nachvollziehen, aber das Stimmvolk hat entschieden und ich glaube, dass wohl keine Frau sich den Entscheid leicht macht.

(Anmerkung der Redaktion: Auf Rückfrage, ob er damit die Initiative seiner SVP-Parteifreundinnen ablehne, wollte sich Werner Salzmann nicht äussern.)

«Wir feiern gerne die christlichen Feiertage in unserem grossen Familienkreis.»

Sie sind evangelisch-reformiert. Wie sieht Ihre Glaubenspraxis aus?

Salzmann: Der christliche Glaube ist das Fundament der Werte, die wir versuchen zu leben. Und wir feiern gerne die christlichen Feiertage in unserem grossen Familienkreis.

* Werner Salzmann (59) ist SVP-Ständerat. Er kandidiert für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer. Seine Antworten teilte er kath.ch schriftlich mit.


Werner Salzmann im Jahr 2019 | © Wikimedia Commons
12. Oktober 2022 | 10:55
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