Eine Gläubige im Gebet
International

Weltweit Friedensgebete für die Ukraine – Aufruf des Papstes

Auf Initiative von Papst Franziskus haben am Mittwoch Katholiken weltweit für Frieden in der Ukraine gebetet. «Bitten wir den Herrn inständig, dass in diesem Land Geschwisterlichkeit geweckt werde und Verletzungen, Ängste und Spaltungen überwunden werden können», sagte der Papst am Vormittag im Vatikan.

Franziskus lud dazu ein, mehrfach im Lauf des Tages ein Vaterunser zu beten; «das Gebet, das uns zu Geschwistern macht». Bereits am Sonntag hatte er das Friedensgebet angekündigt und grosse Sorge über die Lage in der Region geäussert.

Russland hat an den Grenzen zur Ukraine nach Angaben Washingtons und Kiews mehr als 100’000 Soldaten zusammengezogen. Moskau weist den Vorwurf zurück, einen Militäreinsatz vorzubereiten. Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine kommen an diesem Mittwoch in Paris zu Verhandlungen über eine Lösung der Krise zusammen.

Friedensgebete stärker als Waffen

Der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften rief zu Einheit und Gebet für die Ukraine auf. Es gelte, um Weisheit und Mut für die ukrainische Staatsführung und ihre ausländischen Verbündeten zu beten, damit der «russische Aggressor» nichts Böses unternehme und keinen Erfolg habe. In der griechisch-katholischen Kathedrale von Kiew begann Mittwochfrüh ein zwölfstündiger «Gebetsmarathon», der von einem Kirchensender live übertragen wird. Grosserzbischof Swjatoslaw Schewtschuk erklärte, Friedensgebete seien stärker als Waffen.

Deutsche Katholiken sollen sich solidarisch zeigen

Der Apostolische Exarch für die griechisch-katholischen Ukrainer in Deutschland, Bischof Bohdan Dzyurakh, bat die katholischen Bischöfe im Land um Solidarität und Unterstützung für das ukrainische Volk. Er wünsche sich unter anderem humanitäre Hilfe für die Opfer der 2014 begonnenen «russischen Aggression in der Ukraine», sagte Dzyurakh in München.

Auch die katholische Kirche in Russland folgte der Papst-Initiative und lud zu Gebeten an diesem Mittwoch und am Sonntag ein. Der Frieden zwischen den Völkern sei zu wichtig, um ihn nur an einem Tag zu erbitten, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Paolo Pezzi.

Weltkirchenrat und Bischöfe in Belarus und Polen melden sich zu Wort

Der Weltkirchenrat (ÖRK) mahnte ebenfalls zum Frieden: «Wir beten für die Einsicht des Herzens und des Verstandes, für Deeskalation und für einen Dialog anstelle von Drohungen», erklärte ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca. Gottes Volk befinde sich auf beiden Seiten der derzeitigen Konfrontationslinien. Angesichts der ständig neuen Nachrichten über «die wahnwitzige Eskalation von Kriegsvorbereitungen» sei eine nicht auf dem geopolitischen Wettbewerb beruhende Logik notwendig. Denn diese nehme unweigerlich den Tod und das Leid in Kauf, so Sauca.

Auch die katholischen Bischofskonferenzen von Belarus und Polen riefen zum Friedensgebet auf. Im Rahmen des Gebetstags will der Papstbotschafter in Belarus, Erzbischof Ante Jozic, am Abend eine Messe in der Kathedrale in Minsk feiern.

EU-Bischofskommission in Sorge

Unterdessen äusserte sich die EU-Bischofskommission COMECE besorgt über die wachsenden Spannungen im Ukraine-Konflikt. Eine Eskalation der Worte und Taten setze den Frieden in ganz Europa und darüber hinaus aufs Spiel, mahnte der COMECE-Vorsitzende Kardinal Jean-Claude Hollerich am Mittwoch in Brüssel. Eine Militärinvasion und ein bewaffneter Konflikt hätten furchtbares menschliches Leid zur Folge und würden die über Generationen aufgebauten Errungenschaften von Frieden und Stabilität in Europa auf lange Zeit zunichte machen, sagte der Luxemburger Erzbischof. (kna)


Eine Gläubige im Gebet | © Oliver Sittel
26. Januar 2022 | 16:51
Lesezeit: ca. 2 Min.
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