Papst Franziskus in Kontakt mit Laudato-si-Engagierten
Vatikan

Weltpremiere für neue Umweltdoku mit Papst Franziskus

Es ist eine Doku mit Papst Franziskus. Aber es geht nicht um ihn, sondern um eines seiner Hauptanliegen. «The Letter» gibt seiner Umweltenzyklika «Laudato si» Gesichter. Jene von Menschen, die seine Botschaft leben.

Severina Bartonitschek

Grosses Kino im Vatikan. Wo normalerweise Bischöfe und Kardinäle aus aller Herren Länder mit dem Papst beraten, sitzen an diesem Abend eher ungewöhnliche Gäste. Auf den weinroten Sesseln der vatikanischen Synodenaula tummeln sich Filmemacher, Botschafter, Kurienmitarbeiter und Journalisten. Sie alle ergeben das Premierenpublikum der neuen Umweltdokumentation «The Letter» (Der Brief) mit dem Papst.

Offener Brief des Papstes

Franziskus habe allen Menschen einen Brief geschrieben – seine Umweltenzyklika «Laudato si», erzählt Lorna Gold, Präsidentin der gleichnamigen Bewegung, die an der Entstehung des Films beteiligt war. Aber wie erreicht man Milliarden Erdenbewohner – ganz gleich welcher Religion? Wie erreicht man all jene, die nicht klassische Leser einer Papstenzyklika sind?

Brief vom Papst nach Indien – aus dem Film "The Letter"
Brief vom Papst nach Indien – aus dem Film "The Letter"

Man nehme Emmy-Preisträger Nicolas Brown als Schreiber und Regisseur und produziere eine Doku mit dem Oscar-prämierten Team «Off the Fence» (Mein Lehrer, die Krake). Mit im Boot: Papst Franziskus und Protagonisten, die mit ihrer ganz persönlichen Geschichte zum Klimawandel die Botschaften der Umweltenzyklika lebendig werden lassen. So vermischen sich beängstigend wie beeindruckende Bilder von Umweltzerstörung und extremen Wetterphänomenen mit dem persönlichen Engagement einzelner.

Indigener Stammesführer kämpft für «seinen» Amazonas-Wald

Da wäre ein indigener Stammesführer aus dem Amazonasgebiet, der für den Erhalt «seines Waldes» kämpft, der «grünen Lunge» unserer Erde. Er selbst sei schon angegriffen worden, als er sich gegen Rodungen des Regenwaldes eingesetzt habe, erzählt er. Trotzdem will er weitermachen. «Aber dieser Kampf ist nicht nur mein Kampf. Der Schutz des Amazonas liegt in unser aller Hand», so Cacique Odair Borari, den alle nur «Dada» nennen bei der Filmvorstellung.

Zum Handeln ruft auch die 14-jährige Inderin Ridhima Pandey auf. Trotz und gerade wegen ihres jungen Alters engagiert sie sich schon lange als Klimaaktivistin, vernetzt sich mit anderen jungen Leuten, hält Reden weltweit. Sie habe Alpträume von den extremen Überschwemmungen in ihrem Land gehabt. Diese Alpträume sollten nicht zur Realität für andere Kinder werden. Reden reiche nicht mehr. «Handelt jetzt, Leute! Bitte!», fordert sie auch das Publikum am Ende der Filmpremiere auf.

Der Klimaflüchtling aus Senegal

Arouna Kande erlebt die Dürre in Senegal – aus dem Film "The Letter"
Arouna Kande erlebt die Dürre in Senegal – aus dem Film "The Letter"

Neben einem Wissenschaftler-Ehepaar, das sich für den Erhalt von Korallen stark macht, erzählt auch ein junger Senegalese seine Geschichte. Arouna Kande ist ein sogenannter Klimaflüchtling. Dürre und Überschwemmungen machen seine Heimat immer unbewohnbarer. Nach einem misslungenen Fluchtversuch in einem seeuntauglichen Boot setzt er sich nun in seinem Dorf für eine bessere Zukunft der Kinder ein. Unterstützt sie in der Schule, pflanzt Bäume. Ein tragisches Ereignis während der Dreharbeiten löste grosse Betroffenheit aus – im Film und beim Premierenpublikum.

Sie alle treffen in Rom mit Papst Franziskus zusammen. Sie unterhalten sich mit dem Mann, der sich als Papst den Namen des heiligen «Umweltaktivisten» aus Assisi gab. Nicht aus Zufall erschien «The Letter» am 4. Oktober, dem Fest des heiligen Franziskus und zugleich Tag des Beitritts des Vatikanstaates zur UN-Klimarahmenkonvention und dem Pariser Klimaabkommen.

Persönliche Schicksale zur Klimakrise

Der Film und die persönlichen Schicksale zeigten eindringlich, dass die ökologische Krise jetzt stattfinde, sagte der Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny. Sein Dikasterium und die vatikanische Kommunikationsbehörde waren ebenfalls an der Entstehung von «The Letter» beteiligt.

«Apokalyptische Überschwemmungen, anhaltende Dürren, verheerende Hitzewellen, katastrophale Wirbelstürme und Hurrikane sind in den letzten Jahren zur neuen Normalität geworden und werden immer schlimmer werden», so Czerny. «Dieser wunderschöne Film, eine herzzerreissende und zugleich hoffnungsvolle Geschichte, ist ein klarer Ruf an die Menschen überall: Wacht auf! Macht ernst! Trefft euch! Handelt gemeinsam! Handelt jetzt!»

Die Dokumentation ist über Youtube frei zugänglich. Der Film ist auf Englisch erschienen, die jeweiligen Muttersprachen der Protagonisten englisch untertitelt. Eine Veröffentlichung in deutscher Übersetzung ist nicht geplant. Es gibt aber auf der Videoplattform die Möglichkeit, automatisierte Untertitel auf Deutsch einzustellen. (cic)

Link zum Film (Englisch)


Papst Franziskus in Kontakt mit Laudato-si-Engagierten | © Youtube
7. Oktober 2022 | 11:26
Lesezeit: ca. 3 Min.
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