Kardinal Pietro Parolin
Vatikan

Weisse Fahne – Vatikan versucht Papstäusserungen zu erklären

Die jüngste Aussage von Papst Franziskus, dass die Ukraine Mut zu Friedensverhandlungen haben soll, stösst international auf viel Kritik. Nun hat sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dazu geäussert.

Der Vatikan hat die umstrittenen Worte des Papstes zu einem möglichen Verhandlungsfrieden im Ukraine-Krieg verteidigt und zugleich vor einem Atomkrieg gewarnt. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, sagte der Zeitung «Corriere della Sera» (Dienstag), es sei überdies offensichtlich, dass Frieden nur durch beide Kriegsparteien geschaffen werden könne. Die erste Bedingung für Frieden sei «die Beendigung der Aggression», so Parolin.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Auf die Frage, warum sich Franziskus zunächst nur an die ukrainische Seite gewandt habe, sagte Parolin, dies sei dem Kontext der Fragestellung in dem Interview des Schweizer Fernsehens geschuldet gewesen, in dem der Papst sich geäussert hatte.

Risiko einer atomaren Eskalation

Der Chefdiplomat des Papstes erklärte zudem, der Vatikan sei aktuell besorgt, dass der Ukraine-Krieg sich ausweiten und noch mehr Tod und Zerstörung bringen könne. Das Risiko einer atomaren Eskalation sei vorhanden. Auch deshalb dringe der Heilige Stuhl auf eine Verhandlungslösung.

Am Montag hatte das ukrainische Aussenministerium den Papstbotschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, einbestellt. Der Apostolische Nuntius sei darüber informiert worden, dass die Ukraine von den Worten des Papstes «enttäuscht» sei.

Aufruf zur Kapitulation?

Das Kirchenoberhaupt hätte seine Stimme nutzen sollen, um sich für einen «Sieg des Guten über das Böse» einzusetzen, heisst es in der Erklärung des Ministeriums. Zudem möge sich Franziskus mit seinen Appellen besser an den Angreifer Russland richten – «und nicht an das Opfer».

Protest gegen den Krieg: Ukraine-Fahnen auf dem Petersplatz am 14. August 2022 im Vatikan.
Protest gegen den Krieg: Ukraine-Fahnen auf dem Petersplatz am 14. August 2022 im Vatikan.

In einem Interview hatte der Papst der Ukraine «Mut zur weissen Fahne» und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt. Viele verstanden dies als einen Aufruf zur Kapitulation. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte später, Franziskus habe «vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben» wollen. (cic)

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Kardinal Pietro Parolin | © Oliver Sittel
12. März 2024 | 12:00
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