Ines Schaberger
Schweiz

Von Österreich ins Schweizer Fernsehen: Ines Schaberger brennt für das Evangelium

Ines Schaberger (29) ist die neue «Wort zum Sonntag»-Sprecherin. Sie stammt aus Österreich und arbeitet für das Bistum St. Gallen. Ein Vorbild ist für sie die Salvatorianerin Melanie Wolfers. Mit Sätzen wie «Die Zuversicht ist wie eine Sonnenblume» bringe sie die christliche Hoffnung verständlich auf den Punkt.

Raphael Rauch

Was reizt Sie am Amt der «Wort zum Sonntag»-Sprecherin?

Ines Schaberger*: Die Herausforderung, möglichst knapp und für eine breite Allgemeinheit etwas zu sagen, was die Menschen inspiriert, ermutigt und vielleicht auch herausfordert.

«Ich werde möglichst einfach und konkret reden, wenig sakrales Blabla.»

Wie genau möchten Sie vorgehen?

Schaberger: In der Vorbereitung hiess es immer wieder: «Seid authentisch.» Ich werde also so reden, wie ich auch in unserem Podcast «Fadegrad» spreche: möglichst einfach und konkret, wenig sakrales Blabla. Die Menschen am Fernseher sollen spüren, dass ich vom Leben und vom Glauben begeistert bin.

Die neuen katholischen "Wort zum Sonntag"-Gesichter: Ines Schaberger und Ruedi Heim.
Die neuen katholischen "Wort zum Sonntag"-Gesichter: Ines Schaberger und Ruedi Heim.

Was begeistert Sie am Glauben?

Schaberger: Glaube ist etwas Wunderbares. Wir leben in Zeiten, die viele verunsichern. Nach der Corona-Krise beschäftigt uns der Krieg in der Ukraine. Trotz allem im Evangelium Hoffnung zu spüren, gibt mir Kraft.

Sie haben damit geliebäugelt, Journalistin zu werden. Warum haben Sie sich für die Seelsorge entschieden?

Schaberger: Weil ich Menschen mag und ihre Freude und Sorgen teilen möchte. In der Pfarrei kann ich die Erstkommunion und den Gottesdienst im Altersheim vorbereiten. Ich habe mit der ganzen Fülle des Lebens zu tun.

Ines Schaberger im St. Galler Klosterbezirk
Ines Schaberger im St. Galler Klosterbezirk

«Im Bistum St. Gallen erlebe ich viel Freiheit.»

Was regt Sie an der katholischen Kirche auf?

Schaberger: Dass sie noch nicht im Jahr 2022 angekommen ist. Dass sie Liebe predigt – und trotzdem Menschen ausschliesst. Glücklicherweise erlebe ich im Bistum St. Gallen viel Freiheit, sodass mich hier fast nichts aufregt (lacht).

René Schaberger
René Schaberger

Sie haben im Sommer kirchlich geheiratet – und zwar den Assistenten der Churer Dogmatikerin Eva-Maria Faber, René Schaberger. Wäre Ihre Hochzeit «Wort zum Sonntag»-tauglich gewesen?

Schaberger: Von der Länge her nicht (lacht). Inhaltlich hoffentlich schon. Für uns war klar: Es kommen auch Menschen, deren Ehe gescheitert ist oder die nicht in die kirchliche Sexualmoral passen. Daher haben wir einen Bibeltext ausgewählt, der betont: Alle sind an den Tisch des Herrn eingeladen.

«Gott war an unserer Hochzeit weiblich.»

Und wir haben die Erzählung vom brennenden Dornbusch gelesen – die Rolle von Gott hat «Vatican News»-Journalistin Gudrun Sailer übernommen. Gott war an unserer Hochzeit also weiblich. Wir haben die Hochzeit möglichst nachhaltig gefeiert: mit regionalen Speisen, selbstgegossenen Bienenwachskerzen – und einem selbstgepflückten Brautstrauss von den heimischen Wiesen.

Brautpaar in der Kirche.
Brautpaar in der Kirche.

Sie kennen Gudrun Sailer über ein «Vatican News»-Praktikum in Rom. War das Praktikum auch nützlich für Ihre neue Aufgabe als «Wort zum Sonntag»-Sprecherin?

Schaberger: Das Praktikum war in vielerlei Hinsicht nützlich. Mich beeindruckt, wie Gudrun Sailer im Vatikan ihre Frau steht. Ich habe von ihr gelernt, verständlich zu sprechen. Keine Floskeln, sondern auf den Punkt kommen. Genau und präzise sein. Einen roten Faden haben. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann verstehen es die Zuhörerinnen und Zuhörer erst recht nicht. Also nachhaken, weiterrecherchieren.

Sie absolvieren gerade die Berufseinführung des Bistums St. Gallen. Wird hier Wert auf gutes Auftreten und gute Predigten gelegt?

Schaberger: Oh ja! Uns hat beispielsweise ein Trainer gecoacht, der auch den Seelsorgerinnen und Seelsorgern des ZDF ein Gottesdienst- und Predigtcoaching gibt. Dieses Training war perfekt: Wie bewege ich mich im liturgischen Raum? Wie halte ich meine Hände? Wie bin authentisch? Wie rede ich normal – ohne pastoralen Singsang?

Haben Sie sich durch das Training etwas abgewöhnt?

Schaberger: Ich versuche, meine Hände natürlich zu bewegen und nicht vor dem Brustbereich um mich zu fuchteln. Und mich nicht am Ambo festzuklammern.

Melanie Wolfers
Melanie Wolfers

«In letzter Zeit inspirieren mich Menschen wie die Salvatorianerin Melanie Wolfers.»

Wer hat Sie auf Ihrem Glaubensweg geprägt?

Schaberger: In der Kindheit meine Eltern und meine Grosseltern. Und dann in der Schule die Benediktiner von Melk. Ausser der benediktinischen Spiritualität haben mich auch Freikirchen geprägt. In letzter Zeit inspirieren mich Menschen wie Melanie Wolfers und Andreas Knapp.

Wer ist Melanie Wolfers?

Schaberger: Sie ist eine deutsche Salvatorianerin, die in Österreich lebt. Sie schreibt Bücher, produziert Podcasts und überzeugt mich, weil sie mit einer einfachen, verständlichen Sprache die christliche Botschaft rüberbringt.

Sonnenblumen
Sonnenblumen

Zum Beispiel?

Schaberger: Von ihr stammen Sätze wie: «Die Zuversicht ist wie eine Sonnenblume.» Melanie Wolfers beschreibt, wie die Sonnenblume ihren Kopf mit der Sonne mitschwenkt. Wenn die Sonne untergegangen ist, dreht sie bereits in der Nacht den Kopf in Richtung Osten, wo die Sonne wieder aufgehen wird. Die christliche Botschaft der Hoffnung findet sich in der Sonnenblume. Mit so einem Bild kann ich einen Gottesdienst im Altersheim feiern. So etwas berührt die Menschen.

Andreas Knapp gehört den Kleinen Brüdern vom Evangelium an. Er hat vor Jahren in Bolivien auf dem Markt Joghurt verkauft. Mittlerweile lebt er in Leipzig und kümmert sich dort um Menschen in Gefängnissen und um Geflüchtete.

Schaberger: Ich habe ihn mal in seiner Plattenbauwohnung in Leipzig besucht, wo er mit seinen Mitbrüdern zusammenlebt. Als wir durchs Quartier liefen, haben ihn etwa dreiviertel der Leute gekannt. Er ist ein Priester, der hinausgeht zu den Menschen und ihnen hilft, den Asylantrag zu stellen oder Ordnung ins Chaos ihrer Rechnungen zu bekommen. Gelebte Diakonie – das beeindruckt mich.

Andreas Knapp von der Gemeinschaft "Kleine Brüder vom Evangelium".
Andreas Knapp von der Gemeinschaft "Kleine Brüder vom Evangelium".

Als «Wort zum Sonntag»-Sprecherin sind Sie eine Art Visitenkarte für die katholische Kirche. Freut Sie diese Herausforderung?

Schaberger: Das ist eine grosse Chance. Aber mich nervt, auf mein Äusseres reduziert zu werden.

Das Fernsehen ist nun mal ein visuelles Medium. Die Frisur oder die Krawatte eines Moderators interessiert die Menschen mehr als das, was er erzählt.

Schaberger: Ja, aber ich würde lieber über Inhalte punkten. Ich werde mir was Schickes anziehen und hoffentlich so sympathisch rüberkommen, dass mir die Menschen auch zuhören (lacht).

* Ines Schaberger (29) ist Geschäftsführerin des Jubiläums «175 Jahre Bistum St. Gallen», leitet den Kirchen-Podcast «fadegrad» und absolviert ihre Berufseinführung als Seelsorgerin in Gossau SG.

Sie ist in Hafnerbach aufgewachsen: «Das liegt zwischen Melk und St. Pölten», sagt Ines Schaberger. Während eines Austausch-Semesters der Uni Freiburg i.Ü. lernte sie ihren heutigen Mann kennen, René Schaberger – und kam so in die Schweiz.

Am 22. Oktober ist Ines Schaberger zum ersten Mal als «Wort zum Sonntag»-Sprecherin im Schweizer Fernsehen zu sehen.


Ines Schaberger | © Marion Nitsch/SRF
3. Oktober 2022 | 10:32
Lesezeit: ca. 4 Min.
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