Synodenberichte in Aarau
Schweiz

Von der Welt- in die Ortskirche: Die Synode ist schwer vermittelbar

In Aarau präsentieren Helena Jeppesen-Spuhler und Bischof Felix Gmür die Resultate der Weltsynode 2023. Die Stimmung in Rom sei gut gewesen, es galt «das freie Wort». Aber der synodale Funke mag nicht so recht überspringen. Hier fordert man konkrete Lösungen für konkrete Probleme.

Annalena Müller

Das Bistum Basel hat nach Aarau geladen. In der Peter-und-Paul-Kirche beginnt die nächste Etappe der Synode 2021-2024. In den elf Monaten bis zum grossen Finale sollen die Delegierten ihre Erfahrung aus Rom mit ihren Ortskirchen teilen.

Helena Jeppesen-Spuhler und Bischof Felix Gmür berichten aus Rom. Ebenfalls auf dem Podium im Altarraum sind Andrea Meier, Luc Humbel und Edith Rey-Kühntopf.
Helena Jeppesen-Spuhler und Bischof Felix Gmür berichten aus Rom. Ebenfalls auf dem Podium im Altarraum sind Andrea Meier, Luc Humbel und Edith Rey-Kühntopf.

Das Feedback tragen sie im Oktober 2024 nach Rom. Derart will Papst Franziskus sicherstellen, dass die Stimmen der gesamten Weltkirche die Debatten und schliesslich das Abschlussdokument prägen. Soweit die Theorie. In Aarau beginnt am Montagabend für die Schweizer Ortskirche die Praxis. Und diese zeigt: Der innerkirchliche Aufbruch der Weltsynode ist nur schwer vermittelbar.

Gute Stimmung und freies Reden

Rund siebzig Personen finden sich am Montagabend in der Peter-und-Paul- Kirche ein. Sie sind gekommen, um zu hören, was Bischof Felix Gmür und Helena Jeppesen-Spuhler aus Rom berichten. Ebenfalls auf dem Podium im Altarraum sind Andrea Meier, Luc Humbel und Edith Rey Kühntopf. Sie waren Delegierte an der synodalen Versammlung, die im September in Bern stattgefunden hat.

Erzählen aus Rom: Helena Jeppesen-Spuhler und Felix Gmür.
Erzählen aus Rom: Helena Jeppesen-Spuhler und Felix Gmür.

Die Stimmung unter den Teilnehmenden sei in Rom und in Bern gut gewesen. Für Luc Humbel, den scheidenden Präsidenten der Landeskirche Aargau und Delegierten an der Berner Versammlung, war dies eine freudige Überraschung, denn: «Es gibt in dieser Institution aktuell wenig Gründe, gute Stimmung zu haben.»

Auch in Rom habe ein besonderer synodaler Wind geweht. Felix Gmür schwärmt von der Vielfalt und dem «freien Wort: Niemand musste Angst haben. Man hat einfach gesagt, was man denkt, und basta.» Das freie Reden und das Zuhören habe die Toleranz gefördert und das sei eine «wunderbare Erfahrung» gewesen, so der Bischof.

Epochaler Umbruch, der nicht bewegt

Aber gerade in Europa überschattet das Dilemma der Ungleichzeitigkeit die Weltsynode. Dessen sind sich auch die Synodalen bewusst. Helena Jeppesen-Spuhler macht es am Thema Frauen fest. «Wir wissen, wie weit hintendrein wir in der katholischen Kirche sind. Gleichzeitig habe ich in Rom einen historischen Moment erlebt. Ich habe als Frau an einer Bischofssynode teilnehmen und abstimmen dürfen. Das gab es noch nie!» Luc Humbel stimmt zu: «Was aktuell in der Kirche passiert, ist epochal.» Er fügt an: «Aber es bewegt nicht mehr.»

Daniel Kosch,  ehemaliger RKZ- Generalsekretär
Daniel Kosch, ehemaliger RKZ- Generalsekretär

Warum die epochale römische Wende hierzulande nicht mehr bewegt, lässt sich den Rückmeldungen des Publikums entnehmen. Eine Frau erzählt: «Ich berichte mit Stolz in meinem Umkreis, dass die Kirche sich wandelt. Aber wenn ich dann erkläre, dass der Wandel darin besteht, dass man miteinander redet und sich zuhört, dann lachen die Leute und fragen: wurde vorher nicht geredet, nicht zugehört?» Ausserhalb von Kirchenmauern ist die Synode schwer vermittelbar.

Konkrete Fragen verlangen konkrete Antworten

Mehrfach wird nach konkreten Ergebnissen «nicht für die Weltkirche, das ist zu kompliziert, sondern für die Schweiz» gefragt. Auch von Moritz Bauer: «Die Frauenfrage und die Einbindung der Jugend» seien Baustellen, die nicht warten könnten», sagt der Bundespräses der Jubla.

Jubla-Bundespräses Moritz Bauer
Jubla-Bundespräses Moritz Bauer

Zustimmender Applaus aus dem Publikum und Nicken auf dem Podium. Für Bischof Gmür liegt die Antwort in der Dezentralisierung. Dies würde zum Beispiel den Weg zum ständigen Diakonat für Frauen in der Schweiz ermöglichen. Dass das Diakonat nach Abschluss der Weltsynode 2024 kommt, halten Jeppesen-Spuhler und Gmür für realistisch.

Die Ungleichzeitigkeit bleibt ein Dilemma. «Wir kämpfen im Inneren der Kirche für die gleichen Rechte und gleiche Würde, die im Aussen unserer Gesellschaft schon selbstverständlich sind,» sagt Humbel. Er legt damit den Finger in die Wunde: Wie kann man den innerkirchlichen Aufbruch der Schweizer Ortskirche verkaufen, die in ihrem Alltag vor gänzlich anderen Problemen steht?


Synodenberichte in Aarau | © Jeannette Häsler Daffré
14. November 2023 | 17:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!