Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur
Kommentar

Vitus Huonder übt scharfe Kritik am Papst – Vatikan muss einschreiten

Der emeritierte Bischof von Chur, Vitus Huonder, kritisiert den Papst scharf – und wirft ihm ein «Pontifikat des Bruchs» vor. Damit übertritt er eine Grenze. Es sei jetzt Zeit für eine Apostolische Untersuchung, meint Charles Martig in seinem Kommentar zum Fall Huonder.

Charles Martig

Mit dem Rücken zum Volk, lateinische Gebete und viel Glamour. So lieben es die Anhängerinnen und Anhängern der tridentinischen Messe. Sie verteidigen ihren alten Ritus – und kritisieren Papst Franziskus für sein im Juli 2021 erschienenes Schreiben «Traditionis custodes». Darin hat er die Möglichkeiten zur Feier der Messe im alten Ritus erheblich eingeschränkt.

50 Jahre Priester: Altbischof Vitus Huonder feiert mit den Piusbrüdern
50 Jahre Priester: Altbischof Vitus Huonder feiert mit den Piusbrüdern

Jetzt erhebt Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur, schwere Vorwürfe gegen den Papst. «2013 übernahm Papst Franziskus die Leitung der Weltkirche. Wir können seinen Pontifikat, so wie er sich bis dahin abzeichnet, einen Pontifikat des Bruchs nennen. Es ist ein Bruch mit der Tradition. Dies lässt sich damit begründen, dass er selber immer wieder die Tradition und die Gläubigen, welche der Tradition anhangen, massregelt.»

Huonder wirft Papst Franziskus in seinem Videostatement vor, dass er die «Römische Liturgie», sprich den alten Messritus in lateinischer Sprache, ausmerzen will.

Der Widerstand gegen Papst Franziskus wird jetzt in der Medienöffentlichkeit offen ausgetragen. Seitdem er sich klar gegen den alten Messritus ausgesprochen und die Regeln verschärft hat, laufen die Traditionalisten Sturm. Damit ist eine Grenze erreicht. Hier sollte der Vatikan jetzt eingreifen.

Überläufer zur Piusbruderschaft

Es ist ein Skandal, dass sich ein ehemaliger Bischof der Schweiz aus der römisch-katholischen Kirche verabschiedet und zur Piusbruderschaft überläuft. Diese Bruderschaft, die unter dem Kürzel FSSPX firmiert, steht ausserhalb der Kirche. Huonder spielt jetzt den Grenzgänger. Er versucht sein Gewicht als emeritierter Bischof von Chur in die Waagschale zu werfen. Der Titel des Videos lautet: «Die offene Wunde. Mit Bischof Vitus Huonder». Das sollte der Vatikan unterbinden.

Umgeben von Knaben

Der Schaden, den Huonder in der Schweizer Kirche angerichtet hat, ist bereits gross genug. Dass er seit seiner Emeritierung als Churer Bischof im Jahr 2019 in einem Knaben-Institut der Piusbrüder in Wangs SG lebt und inzwischen nur noch bei Festlichkeiten der Piusbrüder an die Öffentlichkeit tritt, spricht Bände. Mit seinem Video outet er sich jetzt definitiv als Anhänger der Piusbruderschaft.

Der päpstliche Nuntius Martin Krebs
Der päpstliche Nuntius Martin Krebs

Wer könnte diesen Skandal beenden? Nuntius Martin Krebs. Der beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Nachfolge im Erzbistum Vaduz. Die Nachfolge von Wolfgang Haas muss geregelt werden – auch hier agiert ein problematischer Bischof. Gleichzeitig steht das Verfahren zur Bischofswahl in St. Gallen an. Und auch in Chur wird Bischof Joseph Bonnemain im Juli 2023 das Alter von 75 Jahren erreichen, an dem er seinen Rücktritt anbieten muss. Das ist viel Arbeit für den Nuntius Martin Krebs. Ob er sich auch noch mit dem traditionalistischen Querulanten Vitus Huonder beschäftigen will?

Apostolische Untersuchung ist notwendig

Der einzig gangbare Weg ist eine Apostolische Untersuchung. Hier spielt der Nuntius Martin Krebs eine zentrale Rolle. Statt beliebten und integeren Seelsorgenden «liturgischen Missbrauch» vorzuwerfen und diesen von den vatikanischen Behörden überprüfen zu lassen, sollten vielmehr die Traditionalisten aufs kirchliche Radar gebracht werden. Denn von ihnen geht Gefahr aus. Sie sorgen für Unruhe – und spalten die Kirche.

Es braucht jetzt ein klares Signal. Solange der Vatikan Vitus Huonder unter dem Titel des emeritierten Bischofs von Chur wirken lässt, bleiben die kirchlichen Behörden unglaubwürdig. Jetzt sind wirkungsvolle Sanktionen gefragt.

Im Kommentar ist erwähnt, dass Bischof Joseph Bonnemain im Juli 2023 seinen Rücktritt anbieten müsse. Tatsächlich hat der Vatikan bereits bei der Bischofsernennung erklärt, dass Joseph Bonnemain sein Amt mindestens während fünf Jahren, das heisst bis im Jahr 2026 ausüben kann. Die Verfügung ist auf der Webseite des Bistums Chur publiziert (Hinweis ergänzt am 4.5.2023).

Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur | © Youtube
3. Mai 2023 | 13:44
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