Die Fussball-WM in Katar.
International

Vereinigte Arabische Emirate bieten für Vikar Chance für Kirche: «Bei WM das Verbindende suchen»

Matthias Renggli, Seelsorger in Abu Dhabi und Priester im Bistum Chur, sieht für die Kirchen grosses Potenzial in den Vereinigten Arabischen Emiraten. «Ich würde sogar sagen, dass auf diesem muslimischen Boden das Christentum blüht», sagte er in einem Interview. Die Fussball-WM in Katar erkennt er als grosse Chance für Veränderungen.

Der interreligiöse Dialog sei eine «schöne Chance», betonte Renggli. So verteilten Rabbis, Imame, katholische Priester und evangelische Pastoren während des muslimischen Fastenmonats Ramadan gemeinsam Essenspakete. «Es gibt viele solcher spannenden Momente, wo man merkt, da ist etwas lebendig.»

«Aber wir sollten auch nicht vor lauter Kritik und Nörgelei an den Chancen vorbeigehen.»

Matthias Renggli, Seelsorger in Abu Dhabi

Zur Fussballweltmeisterschaft, die am Sonntag im benachbarten Katar startet, sagte der Vikar, Kritik im Hinblick auf die Menschenrechte sei berechtigt. Allerdings sei der Westen selbst dabei, «seine Werte zu verlieren». Renggli: «Bevor ich mit dem Finger auf jemand anderen zeige, sollte ich schauen, wo ich selbst stehe.»

Wie Sepp Blatter es sieht

Er sehe es so wie Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter, der gesagt hat: «Wir gehen zu Arabern, wir gehen zu den Muslimen, das ist eine Riesenchance.» Der Fussball verbindet doch die Menschen, so Renggli.

Diakonweihe in Winterthur: Von links Audrius Micka, Matthias Renggli, Bischof Vitus Huonder, Weihbischof Marian Eleganti, Felix Hunger.
Diakonweihe in Winterthur: Von links Audrius Micka, Matthias Renggli, Bischof Vitus Huonder, Weihbischof Marian Eleganti, Felix Hunger.

«Genauso wie wir hier auch im Religiösen versuchen, mehr das Verbindende zu betonen. Ich halt es durchaus für richtig, die Lage der Menschenrechte und auch die Arbeitsbedingungen mancher Gruppen zu kritisieren. Aber wir sollten auch nicht vor lauter Kritik und Nörgelei an den Chancen vorbeigehen. Ich sehe die WM als grosse Chance. «

«Christentum strotzt vor Kraft in Katar»

Er sehe das Turnier als Möglichkeit, das Verbindende zu suchen – ähnlich wie es die Religionsvertreter in der Region täten. Auch schaue die Welt derzeit genauer auf die Region: «Ich erhoffe mir schon, dass das auch eine Verbesserung der Menschenrechtslage mit sich bringt.»

Anti-WM-Aufkleber auf der Strasse.
Anti-WM-Aufkleber auf der Strasse.

Als deutschsprachiger Seelsorger ist Matthias Renggli auch für Katar Ansprechperson. «Ich weiss, dass die Situation von Christen in Katar etwas anders ist. Dort leben zum Beispiel nur 200’000 Katholiken, also nur etwa ein Fünftel der Katholikenzahl in den VAE. «Was ich aber bisher gehört habe, ist, dass auch dort die Kirchen blühen, dass auch dort das Christentum vor Kraft nur so strotzt.»

«Ich finde nicht, dass sich das beisst.»

Matthias Renggli

Und was ist mit dem Thema Advent und Fussball? Widerspricht sich das nicht grundsätzlich? Matthias Renggli glaubt nicht.

Die WM sei ja wegen der klimatischen Bedingungen in diese Zeit gelegt worden. «Da haben die Verantwortlichen einen Schritt auf die Arabische Welt zugetan. Im Sommer hier eine WM zu veranstalten, wäre ja Selbstmord», so der Seelsorger. Bei Temperaturen von 55 Grad könnten Spiele nur in geschlossenen Hallen stattfinden. Also sei die Verlegung in den Winter ein Zugeständnis.

Besinnung und Fussball geht

«Ich persönlich werde als Katholik den Advent durchaus als Zeit der Besinnung begehen. Aber ich finde nicht, dass sich das beisst. Ich kann mir sowohl Zeiten des Gebets reservieren, als auch Fussballmatches schauen. (kna)

Das Interview mit Matthias Renggli führte domradio.de.


Die Fussball-WM in Katar. | © pixabay.com CCO
19. November 2022 | 12:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
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