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Vatikan: Es gibt keine Liturgiereform

Rom, 12.7.16 (kath.ch) Der Vatikan hat Spekulationen dementiert, dass katholische Priester künftig Messen wieder mit dem Rücken zum Volk gewandt zelebrieren sollen. Das römische Messbuch von 1970, das eine Hinwendung des Priesters zur Gemeinde vorschreibe, sei weiterhin in Kraft, betonte dessen Sprecher Federico Lombardi in einer Mitteilung am Montagabend.

Für Franziskus bleibe das nach der Liturgiereform von Paul VI. veröffentlichte Messbuch die ordentliche Form des Ritus. Der von Benedikt XVI. als außerordentliche Form zugelassene alte Ritus dürfe nicht an dessen Stelle treten. Änderungen der Liturgie, wie sie Medienberichte für den Advent in Aussicht gestellt hätten, werde es nicht geben, so Lombardi.

Der Vatikan reagierte damit auf einen Bericht der britischen Zeitschrift «Catholic Herald». Der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, soll demnach auf einem Liturgie-Kongress in London gesagt haben, er wünsche sich eine Rückkehr zur Messfeier in Richtung Osten. Sarah berief sich demnach in seinen Ausführungen auf eine Bitte von Papst Franziskus. Dieser habe ihn beauftragt, Möglichkeiten zu einer «Reform der Reform» des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Bereich der Liturgie zu prüfen.

Schlecht interpretiert

Diese Äusserungen Sarahs seien «schlecht interpretiert» worden, heisst es in der vatikanischen Erklärung vom Montag weiter. Der Begriff einer «Reform der Reform» sei überdies besser zu vermeiden, weil er Missverständnisse hervorrufen könne, so Lombardi. Dies sei in einer jüngst in einer Audienz des Papstes für Sarah einvernehmlich festgestellt worden. Franziskus hatte Sarah am Samstag zu einem Gespräch empfangen.

Es sei «sehr wichtig, dass wir schnellstmöglich zur gemeinsamen Ausrichtung von Priestern und Gläubigen zurückkehren, nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsis, also auf den ankommenden Herrn hin», sagte Sarah laut dem Bericht. Als einen guten Termin für die Änderung nannte der Leiter der Gottesdienstkongregation den ersten Adventsonntag.

In die Liturgie einbeziehen

Seit der Liturgiereform nach dem Konzil zelebriert der Priester mit und zur betenden Gemeinde hin statt wie zuvor über Jahrhunderte «mit dem Rücken zum Volk». Die Liturgiekonstitution von 1963 forderte mehr Einsatz der jeweiligen Landessprache im Gottesdienst. Die Gläubigen sollten als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen werden; die Zentrierung auf den Priester tritt zurück. Das neue römische Messbuch von 1969/70 ging weiter und schaffte die alte Tridentinische Messe ab, bei der die Priester das Messopfer mit dem Rücken zur Gemeinde feiern. Zahlreiche Traditionen und Riten wie etwa die Kanzelpredigt oder die «Stillen Messen» wurden abgeschafft.

Kirchen sind seit frühchristlicher Zeit nach Osten ausgerichtet. Dahinter steht der Gedanke an die Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag. Im Begriff Orient (von lateinisch oriri, aufgehen) ist der Osten gekennzeichnet als die Richtung des Sonnenaufgangs. Die Sonne bringt Licht und Leben und ist so Symbol für Christus, der sich selbst auch als «Licht der Welt» bezeichnet hat. (cic)

Gottesdienst | © 2015 Bernard Hallet
12. Juli 2016 | 11:46
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