Urban Fink und Weihbischof Peter Henrici an dessen Bischofsjubiläum 2018
Zitat

Urban Fink: «Grosse Trauer und noch grössere Dankbarkeit»

Der Tod des 95-jährigen beliebten emeritierten Weihbischofs und Generalvikars des Bistums Chur, Peter Henrici, erschüttert die Schweizer Kirchenlandschaft. Der Historiker und Theologe Urban Fink-Wagner war früher Sekretär und Informationsbeauftragter von Henrici und schrieb 2021 ein Buch über dessen bewegtes Leben. Er bezeichnet ihn als «souveränen Professor und mutigen Bischof».

«Nach dem gestern Abend erfolgten Hinschied von Bischof Peter Henrici SJ empfinde ich grosse Trauer, aber noch grössere Dankbarkeit: Der Jesuit Peter Henrici war als langjähriger Professor für neuere Philosophiegeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana wissenschaftlich breit anerkannt und wirkte als Doktorvater von späteren Kardinälen wie Karl Lehmann und Bischöfen.

Er war auch bei den Studierenden als Professor, geistlichen Begleiter und Exerzitienleiter sehr gefragt. Als ehemaliger Repetitor am Päpstlichen Kolleg Germanicum et Hungaricum war er mit diesem Kolleg und mit den Schweizer Theologiestudenten in Rom zeitlebens eng verbunden.

Die Dankbarkeit gilt noch mehr für sein mutiges und beherztes Wirken als Weihbischof und Generalvikar des Bistums Chur in Zürich. Diese Ämter hat er nie gesucht, sondern nur nach zweimaliger Ablehnung und auf insistentes Drängen von Johannes Paul II. übernommen, um in der grossen Bischofskrise um Wolfgang Haas ab 1993 als Weihbischof Hilfe zu leisten. Die unfreiwillige Aufgabe seiner geliebten Professur war für ihn ein schwerer Schritt, aber er stellte sich den Herausforderungen des neuen und ungewohnten Amtes.

Er war in einer quasi bischofslosen Zeit – so sein Empfinden – im Bistum Chur ein überzeugter und überzeugender Hilfsbischof, der leider ohne die versprochenen Sondervollmachten nicht als Ersatz- und Nachfolgebischof im vollen Sinne wirken konnte. Ihm ist es auch zu wesentlichen Teilen zu verdanken, dass die Theologische Hochschule Chur trotz allen von bischöflicher Seite provozierten Schwierigkeiten überleben konnte und das Promotionsrecht erhielt.

Nicht unerwähnt bleiben darf seine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der Römisch-katholischen Zentralkommission des Kantons Zürich unter dem Präsidium von René Zihlmann, ausserdem das freundschaftliche ökumenische Wirken mit dem reformierten Zürcher Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich, beides schöne Beispiele, wie Kooperation gelingen kann.

Meine Dankbarkeit gilt schliesslich, auch aus persönlicher Erfahrung, dem Seelsorger, geistlichen Begleiter und Menschen Peter Henrici, der als neugieriger, polyglotter und bestens informierter Zeitgenosse ein humorvoller, offener und zugleich kritischer Gesprächspartner war. Beim Interviewbuch «Peter Henrici: Rückblick. Ereignisse und Erlebnisse», das ich 2021 dank ihm herausgeben durfte, zeigte sich erneut, wie er ein treuer Begleiter und Freund war, den ich und viele andere nun schmerzlich vermissen werden.

Mit der damit verbundenen grossen Trauer verbindet sich aber noch grössere Freude: Bischof Peter darf nun in die ganz grosse Freude und in den Frieden Gottes eingehen! Unser Gebet möge ihn dabei begleiten. R.I.P.»

Der Historiker und Theologe Urban Fink-Wagner, früher Sekretär und Informationsbeauftragter von Weihbischof und Generalvikar Peter Henrici SJ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission. 2021 erschien sein Buch über Peter Henrici (sas).


Urban Fink und Weihbischof Peter Henrici an dessen Bischofsjubiläum 2018 | © Arnold Landtwing
7. Juni 2023 | 17:30
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