Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche, auf der Luzerner Kapellbrücke.
Schweiz

Hansruedi Kleiber: «Peter Henrici war ein Gewinn für die Kirche in Zürich»

Als Professor in Rom wurde Peter Henrici zurück in die Schweiz geschickt, um als Weihbischof unter Wolfgang Haas das angespannte Bistum Chur zu stabilisieren. Der Intellektuelle ging auch als Generalvikar selbst einkaufen und kochte gerne, sagt der Jesuit Hansruedi Kleiber. «Die Theologie von Joseph Ratzinger und Philosophie von Maurice Blondel waren seine Welt.»

Jacqueline Straub

Gestern Abend ist der ehemalige Weihbischof und Generalvikar Peter Henrici im Alter von 95 Jahren verstorben. Herzliches Beileid zum Verlust Ihres Mitbruders.

Hansruedi Kleiber*: Vielen Dank. Es ist ein Verlust, dass Peter Henrici verstorben ist. Er war ein bedeutender Mitbruder, den ich sehr geschätzt habe. Aber ich hatte den Eindruck, dass er wusste, dass es dem Ende zugeht und er hat sich darauf vorbereitet.

Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur
Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur

Wann war Ihre erste Begegnung mit Peter Henrici?

Kleiber: Das war in meinem Noviziat in Frankreich im Jahr 1968. Er war dort bereits Dozent in Rom. Er wollte einen Gottesdienst feiern, bei dem ich dann ministriert habe. Später habe ich ihn immer wieder getroffen. In der Zeit, in der er in Rom lehrte, kam er oft zu den Provinzialsymposien der Schweiz. 1999 wurde ich dann Provinzial der Schweizer Jesuiten. Er hatte sein Büro im Gebäude nebenan. Wir hatten immer wieder Kontakt. Als er nicht mehr Generalvikar in Zürich war, kam er zu mir und sagte, dass er wieder in eine Gemeinschaft des Jesuitenordens möchte. Ich habe ihm das Lassalle-Haus vorgeschlagen. Dort hat er mehrere Jahre gelebt, dann ging er in das Kloster St. Ursula in Brig. Auch dort habe ich ihn immer wieder besucht.

«Es war ja eine schwierige Situation unter Wolfgang Haas.»

Wie war seine Rolle als Weihbischof unter Wolfgang Haas?

Kleiber: So viel ich weiss, wurden den beiden Weihbischöfen Peter Henrici und Paul Vollmar mehr Kompetenzen versprochen als sie dann tatsächlich hatten. Das war eine gewisse Enttäuschung für ihn. Seine Arbeit als Generalvikar in Zürich hat er ausgezeichnet gemacht. Es war ja eine schwierige Situation unter Wolfgang Haas. Er hat im Bereich der Pastoral und der Ökumene Glanzleistung vollbracht. Für die Kirche in Zürich war es ein Gewinn, dass Peter Henrici das Amt des Generalvikars hatte.

Protest vor der Kathedrale in Chur gegen Bischof Wolfgang Haas am 17. Juni 1990.
Protest vor der Kathedrale in Chur gegen Bischof Wolfgang Haas am 17. Juni 1990.

Wie war Peter Henrici als Mensch?

Kleiber: Im ersten Moment war er distanziert. Doch er taute schnell auf und war sehr offen. Er war ein Intellektueller mit einer unglaublichen Arbeitskraft. In Rom war er als Professor sehr geschätzt. Er war mit Leib und Seele Professor. Bis zuletzt hat er noch Artikel geschrieben und Vorträge gehalten. Dass er Weihbischof wurde, war für ihn auf jeden Fall eine Überraschung. Ich würde ihn auch als bodenständig beschreiben. Er ging auch als Generalvikar selber einkaufen und hat gerne gekocht.

Papst Benedikt XVI., 2009 im Petersdom.
Papst Benedikt XVI., 2009 im Petersdom.

Wem stand er näher: Papst Benedikt XVI. oder Papst Franziskus?

Kleiber: Er hatte guten Kontakt zu Benedikt XVI. Die beiden haben sich gut verstanden. Peter Henrici war mit dem Theologen Hans Urs von Balthasar verwandt – dieser hatte ja auch immer guten Kontakt zu Joseph Ratzinger. Über Hans Urs von Balthasar kam er auf die Theologie von Joseph Ratzinger. Das war seine Welt – ebenso die Philosophie von Maurice Blondel.

«Ich bin mir sicher, dass der synodale Prozess ihm ein persönliches Anliegen war.»

Wie blickte Peter Henrici auf den synodalen Prozess?

Kleiber: Er war ein sehr offener Mensch. Das hat man in Zürich gesehen. Ich bin mir sicher, dass der synodale Prozess ihm ein persönliches Anliegen war.

Was hat Sie an Peter Henrici besonders berührt?

Kleiber: Vor rund zwei Jahren verstarb sein Bruder Andreas. Peter Henrici liess es sich nicht nehmen, den Abschiedsgottesdienst zu leiten – obwohl er selbst schon hoch betagt war. Das hat mich sehr beeindruckt und berührt.

*Hansruedi Kleiber (75) ist Präfekt der Jesuitenkirche in Luzern. Von 1999 bis 2005 leitet er als Provinzial die Schweizer Jesuitenprovinz von Zürich aus.


Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche, auf der Luzerner Kapellbrücke. | © Christian Merz
7. Juni 2023 | 16:02
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