UN-Büro in Genf kritisiert Anti-Homosexuellen-Gesetz im Irak

Nach dem Willen religiös-konservativer Parteien müssen queere Menschen im Irak künftig mit hohen Gefängnisstrafen rechnen. UN-Vertreterinnen und Vertreter in Genf sowie die deutsche Bundesregierung fordern Bagdad zum Überdenken der Pläne auf.

Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf hat sich alarmiert über ein neues Gesetz im Irak geäussert, das einvernehmliche homosexuelle Beziehungen und andere Formen sexueller Selbstbestimmung mit harten Strafen belegt.

Regenbogenfahne mit Kirchturm
Regenbogenfahne mit Kirchturm

Das Gesetz stehe in Widerspruch zu internationalen Abkommen, die auch der Irak ratifiziert habe, erklärte Ravina Shamdasani, Sprecherin des Büros, am Montag in Genf. Jeder Mensch habe das Recht auf Achtung der Privatsphäre und auf Schutz vor Diskriminierung wegen seiner sexuellen Ausrichtung oder Geschlechtsidentität.

Bis zu 15 Jahre Haft drohen

Nach Entwurf des sogenannten Anti-Prostitutionsgesetzes, der am Samstag das Parlament in Bagdad passierte, wird die «Aufnahme einer homosexuellen Beziehung» mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft. Wer «Homosexualität propagiert», muss mit mindestens sieben Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von mindestens 10 Millionen Dinar (6900 Franken) rechnen. Auch geschlechtsangleichende Operationen oder das Tragen von Kleidung, die einem anderen Geschlecht zugeordnet wird, sollen künftig als Straftat gelten.

Ein grosses Holzkreuz steht am Ortseingang von Karakosch (Irak) am 2. Juli 2018. Daneben weht eine Flagge des Irak.
Ein grosses Holzkreuz steht am Ortseingang von Karakosch (Irak) am 2. Juli 2018. Daneben weht eine Flagge des Irak.

Unterstützt wird das Gesetz laut Medienberichten vor allem von konservativen schiitischen Parteien, die religiöse Werte vor westlichen Einflüssen schützen wollen. Am Samstag hatte bereits die Menschenrechtsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Luise Amtsberg, das Vorhaben kritisiert. «Sollte das Gesetz in Kraft treten, würden schwere Menschenrechtsverletzungen gesetzlich legitimiert», erklärte die Grünen-Politikerin. Amtsberg appellierte an die Verantwortlichen im Irak, das Gesetz nicht weiter voranzutreiben.

Deutschland zählt mit den USA und Japan zu den drei grössten Gebern in der Entwicklungszusammenarbeit mit dem Irak. Seit 2014 investierte Berlin laut dem Auswärtigen Amt mehr als 3,4 Milliarden Euro. Die Massnahmen zielen vor allem auf Sicherheit und Stabilität, erstrecken sich aber auch auf die Wahrung der Menschenrechte. (kna)

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Der Plenarsaal der Vereinten Nationen in Genf | © commons.wikipedia/Unnerving duck, Public Domain
30. April 2024 | 09:00
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