Pastoralassistentin
Schweiz

Umfrage unter Kirchenfrauen: gleichberechtigte Teamarbeit unmöglich

Luzern, 14.5.16 (kath.ch) Die Arbeit im Team ist für Frauen, die für die Kirche arbeiten, der heikle Punkt. Unterforderung, unklare Rollen und Bevorzugung der Priester sorgen für Missstimmung. Das geht aus einer Studie hervor, die der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF und die Gewerkschaft Syna am Freitag, 13. Mai publiziert haben.

Viele Kirchenfrauen fühlen sich laut der Studie unterfordert und erklären dies mit mangelnder Anerkennung von Fähigkeiten. Mehrere Kirchenfrauen hätten die unklaren Rollen bemängelt, die entstehen, weil sie faktisch neue Kirchenberufe ausübten, für die es keine Bezeichnung und kein Pflichtenheft gebe, so die Mitteilung von SKF und Syna. Die zunehmende Mitarbeit von Frauen in Teilzeitpensen sei neu im kirchlichen Umfeld, erklären die beiden Organisationen.

Priester drängen Mitarbeiterinnen zurück

Auch sei mehrfach von Priestern die Rede gewesen, die ihre Mitarbeiterinnen zurückdrängten, wenn diese von der Gemeinde mehr Anerkennung bekommen hätten als sie selber. Die privilegierte Rolle der Priester macht ein gleichberechtigtes Arbeiten unmöglich, sind SKF und Syna aufgrund der Rückmeldungen auf ihre Umfrage überzeugt.

Auch das Problem der Gratisarbeit tauche in vielen Antworten der Befragten auf, stellt die Studie fest.  Gratisarbeit ist unbezahlte Arbeit im Rahmen einer Anstellung. SKF und Syna halten gemeinsam fest: Gratisarbeit sei arbeitsrechtlich problematisch; sie dürfe weder gefordert noch gefördert werden – und es müsse darüber informiert werden.

Mit ihrer konkreten Arbeit sind in der Kirche angestellte Frauen aber «sehr zufrieden», wie die Studie herausgefunden hat. Auch mit dem Lohn seien sie mehrheitlich einverstanden. Die auftraggebenden Organisationen sprechen deshalb von einer «breiten Streuung von sehr hoher bis geringer Arbeitszufriedenheit» unter den angestellten Kirchenfrauen.

Die Frauen, die sich freiwillig für die Kirche engagieren, sind aufgrund der Studie mehrheitlich richtig gefordert. Eine «starke Minderheit» wünsche sich eine verbesserte Begleitung oder Weiterbildung. Und einzelne wünschten eine finanzielle Entschädigung. Für solche Fälle fordern SKF und Syna entsprechende Regelungen und eine Klärung zwischen Freiwilligen- und Lohnarbeit.

In Kirche arbeiten «überloyale» Angestellte

SKF und Syna weisen im Weiteren darauf hin, dass Kirchenangestellte in der Regel nur in einer Branche arbeiten können, also keine Alternativen bezüglich Arbeitgebern haben. Zudem mache die komplexe Kirchenstruktur es ihnen schwer, ihre Anliegen zu deponieren. «In der Kirche arbeiten überengagierte, überloyale Angestellte; es gibt wenig Solidarisierungstradition und wenig gewerkschaftliches Bewusstsein», schreiben die beiden Organisationen. Sie empfehlen den Angestellten, sich zu organisieren – bei der Gewerkschaft Syna oder in einer anderen Organisation.

Hohe Anzahl anonymer Rückmeldungen

SKF Schweiz, SKF Luzern und die Gewerkschaft Syna führten die Umfrage zwischen Januar und April bei freiwillig engagierten und angestellten Frauen in der katholischen Kirche durch. Der Rücklauf sei mengenmässig und qualitativ umfangreich gewesen, schreiben die Beteiligten. Der Kanton Luzern wurde bei der Umfrage als Kerngebiet definiert. Aber auch Frauen und Männer anderer Kantone konnten teilnehmen. Die hohe Zahl anonymer Rückmeldungen fiel der Gewerkschaft auf, die auch Umfragen in anderen Berufsgruppen durchführt. Die Frauen wollten ihre prekären Arbeitsverhältnisse nicht weiter gefährden oder gar als Nestbeschmutzerinnen gelten, wie die Organisationen aus Bemerkungen und vertraulichen Telefonaten erfuhren. (rp)

Pastoralassistentin | © Kirchliche Berufe – 11 Filmporträts auf DVD
14. Mai 2016 | 11:15
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