Zehntausend Personen kamen zur Berner Pride
Schweiz

Trotz Regen und Anfeindungen: Zehntausend Personen an Berner Pride

Rund zehntausend Personen zogen am Samstagnachmittag vom Berner Wankdorf zum Bundesplatz. Im Vorfeld war es in den sozialen Medien zu teilweise heftigen Anfeindungen gekommen. «Dies zeigt, dass es Pride-Veranstaltungen weiterhin braucht», sagt Nik Eugster, Medienchef der Pride.

Annalena Müller

Die Pride-Gänger und Gängerinnen liessen sich vom Regen nicht abschrecken. Rund zehntausend Personen – und damit fast doppelt so viele wie von den Organisierenden erwartet – zogen zum Bundeshaus. Die erste Hauptstadt-Pride seit sechs Jahren beendete auch den Sportanlass Eurogames 2023, der sich ebenfalls an die LGBTIQ-Gemeinschaft richtete.

Umzug gegen Diskriminierung

Der knapp zweistündige Umzug durch die Berner Innenstadt verlief friedlich. Die Teilnehmenden forderten gesellschaftliche Gleichstellung und Akzeptanz. In den letzten Monaten meldeten verschiedene Stimmen, dass sich das gesellschaftliche Klima wandle. Darunter der Queer-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Sven Lehmann, der kürzlich vor einer Zunahme von Hass gegenüber homo- und transsexuellen Menschen warnte.

Auch in der Schweiz scheint der Ton rauer zu werden. Im Vorfeld der Pride und der Eurogames kam es in den Sozialen Medien zu feindseligen Kommentaren. Die Stadt Bern musste einschreiten und Kommentare auf Twitter unterbinden. Auf Nachfrage des Portals BärnToday sagte die Stadt: Konkret ging es um diskriminierende und beleidigend Tweets sowie um pornografische Bilder und Falschinformationen.

Die Twitter-Ausfälle der «Jungen SVP» gehörten zu den harmloseren in der letzten Woche.

Nik Eugster erläutert: «Darunter fanden sich insbesondere Beschimpfungen, Vergleiche mit dem Nationalsozialismus, die Bezeichnung homosexueller Menschen als Pädophile, Bilder von Genitalien und vereinzelte Aufrufe zu Störaktionen.» Diese heftigen Reaktionen zeigten, dass es Veranstaltungen wie die Pride weiterhin brauche, sagte der Medienverantwortliche der Berner Pride. «Es ist wichtig, in einer offenen und toleranten Gesellschaft leben zu können».

Fest auf dem Bundesplatz

Pride-Veranstaltungen verknüpfen gesellschaftliche Forderungen nach Toleranz mit Feierlaune. So auch gestern in Bern. Auf der grossen Bühne vor dem Bundeshaus wechselten sich Politik und Party ab.

Anna Rosenwasser
Anna Rosenwasser

Die feministische Autorin Anna Rosenwasser und die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello hielten Reden. Danach feierte die Menge bei Konzerten von Nemo und Naomi Lareine. Der Anlass auf dem Bundesplatz war gleichzeitig auch die Schlusszeremonie der Eurogames 2023.

Mehr Sichtbarkeit für LGBTIQ-Menschen

Die Eurogames starteten bereits am vergangenen Mittwoch und dauerten vier Tage. Die Wettkämpfe in 20 Sportarten und mit über 2300 Athletinnen und Athleten verliefen ohne Zwischenfälle, wie das Organisationskomitee am Samstag mitteilte.

Ziel der Eurogames sei es, «inklusiven Sport zu erleben und Menschen aus der ganzen Welt zusammenzubringen», erklärt Greg Zwygart, Co-Präsident der Eurogames und der Bern-Pride. Ein weiteres Ziel des Anlasses war auch, den LGBTIQ-Menschen im Sport mehr Sichtbarkeit zu geben.

Mit dem «Village», dem Athletinnen- und Athletendorf beim Berner Münster und mit den Regenbogen-Fahnen in mehreren Gassen der Altstadt, habe der Anlass viel Sichtbarkeit erhalten. Auch die vielen Medienberichte hätten dazu beigetragen, sagte Medienchef Nik Eugster auf Anfrage von kath.ch.


Zehntausend Personen kamen zur Berner Pride | © Keystone/ Peter Schneider
30. Juli 2023 | 11:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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