Schweiz
Taufen am Genfersee ist neu verboten – Kirchen haben Beschwerde eingereicht
Zwei evangelische Kirchen haben neu keine Erlaubnis mehr erhalten für ihre Taufen an öffentlichen Stränden des Genfersees. Dagegen reichten sie Beschwerde ein. Die Dachorganisation Réseau évangélique Suisse unterstützt sie. Das Taufverbot sei ein Angriff auf die Religionsfreiheit.
Nach einer im evangelikalen Milieu gut etablierten Tradition organisieren die Kirchen jedes Jahr Zeremonien zur Taufe von Erwachsenen durch Untertauchen am Ufer des Genfersees. Das schreibt das Réseau évangélique Suisse (RES) in einer Mitteilung. Die Tradition orientiere sich an den öffentlichen Taufen des Alten Testaments. Sie finden oft am Sonntagmorgen zu wenig frequentierter Zeit statt.
Während in der Vergangenheit diese Zeremonien von den Behörden ausdrücklich oder stillschweigend genehmigt wurden, ist dies ab diesem Sommer nicht mehr der Fall.
Neues Gesetz über Laizität
Zwei evangelischen Kirchen wurde kürzlich die Erlaubnis verweigert, ihre Taufen an öffentlichen Stränden zu feiern. Dies geschah, weil das Gesetz über die Laizität des Staates (Loi sur la laïcité de l’Etat, LLE) in Kraft trat. Demnach dürfen Kultveranstaltungen auf öffentlichem Grund nur in Ausnahmefällen genehmigt werden.
Laut dem RES hatte der Kanton bei der Debatte über das neue Gesetz jedoch versprochen, dass er einen «toleranten Ansatz» verfolgen würde. Die traditionellen Taufen würden am See weiterhin erlaubt sein.
Im Widerspruch zu Religionsfreiheit
Für das RES steht die Weigerung der Behörden im Widerspruch zu den internationalen Standards bezüglich Religionsfreiheit: In der Tat ist die Ausübung der Religionsfreiheit, einschliesslich der Freiheit, seinen Glauben gemeinsam und öffentlich zu bekunden, ein Grundrecht.
«Wir bedauern, dass Genf seine Tradition der Toleranz mit Füssen tritt und seinem Ruf als Hauptstadt der Menschenrechte schadet», sagt Stéphane Klopfenstein, stellvertretender Direktor des RES.
Die Verwaltungskammer des Genfer Gerichtshofs wird ihr Urteil voraussichtlich in den nächsten Wochen fällen (cath.ch/ Adapt. rp).
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