Tatjana Disteli an der Synode in Prag.
Schweiz

Tatjana Disteli: Es braucht Experimentierräume in der Kirche

Bei einer internationalen Veranstaltung in Deutschland wurde über Gleichberechtigung in der katholischen Weltkirche diskutiert. Mit dabei waren Tatjana Disteli, Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche, und Renata Asal-Steger von der RKZ. «Die Kirche soll ein weites Dach haben», sagt Tatjana Disteli. Dezentrale Lösungen seien unabdingbar.

Jacqueline Straub

Bei der Tagung «Gottes starke Töchter» wurden Referentinnen und Referenten aus aller Welt eingeladen. Renata Asal-Steger von der RKZ und Tatjana Disteli, Generalsekretärin der Landeskirche Aargau, waren ebenfalls als Rednerinnen vor Ort.

Renata Asal-Steger
Renata Asal-Steger

Neben den zwei Referentinnen waren noch weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Schweiz nach Leipzig angereist, um sich mit anderen Frauen und Männern auszutauschen und die internationale Vernetzung zu vertiefen – vor allem auch in Blick auf den synodalen Prozess der Weltkirche, der im Oktober in Rom beginnt.

Die Weltsynode werde ein politisches Ereignis, sagte Johanna Rahner, Theologieprofessorin und Moderatorin des Abschlusspodiums bei der Veranstaltung «Gottes starke Töchter». Darauf müsse geachtet werden. «Wir müssen vorbereitet sein», sagte sie. Umso wichtiger sei es, dass jene Frauen, die in Rom sein werden, sich gut vernetzen.

Kraft und Mut

Auf dem Abschlusspodium sass Tatjana Disteli zusammen mit Frauen aus den USA, Kenia, Deutschland und Nigeria. In einem kurzen Statement, was sie von der Tagung mitnehme, sprach Tatjana Disteli darüber, dass die zwei Tage in Leipzig ihr «neue Kraft und Mut» geschenkt haben. «Ich habe gelernt, dass viele unter uns an der Biografie leiden, die mit Diskriminierung zu tun hat.»

Schwester Katharina Ganz aus Deutschland hat durch die Veranstaltung festgestellt, dass viele Themen in den jeweiligen Ländern sehr ähnlich sind: strukturelle Diskriminierung, geistlicher oder sexueller Missbrauch etwa. «Das hat mit dem System der katholischen Kirche zu tun.» Der Synode in Rom müsse es gelingen diese systemischen und strukturellen Phänomene zu bearbeiten. Sie erlebe es, dass eigene Mitglieder ihrer Gemeinschaft sogar die Kirchenmitgliedschaft in Frage stellen.

Starke Schweizer Unterstützung an der Tagung zum Thema Frauen im Amt in Leipzig
Starke Schweizer Unterstützung an der Tagung zum Thema Frauen im Amt in Leipzig

Bei der Schlussrunde der zweitägigen Veranstaltung war auch Julia McStravog auf dem Podium. Sie arbeitet für die US-Bischöfe und bereitete die Synode vor. Sie nehme die gemachten Erfahrungen der Konferenz nun in die USA mit – und in ihre weitere Arbeit hinein.

«Frauen haben nie politische Macht gehabt und konnten ihre Anliegen nicht vorbringen», sagte Schwester Caroline Mbonu aus Nigeria. Es brauche eine gewisse Grundmacht, damit Frauen ihre Stimme hörbar machen könnten. Deswegen seien gewisse Frauenthemen dort noch weniger präsent. Vernetzung sei umso wichtiger.

Antworten finden

Schwester Mary Nzilani Wambua aus Kenia möchte künftig Frauen in ihrem Umfeld stärken. «Wir können spüren, was Frauen spüren und können es weitergeben.» Dann könnten auch Antworten auf die Herausforderungen der Kirche gefunden werden, sagte sie.

Ausschnitt vom Flyer der Tagung "Gottes starke Töchter".
Ausschnitt vom Flyer der Tagung "Gottes starke Töchter".

Schwester Katharina Ganz plädierte für dezentrale Lösungen. Auch Tatjana Disteli wünscht sich, das der synodale Prozess der Weltkirche weiter «Experimentierräume» fördert. «Es muss neue Räume und Formen geben. Die Kirche soll ein weites Dach haben», so Tatjana Disteli. Das «absolut wichtigste» sei, dass man sich gegenseitig nicht den Glauben abspreche. So dürften die einen stehen bleiben und andere zwei Schritte vorwärts gehen.

Sie befürchtet, dass viele Menschen die Kirche verlassen werden, wenn «nichts ernsthaftes» nach der Synode geschehen werde. Jene, die gehen, kommen nicht wieder. Trotz der Schwierigkeiten in der Kirche ist sich Tatjana Disteli sicher: «Es lohnt sich unbedingt weiterzugehen.»


Tatjana Disteli an der Synode in Prag. | © Björn Steinz/KNA
20. September 2023 | 06:00
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