Renata Asal-Steger
Schweiz

Renata Asal-Steger: «Gleichberechtigung gibt es nicht in Raten oder portionsweise»

Derzeit findet in Deutschland die internationale Tagung «Gottes starke Töchter» statt. Sie zeigt: Das Thema Gleichberechtigung ist eine weltweite Forderung. Mit dabei sind auch Schweizerinnen. Der Wandel muss von unten kommen, sagt Renata Asal-Steger von der Römisch-Katholische Zentralkonferenz.

Jacqueline Straub

Unter dem Titel «Gottes starke Töchter» findet derzeit eine zweitägige Veranstaltung in Leipzig statt. Rednerinnen und Redner aus der ganzen Welt sind hierfür angereist, um sich über die Rolle der Frauen und der Gleichberechtigung in der katholischen Kirche auszutauschen. Online haben sich über 460 Personen angemeldet. Als Rednerinnen aus der Schweiz wurden auch Renata Asal-Steger von der RKZ und Tatjana Disteli, Generalsekretärin der Landeskirche Aargau, eingeladen.

Ausschnitt vom Flyer der Tagung "Gottes starke Töchter".
Ausschnitt vom Flyer der Tagung "Gottes starke Töchter".

Über Mittag sass Renata Asal-Steger zusammen mit Frauen aus Italien, Indien und Uganda auf dem Podium. «Wir müssen ins Handeln kommen, endlich», sagte sie. Denn trotz vieler systemischen Defiziten geschehe keine Veränderung.

Zuvor berichtete sie in ihrem Statement vom dualen System in der Schweiz und auch, was Frauen in der katholischen Kirche Schweiz bereits alles machen können. «Es wird auf Charismen und Talente verzichtet», sagte sie in Bezug auf das fehlende Frauenpriestertum.

Spätes Frauenstimmrecht

«Die Schweizerische Besonderheit wird oft beneidet», sagte sie. Man soll sich aber nichts vormachen, denn die Entwicklung der Gemeindeleiterinnen und Frauen in Führungspositionen in der katholischen Kirche sei in erster Linie aus einer pastoraler Not entstanden. Es sei nicht gleichzusetzen mit Gleichberechtigung und Gleichwürdigkeit.

Die Schweiz könne nicht als Vorreiterin in Sachen Gleichberechtigung glänzen. «Die politische Gleichstellung fiel uns Frauen nicht in den Schoss», sagte sie. Erst 1971 erhielten die Frauen das Stimmrecht. «Entschlossenheit und Beharrlichkeit haben zum Erfolg geführt.» Und ergänzte: «Gleichberechtigung gibt es nicht in Raten oder portionsweise. Entweder es gibt sie oder nicht.» Gleiche Würde und gleiche Rechte dürften den Frauen nicht vorenthalten werden.

Starke Schweizer Unterstützung an der Tagung zum Thema Frauen im Amt in Leipzig
Starke Schweizer Unterstützung an der Tagung zum Thema Frauen im Amt in Leipzig

Sie habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sie ist aber überzeugt, dass der Wandel nicht von oben kommen wird, sondern von unten geschehen muss. Sie werde sich weiterhin «beharrlich und beherzt» für gleiche Würde und gleiche Rechte einsetzen. Denn diese gehören untrennbar zusammen.

Globales Anliegen

Virginia Saldanha aus Indien berichtete in ihrem Statement über die Lage der Frauen in Indien. Sie haben keine Macht, keine Mitsprachemöglichkeit. «Priester sehen Frauen als ihre Helferinnen», sagt sie. Es müsse noch viel getan werden. Helen Nambalirwa Nkabala aus Uganda forderte, dass Frauen in die kirchlichen Strukturen inkludiert werden.

Die Zusammensetzung der Podiums, aber auch schon die Wortmeldungen am Tag zuvor, zeigen: Die Forderung nach Gleichberechtigung ist nicht nur ein Thema des deutschsprachigen Raumes, sondern ein globales Anliegen.

Am späten Nachmittag wird Tatjana Disteli ihr Statement verlesen und zusammen mit Expertinnen aus Deutschland, den USA, Kenia und Nigeria auf einem Podium sitzen. Kath.ch wird darüber berichten.


Renata Asal-Steger | © Christian Merz
19. September 2023 | 14:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
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