Hans Koch vor dem Wohnhaus von Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss.
Schweiz

Tätowierter Senior pilgert mit Franziskus-Hosenträgern zu Bruder Klaus

Sachseln feiert 75 Jahre Heiligsprechung von Bruder Klaus. Mit dabei: Kardinal Kurt Koch, Bischof Joseph Bonnemain, Äbtissin Rut-Maria Buschor. Und Hans Koch (82), der mit Tattoos und Franziskus-Hosenträgern auffällt.

Eva Meienberg

Hans Koch (82) ist nicht mehr gut zu Fuss und kommt schnell ausser Atem. Dennoch hat er sich heute von Zürich auf den Weg nach Sachseln gemacht. An den Ort von Bruder Klaus.

Lieber Heu als Kopfkissen

Am 15. Mai 1947 hat Papst Pius XII. den Schweizer Eremiten in Rom heiliggesprochen. 75 Jahre später erinnert Sachseln mit Kurienkardinal Kurt Koch und Bischof Joseph Bonnemain an das Ereignis.

Das Kreuz hat sich Hans Koch in Jerusalem tätowieren lassen.
Das Kreuz hat sich Hans Koch in Jerusalem tätowieren lassen.

Wäre Hans Koch besser zu Fuss, würde er dem Heiligen Chläusu ein bisschen Heu bringen als Kopfkissen, witzelt der alte Mann. Nur ein Stein als Kopfkissen wie im Ranft zu sehen – das sei doch zu hart.

Franziskus-Hosenträger

Der eigentliche Grund, wieso Hans Koch heute hier ist, sind die Schweizergardisten. Genaugenommen die Ex-Gardisten, in deren Luzerner Verein Circolo er Passivmitglied ist. Denn Hans Koch war kein Gardist. Es fehlten ihm vier Zentimeter Körpergrösse. 

Hans Koch trägt einen Papst-Hosenträger.
Hans Koch trägt einen Papst-Hosenträger.

Hans Koch hat auffällige Tattoos. Noch auffälliger sind Hans Kochs Hosenträger mit dem Konterfei von Papst Franziskus. Bekommen hat er sie von einem befreundeten Marktfahrer. Dieser hatte fünf Exemplare herstellen lassen, weil er bei seiner Romreise 2015 nicht mit leeren Händen beim Papst vorstellig werden wollte. Ausser dem Papst wurde auch der Gardekaplan und der Gardekommandant beschenkt. 

Das Ranft-Mobil hilft Menschen mit Gehbehinderung

Linus Meier ist ebenfalls Ex-Gardist und Präsident des Vereins «Ranft-Mobil». Bruder Klaus sei der Schutzpatron der Gardisten, sagt Linus Meier. 2013 sei unter Ex-Gardisten die Idee entstanden, den Menschen zu helfen, die nicht mehr zu Fuss zur Klausen-Kapelle gelangen können. Seit 2017 gibt es einen Fahrdienst – das Ranft-Mobil. An diesem Sonntag segnet Kurt Koch das dritte Fahrzeug.

Kardinal Kurt Koch segnet das "Ranft Mobil 3".
Kardinal Kurt Koch segnet das "Ranft Mobil 3".

Gabriela Lischer (52) steht als einzige Frau in einer Albe im Altarraum. Ein bisschen irritiert habe sie schon, dass sie die einzige Frau und so viel jünger als die Priester sei. «Das entspricht nicht dem Alltag in der Kirche», sagt die Pfarreileiterin später beim Apéro.

Im Ranft den Frieden erfahren

Gabriela Lischer freut sich, dass Kurt Koch aus Rom angereist ist und die Festpredigt hält. Der Kardinal gebe dem Anlass Gewicht und eine Ausstrahlung in die Welt. Gabriela Lischer leitet die Pfarrei in Kägiswil und baut den neuen Seelsorgeraum Sarnen, Kägiswil und Schwendi auf. Sie wohnt in Sachseln und ist seit Kindertagen mit Bruder Klaus verbunden.

Gabriela Lischer, Pfarreileiterin in Kägiswil
Gabriela Lischer, Pfarreileiterin in Kägiswil

Wenn sie in den Ranft hinabsteige, spüre sie eine Präsenz, eine Dichte, erzählt sie. Oft sitze sie in der oberen Ranftkapelle und fühle sich einfach gut. Ab und zu trage sie auch Sorgen dorthin. Der Ranft ziehe auch Menschen ohne Konfessionen an: «Der Ranft ist ein Ort, an dem der Friede erfahren werden kann.»

Bruder Klaus – ein Vorbild für heutige Politiker

Christoph Amstad (48) ist Regierungsrat des Kantons Obwalden. Er steht dem Sicherheits- und Justizdepartement vor, das bald Sicherheits- und Sozialdepartement heissen wird. Der neue Name ist dem Politiker wichtig. Er wolle sich für die Menschen einsetzen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stünden, sagt Christoph Amstad.

Christoph Amstad, Regierungsrat des Kantons Obwalden
Christoph Amstad, Regierungsrat des Kantons Obwalden

Auch er ist seit seiner Kindheit mit Bruder Klaus verbunden. Um den Nationalpatron komme man fast nicht herum, wenn man in Obwalden aufwachse, sagt Christoph Amstad. Einfachheit und der Gemeinsinn seien Werte, für die Bruder Klaus stehe. 

Die Menschen im Blick

Auch als Vermittler sei Bruder Klaus ihm als Politiker ein Vorbild, sagt Christoph Amstad. Bei seinem Amtsantritt habe er in seinem Büro ein Bild des Heiligen an die Wand gehängt. Wie Bruder Klaus versuche er, den Menschen zu helfen.

Doris Hellmüller
Doris Hellmüller

Doris Hellmüller (58) ist seit 2015 Geschäftsführerin der Bruder-Klausen-Stiftung und des Fördervereins Niklaus von Flüe und Dorothe Wyss in Sachseln. Aufgewachsen ist die Tochter einer Nidwaldnerin in der Ostschweiz. Die Mutter hätte ihr immer gesagt, sie stamme von Bruder Klaus ab, sagt Doris Hellmüller. Vor 30 Jahren ist sie nach Sachseln gezogen. «Hier wird man unweigerlich von Bruder Klaus infiziert.»

Möglichst alle Menschen ansprechen

Persönlich ist Doris Hellmüller vor allem von Bruder Klaus als Vermittler fasziniert. «Ich wünschte mir heute eine Persönlichkeit, die mit Glaubhaftigkeit und Autorität den Frieden bringen kann», sagt Doris Hellmüller. Sie sei überzeugt, dass der Heilige auch heute noch für die ganze Welt wirken könne. Die Erinnerung an Bruder Klaus, seine Frau Dorothee und die Erfahrung des Ortes im Ranft könne den Menschen einen Impuls geben. Sie wolle helfen, die Erinnerung lebendig zu halten.

Kurienkardinal Kurt Koch mit Schweizergardisten in Sachseln.
Kurienkardinal Kurt Koch mit Schweizergardisten in Sachseln.

Anlässlich des Jubiläums der Heiligsprechung hat sich der Förderverein vor allem für eine ökumenische Ausrichtung des Anlasses eingesetzt. Denn der Förderverein will den Heiligen vom Ranft möglichst vielen Menschen zugänglich machen.

Bischof Bonnemain ohne Bruder-Klaus-Brustkreuz

Bischof Joseph Maria Bonnemain ist ein grosser Fan von Bruder Klaus. Den Friedensstifter hätten wir heute nötiger denn je, sagt er. Bonnemain, der gerne ein Brustkreuz mit Bruder-Klaus-Reliquie trägt, musste am Sonntag zu einer Alternative greifen. Er kam von Zürich – aber das Bruder-Klaus-Kreuz ist in Chur.

Bischof Joseph Bonnemain zieht mit Kurienkardinal Kurt Koch zum Festgottesdienst ein.
Bischof Joseph Bonnemain zieht mit Kurienkardinal Kurt Koch zum Festgottesdienst ein.

Die Benediktinerin Rut-Maria Buschor hat als Äbtissin von Sarnen am Festakt teilgenommen. «Vor 25 Jahren hätten wir als Schwestern eines geschlossenen Klosters die Einladung ausgeschlagen», sagt die Äbtissin. Heute ist sie froh, dass sie am Fest dabei sein kann. Denn als sie sich überlegt hat, ins Kloster einzutreten, habe sie Bruder Klaus im Ranft besucht. «In dieser Stille hat mein Entscheid reifen können», sagt die Äbtissin.

Einsatz für den Frieden

Der Klosterfrau gefällt besonders, dass Bruder Klaus trotz seines zurückgezogenen Lebens so viel Aussenwirkung gehabt habe. Sie hebt seinen Einsatz für den Frieden hervor. Das sei auch ihr Auftrag als Wallfahrtsort mit dem Sarner Jesuskind. Der Heilige sei für sie ein Vorbild: «Auch wenn ich mich zurückziehe, bin ich noch lange nicht weg.»

Schwester Rut-Maria Buschor, Äbtissin des Frauenklosters Sarnen.
Schwester Rut-Maria Buschor, Äbtissin des Frauenklosters Sarnen.

Äbtissin Rut Maria Buschor hat den Festgottesdienst genossen. Die Mozart-Messe, gesungen von der Kantorei Sachseln, aber auch das gemeinsame Singen des Bruder-Klaus-Liedes. «Bruder Klaus hat heute Menschen zusammengebracht, die sich sonst nicht getroffen hätten. Das verbindet uns und wirkt an den Orten, an die wir nun zurückgehen.»


Hans Koch vor dem Wohnhaus von Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss. | © Eva Meienberg
15. Mai 2022 | 17:41
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