Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), 2020
Schweiz

Synodale Versammlung in Einsiedeln: Die deutschen Bischöfe freuen sich über Impulse aus der Schweiz

Die nationale synodale Versammlung kommt am Montag in Einsiedeln zusammen. Der Präsident der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, freut sich auf Impulse aus der Schweiz. Er ist überzeugt: «Die Veränderungen werden weitergehen und das kann niemand aufhalten.»

Raphael Rauch

Welches Selbstverständnis haben Sie als Bischof? Sehen Sie sich als Filialleiter einer römischen Zentrale – oder jemand, der für seine Diözese auch lehramtliche Fragen entscheiden kann?

Bischof Georg Bätzing*: Vor allem bin ich Bischof für die Menschen. Und deswegen ist es so wichtig, dass ich mir die Anliegen der Menschen, die mir begegnen, zu eigen mache. Das ist nicht ganz einfach, denn es gibt auch in der Kirche die einen und die anderen. Ich habe den Wahlspruch genommen: «Führe zusammen, was getrennt ist.» Als Bischof habe ich immer eine Brückenbauer-Funktion. Aber ich bin kein Filialleiter. Ich bin der Bischof einer eigenständigen Ortskirche.

Meinrad Furrer beim "Segen für alle" – hier ein lesbisches Paar.
Meinrad Furrer beim "Segen für alle" – hier ein lesbisches Paar.

Sie gehören zu einem Teil der deutschen Bischöfe, die beim kirchlichen Arbeitsrecht vorwärts machen wollen. Sie haben angekündigt, das Partikularrecht zu ändern. Wie geht das – und ist das überhaupt lehramtskonform?

Bätzing: Was wir machen, ist lehramtskonform. Wir sind in Deutschland in einer völlig singulären Situation aufgrund unseres staatskirchenrechtlichen Systems. In vielen anderen Ländern dürfen Fragen, die wir bislang Bewerberinnen und Bewerbern gestellt haben, überhaupt nicht gestellt werden. Wir verzichten nun auf bestimmte Fragen und lassen das Privateste des Lebens der Menschen in Ruhe. Stattdessen fragen wir: Tragt ihr die Werte und Ziele mit, die wir als kirchliche Einrichtung haben?

Teilnehmende der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.
Teilnehmende der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.

Am Montag treffen sich Katholikinnen und Katholiken aus der ganzen Schweiz zur nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. Welchen Impuls erhoffen Sie sich aus der Schweiz?

Bätzing: Deutsche und Schweizer Katholikinnen und Katholiken sind gut miteinander vernetzt. Wir haben beim Synodalen Weg Beobachter aus der Schweiz, die uns gute Hinweise geben. Einmal im Jahr trifft sich das Präsidium der Bischofskonferenz mit den Kollegen aus der Schweiz und aus Frankreich. Und auch hier merken wir: Uns beschäftigen die dieselben Themen. Auch deshalb freuen wir uns über Impulse aus der Schweiz.

Woher kommt Ihr Optimismus für Veränderung in der Kirche?

Bätzing: Ich habe in meinem kurzen Leben von 60 Jahren schon so viele Veränderungen in der Kirche erlebt, dass ich sage: Die Veränderungen werden weitergehen und das kann niemand aufhalten. 

* Georg Bätzing (61) ist Bischof von Limburg und Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz.

«Individuelle Lebensführung» darf nicht mehr sanktioniert werden

Die Kirche muss sich nach den Worten des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck beim Arbeitsrecht und im Dienstrecht neu aufstellen. Wenn auch verspätet, geschehe dies derzeit auch, betonte Overbeck am Donnerstag in Stuttgart. Er äusserte sich bei einer Diskussionsveranstaltung des Katholikentages mit dem Titel«Arbeit fairteilen».

Manche Vorteile im Arbeits- und Dienstrecht gelte es zu erhalten, sagte Overbeck. Aber die Regelungen zur persönlichen Lebensführung beispielsweise müssten «nach dem Würdekonzept» und vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem Missbrauchsskandal in der Kirche neu definiert werden.

Mit Regenbogen-Fahne: die Elisabethenkirche in Basel.
Mit Regenbogen-Fahne: die Elisabethenkirche in Basel.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Kerstin Griese (SPD), nannte es «nicht mehr tragbar» und diskriminierend, dass die «individuelle Lebensführung» sanktioniert werde. Auch sei das Streikrecht ein grundlegendes Menschenrecht, das man niemanden vorenthalten könne. Zugleich betonte sie, dass die Ampel-Koalition Reformen im Gespräch mit der Kirche angehen wolle.

Der Sozialethiker Bernhard Emunds aus Frankfurt am Main forderte ein grundsätzliches Ende des kirchlichen Arbeitsrechts. Ein Sonderarbeitsrecht der Kirche passe nicht mehr in «unsere weithin säkularisierter Welt». Das normale Arbeitsrecht reiche auch für Tendenzbetriebe aus. Tarifrechtlich seien die Abweichungen für dieKirche ohnehin sehr begrenzt. (kna)


Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), 2020 | © KNA
26. Mai 2022 | 16:19
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