Teilnehmende der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.
Schweiz

Synodale Versammlung in Einsiedeln: Bericht kritisiert Ausschluss von Frauen und Sexualmoral in der Kirche

Vor sieben Monaten hat Papst Franziskus den synodalen Prozess gestartet. Die Ergebnisse aus den einzelnen Bistümern diskutieren die Bischöfe Ende Mai in Einsiedeln – mit 43 Vertreterinnen und Vertretern. Eine Forderung lautet: eine neue Sexualmoral.

Raphael Rauch

Die Jugendverbände sind nun doch dabei. «Wir fühlen uns nicht gehört», hatten Jubla- und Pfadi-Vertreter erst letzte Woche kritisiert. Nun steht fest: Die Bischöfe haben die fehlende Einladung nachgeholt und Viktor Diethelm als Vertreter für die Jugendarbeit nach Einsiedeln eingeladen.

Zwei Professorinnen mit dabei

Sieben Bischöfe und zwei Territorialäbte laden am 30. Mai nach Einsiedeln ein, um die Ergebnisse des synodalen Prozesses zu diskutieren. Auf der Einladungsliste stehen 43 Namen. Die meisten gehören zum «Who’s who» der Schweizer Katholikinnen und Katholiken, etwa RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger, ihre Stellvertreterin Franziska Driessen-Reding oder Schwester Ariane Stocklin, die auf der Zürcher Langstrasse diakonisch tätig ist. 

Franziska Driessen-Reding und Renata Asal-Steger in der Zürcher Paulus-Akademie.
Franziska Driessen-Reding und Renata Asal-Steger in der Zürcher Paulus-Akademie.

Jeder Bischof konnte einzelne Mitglieder einladen. Zum Beispiel die Professorinnen Eva-Maria Faber (Chur, Dogmatik) und Astrid Kaptijn (Freiburg, Kirchenrecht). Oder die Reformkatholikinnen Helena Jeppesen (Fastenaktion), Isabelle Vernet (Réseau des femmes en Église) und Iva Boutellier (Schweizerischer Katholischer Frauenbund). 

Das Papier geht später nach Rom

Ordensleute – etwa Pater Philipp Steiner oder Schwester Marie-Brigitte Seeholzer – sind ebenso dabei wie Vertreter der Migrationspastoral. Für Claudius Luterbacher, den scheidenden Caritas-Präsidenten und scheidenden Kanzler des Bistums St. Gallen, dürfte es einer der letzten grossen Termine auf nationaler Ebene werden, bevor er seine neue Stelle im Kanton St. Gallen antritt. Auch konservativere Stimmen wie Martin Iten sind in Einsiedeln vertreten.

Schwester Marie-Brigitte Seeholzer
Schwester Marie-Brigitte Seeholzer

Ziel des Tages ist es, ein Papier zu verabschieden, das nach Rom geschickt werden kann. «Der Bericht ist unser Schweizer Beitrag zum weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus initiiert hat», heisst es in einem Schreiben der Bischofskonferenz an die Eingeladenen.

Bischof Felix Gmür eröffnet die Versammlung

Doch auch konkrete Schritte für die Schweiz sollen an diesem Tag skizziert werden. «Der synodale Prozess in der Kirche steht erst am Anfang und es geht auch in der Schweiz darum, die wichtigen Anliegen zu benennen», heisst es in dem Schreiben.

Felix Gmür, Joseph Maria Bonnemain, Markus Büchel
Felix Gmür, Joseph Maria Bonnemain, Markus Büchel

Die Veranstaltung beginnt am Montag, 30. Mai, um 9.30 Uhr in Einsiedeln. Bischof Felix Gmür eröffnet als Präsident der Schweizer Bischofskonferenz die Veranstaltung um 10 Uhr mit einem «gesanglich-spirituellen Impuls», wie dem Programm zu entnehmen ist. Am Vormittag wird der Entwurf des nationalen Berichts diskutiert.

Hausaufgaben für die Schweiz

Nach dem Mittagessen geht es um die «Schweizer Anliegen an den weltweiten Synodenprozess» und um die «Verabschiedung des Schweizer Synodenberichts», wie es in der Einladung heisst. Anschliessend werden «Herausforderungen und Themen für die synodale Bearbeitung in der Schweiz» diskutiert.

Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne "Wir sind Ohr".
Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne "Wir sind Ohr".

Schliesslich sollen Schwerpunkte für das weitere Arbeiten in der Schweiz gesetzt werden. Laut Zeitplan sollen am Montag um 16.40 Uhr die Ergebnisse an den Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz und an die Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) der Schweiz übergeben werden. Diese gehen dann nach Rom, wo sie zunächst auf europäischer Ebene und später auf Weltebene diskutiert werden, der Bischofssynode 2023.

Kritik am Klerikalismus und an der aktuellen Liturgie

Der Entwurf des nationalen Synodenberichts kritisiert unter anderem den Ausschluss von Frauen und queerer Menschen. «Die offene oder indirekte Zurückweisung oder Abwertung von Menschengruppen widerspricht einer synodalen Kirche ebenso wie der Verheissung des Evangeliums», heisst es in dem Bericht. Die Sexualmoral und die Lehre der Kirche müssten «überarbeitet und die pastoralen Angebote der Kirche entsprechend verändert werden».

Der katholische Seelsorger Meinrad Furrer spricht am Internationalen Tag gegen Homo-,Bi-, Inter- und Transphobie in der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch in Zürich.
Der katholische Seelsorger Meinrad Furrer spricht am Internationalen Tag gegen Homo-,Bi-, Inter- und Transphobie in der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch in Zürich.

In dem Papier werden verschiedene Herausforderungen angesprochen, vor denen die Kirche steht – von Klerikalismus bis hin zur bestehenden Liturgie, die vor allem junge Menschen nicht mehr anspricht.

Mehr dazu morgen auf kath.ch.


Teilnehmende der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.
18. Mai 2022 | 17:43
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