Martin Lintner ist Moraltheologe und Professor in Brixen.
Schweiz

Stolperstein Sexualmoral: Rom bremst Moraltheologen aus

Martin Lintner (50) darf nicht Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen werden. Das hat der Vatikan entschieden – aufgrund von Lintners Publikationen zur Sexualmoral. Der Südtiroler Moraltheologe lehrt im Herbst als Gastdozent an der Uni Luzern.

Regula Pfeifer

Mehrere Medien berichten über den Entscheid aus Rom – und berufen sich auf eine Mitteilung der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) Brixen. Demnach hat deren Hochschulkollegium den Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie, Martin Lintner, zum Dekan gewählt.

Vatikan sanktioniert Publikationen zur Sexualmoral

Doch die notwendige Zustimmung des Heiligen Stuhls kam nicht. Das zuständige Dikasterium für die Kultur und die Bildung habe Bischof Ivo Muser von Bozen-Brixen mitgeteilt, «dass diese Zustimmung wegen Publikationen Professor Lintners zu Fragen der katholischen Sexualmoral nicht erteilt wird».

Da Muser auf einen Rekurs verzichtet, muss die Hochschule nun einen neuen Dekan wählen. In der Zwischenzweit werde das Amt des aktuellen Dekans verlängert.

Was genau dem Vatikan an den Äusserungen von Martin Lintner nicht passt, ist unklar. Eine entsprechende Anfrage von kath.ch an die Hochschule blieb unbeantwortet.

In einem Kurzvideo auf Youtube erklärt Lintner, was er als Moraltheologe als seine Aufgabe ansieht – gerade mit Blick auf die kirchliche Sexualmoral.

«Wie können wir als Kirche mit Sexualität und Macht so umgehen, dass es sich nicht zerstörerisch auswirkt auf Menschen?»

Martin Lintner, Moraltheologe

«Es geht mir darum zu fragen: Wie können wir als Kirche, als Moraltheologen mit Sexualität und Macht so umgehen, dass es sich nicht zerstörerisch auswirkt auf Menschen, sondern im Gegenteil ein konstruktiver Beitrag sein kann?»

Teilhabe an schöpferischer Kraft und Liebe Gottes

Konkret schlägt er folgenden Zugang vor: «Es ist wichtig, dass wir aus der Heiligen Schrift ein positives Verständnis der Sexualität lesen. Ausgehend von der Geschöpflichkeit des Menschen ist die Sexualität als Teilhabe an der schöpferischen Kraft und Liebe Gottes zu verstehen.»

Auch Macht müsse als Teilhabe an der schöpferischen Macht Gottes verstanden werden, so Lintner. «Und zwar dahingehend, dass sie hilft, im Dienst von Menschen zu stehen und Menschen zu unterstützen und aufzubauen.»

Die Fragen nach Sexualität und Macht möchte der Moraltheologe nach eigenen Worten verbinden zu einer lebensnahen und realistischen Moral. «Das ist ein wichtiges Grundanliegen der Moraltheologie, dem muss sie sich stellen», so Martin Lintner.

Bald an Uni Luzern

Lintner lehrt seit 2009 Moraltheologie und Spirituelle Theologie in Brixen. 2011 wurde er zum Ordentlichen Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der PTH Brixen berufen, wie es in seinem Lebenslauf heisst. Das wird er weiterhin bleiben. Im kommenden Herbstsemester wird er zudem an der Uni Luzern als Gastdozent wirken.


Martin Lintner ist Moraltheologe und Professor in Brixen. | © Youtube
27. Juni 2023 | 17:36
Lesezeit: ca. 2 Min.
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