Ioan Ciurin (Mitte) leitet 2016 den Weihnachtsgottesdienst der Russisch-orthodoxen Kirche Bern
Vatikan

Stichwort: Orthodoxe Kirchen

Rom, 6.2.16 (kath.ch) Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet, zu der heute 14 selbstständige – sogenannt «autokephale» – Kirchen zählen.

«Orthodox» war dabei zunächst keine eigene Konfessionsbezeichnung, sondern bedeutet auf Griechisch «rechtgläubig». Von ihrer Tradition, ihrem Bekenntnis und der Liturgie her versteht sich die Orthodoxie ungeachtet ihrer nationalen und politischen Differenzierung als eine Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.

Drittgrösste Konfession

Die weltweit mehr als 220 Millionen orthodoxen Christen bilden nach Katholiken und Protestanten die drittgrösste Konfession der Christenheit. Von ihnen gehören die meisten (rund 165 Millionen) zur russischen-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat), zu der auch zahlreiche Bistümer und Gemeinden ausserhalb Russlands zählen.

Mit der westlichen Kirche verbinden die Orthodoxie die sieben «ökumenischen» Konzile des ersten Jahrtausends (das letzte von ihnen fand 787 statt). In den folgenden Jahrhunderten kam es zu einer Entfremdung zwischen Ost und West. Den Bruch markierte das Jahr 1054, als der römische Kardinal Humbert von Silva Candida als Legat des Papstes den Patriarchen von Konstantinopel exkommunizierte, was als Exkommunikation der gesamten griechischen Kirche gedeutet wurde.

Patriarch Kerullarios liess daraufhin den Legaten von einer Synode verdammen. Die gegenseitigen Bannsprüche wurden erst 1965 offiziell aufgehoben.

Papstamt grösster Trennungsgrund

Zu den Haupthindernissen für eine Wiederherstellung der Kirchengemeinschaft zwischen der Orthodoxie und der katholischen Kirche zählt heute der Lehrprimat des römischen Papstes.

Zu unterscheiden von den griechisch-orthodoxen Kirchen sind die orientalisch-orthodoxen (altorientalischen) Kirchen, etwa die koptische, die syrische und die armenische orthodoxe Kirche, die sich bereits zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert von der Reichskirche trennten. (kna)

Ioan Ciurin (Mitte) leitet 2016 den Weihnachtsgottesdienst der Russisch-orthodoxen Kirche Bern | © zVg
6. Februar 2016 | 10:55
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«Byzanz in der Schweiz»

Die Gottesdienste der orthodoxen Kirchen werden im sogenannt byzantinischen Ritus gefeiert, der seinen Ursprung in Byzanz/Konstantinopel – dem heutigen Istanbul – hat. Die Liturgie nach diesem Ritus ist sehr feierlich und enthält starke bildhafte und symbolische Elemente.

Einen Einblick in die byzantinische Kultur vermittelt aktuell die Ausstellung «Byzanz in der Schweiz» im Musée Le Rath in Genf. (ms)