Erst nennt das Bistum Chur den Namen des Priesters - und dann hüllt es sich in Schweigen.
Schweiz

Stadt Chur zahlt doch noch 600'000 Franken an Domschatzmuseum

Chur, 9.3.18 (kath.ch) Im dritten Anlauf hat sich das Churer Stadtparlament doch noch für einen Beitrag ans Churer Domschatzmuseum ausgesprochen. Mit 13 zu 5 Stimmen bei 2 Enthaltungen hat der Gemeinderat den Beitrag von 600’000 Franken gutgeheissen, wie Gemeinderatspräsidentin Anita Mazzetta auf Anfrage sagte. Die FDP-Fraktion habe geschlossen dagegen gestimmt, weil sie volle Finanz-Transparenz bei den bischöflichen Stiftungen vermisste, meldete das «Regionaljournal Graubünden» von Schweizer Radio SRF am 8. März.

Ausschlaggebend für das Ja des Churer Gemeinderats sei der kulturelle Mehrwert gewesen, sagte Gemeinderatspräsidentin Anita Mazzetta auf Anfrage. «Die Todesbilder, die im Domschatzmuseum ebenfalls ausgestellt werden sollen, sind von nationaler Bedeutung. Für die Stadt Chur bedeutet das Domschatzmuseum einen touristischen Mehrwert.»

Todesbild Eines der «Churer Todesbilder» | © zVg

Einer der Gründe für die Ablehnung des Antrags im November war die fehlende finanzielle Transparenz bei den bischöflichen Stiftungen. Obschon es vor der Gemeinderatssitzung einen Informationsanlass des Bistums für den Gemeinderat gegeben habe, sei von Seiten des Bistums keine volle Transparenz hergestellt worden, so Mazzetta.

«Das Bistum hat sich dagegen gewehrt, weil die Aufsichtskontrolle über die Finanzen der bischöflichen Stiftungen den Finanzverantwortlichen der Landeskirchen des Bistums obliege und nicht dem Gemeinderat», so Mazzetta.

Auch bei Wirtschaftsförderung keine volle Transparenz

Einigen Kritikern des Antrags, vorwiegend aus der BDP, habe die nun gegebene Transparenz dennoch genügt, so Mazzetta. Die Gemeindepräsidentin selber hat keine Mühe, dass keine volle Transparenz gegeben war: «Wenn es um Wirtschaftsförderung geht, verlangen wir von den Firmen auch nicht volle Transparenz», sagt Mazzetta. Die Kontrolle der Finanzen sei auch in diesem Fall grundsätzlich gegeben, wenn auch nicht durch den Gemeinderat.

Bistum investiert auch viel

Mazzetta freut sich über den Entscheid, sie habe sich von Anfang an für einen städtischen Beitrag an das Museum ausgesprochen. «Ich halte das für eine sinnvolle Investition. Die Stadt hat ja auch in die Sanierung der Kathedrale investiert. Umgekehrt investiert das Bistum auch viel in den Bau des Domschatzmuseums, obschon das nicht Aufgabe des Bischofs ist.»

Transparenz sei immer da gewesen, sagte Bistumssprecher Giuseppe Gracia gemäss Radio SRF. Nach dem Entscheid freue man sich, mit dem Domschatzmuseum vorwärts zu machen. Nach dem ersten Entscheid des Gemeinderates hatte das Bistum Chur den Bau des Museums sistiert, ebenso das damit verbundene Fundraisingsprojekt. Das Bistum könne nun auf Sponsorensuche gehen, zitiert SRF Gracia.

7,8 Millionen Franken

Die Kosten für das Domschatzmuseum belaufen sich auf rund 7,8 Millionen Franken. Vorgesehen ist, dass die Kathedralstiftung und die private Stiftung Mensa Episcopalis Curiensis 1,5 Millionen Franken an Eigenmitteln beisteuern. (Mensa Episcopalis heisst bischöfliches Tafelgut, gemeint ist das Vermögen eines Bischofs.) Die Beiträge von Bund und Kanton betragen 150’000 Franken, wie aus der Dokumentation des Bistums hervorgeht, die der Stadtrat dem Gemeinderat zusammen mit seiner Botschaft unterbreitete. Spenden in der Höhe von rund 6,2 Millionen Franken sollten die Finanzierung sicherstellen.

Domschatz Chur: Eucharistiekästchen. aus dem 8. Jh. | zVg

Reliquiare und liturgische Geräte

Der Bau des Domschatzmuseums ist Teil einer umfassenden Restaurierung des Bischöflichen Schlosses, das als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung gilt. Das Projekt sieht eine Unterbringung in dem Schloss vor. Der Churer Domschatz, der in dem Museum ausgestellt werden soll, setzt sich grösstenteils aus Reliquiaren und liturgischen Geräten zusammen.

Die international bedeutenden Kunstwerke gehörten ursprünglich zur mittelalterlichen Ausstattung der Churer Kathedrale und der Klosterkirche St. Luzi. «Sie illustrieren eindrücklich eine 1500 Jahre dauernde kirchliche Kulturgeschichte von der Bistumsgründung bis heute», heisst es in der Dokumentation des Bistums. Das Museum soll zudem die «Churer Todesbilder», einen Bilderzyklus nach Motiven von Hans Holbein dem Jüngeren, beherbergen.

Drei Anläufe

Am 16. November hatte der Gemeinderat einen Beitrag von 600’000 Franken für einen einmaligen Beitrag an den Bau des Museums abgelehnt. Gleichentags bewilligte es jedoch einen jährlich wiederkehrenden Beitrag von 10’000 Franken an den Betrieb der Kulturinstitution. Einer der Gründe für das Nein zum Baubeitrag war die «fehlende finanzielle Transparenz».

An seiner Budgetsitzung vom 14. Dezember beschloss der Gemeinderat jedoch, den Beitrag von 600’000 an das Museum im Budget zu belassen. Gleichzeitig erhielt der Stadtrat den Auftrag, eine neue Botschaft zuhanden des Parlaments zu verfassen mit mehr Informationen zur Finanzierung des Projekts. Die Botschaft wurde am 19. Februar präsentiert. Darin erneuerte der Stadtrat seinen Antrag auf einen Beitrag seitens der Stadt. Diesem hat der Gemeinderat am 8. März nun zugestimmt. (sys)


 

 

 

 

 

Erst nennt das Bistum Chur den Namen des Priesters – und dann hüllt es sich in Schweigen. | © Georges Scherrer
9. März 2018 | 13:42
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