Bischof Markus Büchel (Mitte) bei der Eröffnung des Caritas-Marktes in Rapperswil, links von ihm der St. Galler Ständerat Benedikt Würth.
Schweiz

St. Galler Bischof: «Ich bin stolz auf den dritten Caritas-Markt im Bistum»

Der Hauptpfeiler der Kirche ist die Caritas. Das sagt Bischof Markus Büchel am Mittwoch zur Eröffnung des dritten Caritas-Marktes im Bistum St. Gallen. «Ich danke allen Menschen, die diese Dimension in der Gesellschaft sichtbar machen.»

Barbara Ludwig

Im Caritas-Markt an der Unteren Bahnhofstrasse in Rapperswil packen Freiwillige sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Waren aus, füllen die letzten Gestelle mit Produkten, kleben Preisetiketten an. Es herrscht emsiges Treiben. Ein Mann sorgt dafür, dass die Kasse Punkt 12 Uhr betriebsbereit ist.

Die Regale im neuen Caritas-Markt sind noch nicht ganz gefüllt.
Die Regale im neuen Caritas-Markt sind noch nicht ganz gefüllt.

Noch ist der neue Caritas-Markt für die Kundschaft geschlossen. Doch kurz vor zehn Uhr drängen sich immer mehr Menschen im Ladenlokal und dem angrenzenden Secondhand-Kleiderladen. Es sind Vertreterinnen und Vertreter des Bistums St. Gallen, der Stadt Rapperswil und der Kirchen vor Ort, der beteiligten Organisationen Caritas St. Gallen-Appenzell und Teen Challenge Schweiz sowie solchen Menschen, die sich ehrenamtlich für das Projekt einsetzen.

In die Gesellschaft hineinwirken

Zu ihnen spricht der eigens zum Eröffnungsakt angereiste St. Galler Bischof Markus Büchel. «Die Kirche ist auch heute wichtig für die Gesellschaft», sagt er auf der Treppe, die vom Parterre zum Caritas-Markt im Untergeschoss führt. Mit Blick auf den Caritas-Markt sieht der Bischof ein ganzes Netzwerk, das in die Gesellschaft hineinwirkt.

Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass der Caritas-Markt in Rapperswil Realität wurde.
Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass der Caritas-Markt in Rapperswil Realität wurde.

Einer Gesellschaft gehe es gut, wenn es auch den Armen gut gehe, sagt Büchel unter Verweis auf die Bundesverfassung. «Ich bin stolz, dass heute der dritte Caritas-Markt im Bistum eröffnet wird.» Das sei nicht selbstverständlich. Für den Bischof ist klar: «Der Hauptpfeiler der Kirche ist die Caritas.» Diese Dimension von Kirche müsse in die Gesellschaft ausstrahlen. «Ich danke allen, die sich dafür einsetzen, die Dimension der Caritas in der Gesellschaft sichtbar zu machen.»

Bischof Markus Büchel im Gespräch mit Susanne Würth, Co-Leiterin des Caritas-Marktes Rapperswil.
Bischof Markus Büchel im Gespräch mit Susanne Würth, Co-Leiterin des Caritas-Marktes Rapperswil.

100’000 Armutsbetroffene im Kanton

Sehr erfreut über das Projekt zugunsten armutsbetroffener Menschen zeigt sich der Rapperswiler Stadtrat Luca Eberle, der den Reigen der Eröffnungsansprachen weiterführt. «Es stimmt, es geht der Stadt gut. Trotzdem gibt es auch hier Leute, denen es nicht gut geht.» Einen Laden, in dem bedürftige Menschen günstig einkaufen könnten, brauche es auch hier in Rapperswil.

Auch für Lukas Scherer, Präsident von Caritas St. Gallen-Appenzell, ist Armut eine Realität hierzulande. Bedürftigkeit sei oft unsichtbar, sagt er. Im Kanton St. Gallen seien 100’000 Menschen davon betroffen.

«Richtige Kunden» bedienen

Aus Sicht von Richard Lins passt die Eröffnung des Caritas-Marktes perfekt in eine Zeit, in der alles teurer werde. Lins ist Co-Geschäftsleiter der christlichen Organisation Teen Challenge Schweiz, die Menschen in schwierigen Situationen bei der beruflichen Integration unterstützt und den Secondhand-Laden betreibt. Im Caritas-Markt Rapperswil werden nebst Freiwilligen auch einige Personen mitarbeiten, die in der Arbeitswelt noch nicht Fuss fassen konnten. Diese werden von Teen Challenge Schweiz betreut.

Richard Lins, Co-Geschäftsleiter von Teen Challenge Schweiz, sieht in der Kooperation mit der Caritas Vorteile für die Arbeitsintegration.
Richard Lins, Co-Geschäftsleiter von Teen Challenge Schweiz, sieht in der Kooperation mit der Caritas Vorteile für die Arbeitsintegration.

Dank des Projekts könnten Betroffene «näher am ersten Arbeitsmarkt» arbeiten, erklärt Richard Lins. Im Caritas-Markt seien sie den Bedingungen eines realen Arbeitsumfeldes ausgesetzt. «Sie haben mit richtigen Kunden zu tun.»

«Das Projekt schliesst eine wichtige Lücke.»

Unter den geladenen Gästen befindet sich der St. Galler Ständerat Benedikt Würth (Die Mitte) – als Privatperson. Wie sich herausstellt, leitet seine Frau Susanne Würth gemeinsam mit Esther Rüthemann den neuen Caritas-Markt. Es sei ein gutes Projekt, denn es gebe auch in Rapperswil viele Bedürftige, sagt Benedikt Würth zu kath.ch. «Das Projekt schliesst eine wichtige Lücke.» Auch der Standort sei perfekt.

Pius Rüegg hat als Freiwilliger beim Einrichten des Ladenlokals mitgeholfen.
Pius Rüegg hat als Freiwilliger beim Einrichten des Ladenlokals mitgeholfen.

Vom Sinn des Projekts ist auch Pius Rüegg, ehemaliger Koch und heute IV-Rentner, überzeugt. «Diesen Laden braucht es wirklich. Ich war selbst einmal so weit.» Rüegg weiss, wie es sich anfühlt, zu wenig Geld zu haben. Er gehört zu den rund 30 Freiwilligen, die sich für den Caritas-Markt engagieren. In den vergangenen Wochen hat er beim Einrichten des Ladenlokals mitgeholfen. Wie oft er künftig an der Verkaufsfront mitarbeiten wird, weiss er zurzeit noch nicht.

Drei Caritas-Märkte im Kanton St. Gallen

Der neue Caritas-Markt in Rapperswil SG wird von  Caritas St. Gallen-Appenzell betrieben. Es ist der dritte im Kanton St. Gallen. Bereits länger existieren die Caritas-Märkte in Wil und St. Gallen. Schweizweit existieren an insgesamt 22 Standorten Caritas-Märkte, in denen Armutsbetroffene günstig Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs einkaufen können. In Rapperswil gibt es angrenzend an den Caritas-Markt ein Geschäft mit Second-Hand-Kleidern und ein Café. Im Caritas-Markt dürfen nur bedürftige Menschen einkaufen, die über die von der Caritas herausgegebene Kulturlegi verfügen. Der Kleiderladen und das Café sind für alle da. (bal)


Bischof Markus Büchel (Mitte) bei der Eröffnung des Caritas-Marktes in Rapperswil, links von ihm der St. Galler Ständerat Benedikt Würth. | © Barbara Ludwig
2. November 2022 | 16:55
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