Der frischgebackene französische Volleyballmeister Ludovic Duée tritt ins Kloster ein.
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Sportlerkarriere beendet, um Priester zu werden

Erst am Sonntag gewann der französische Volleyballspieler Ludovic Duée mit seinem Team Saint-Nazaire das Meisterschaftsspiel. Nun beendet der 32-Jährige seine Profikarriere offiziell, um als Ordensnovize in die Abtei von Lagrasse im Süden Frankreichs einzutreten.

Wie die Zeitung «La Croix» (online Sonntagabend) berichtet, absolvierte der französische Spitzensportler Ludovic Duée beim Volleyball-Finalsieg am Sonntag gegen Tours sein letztes Spiel und wird nun um Aufnahme in die traditionalistische Gemeinschaft von Regularkanonikern im südfranzösischen Departement Aude bitten. Duée lernte die Gemeinschaft unweit von Narbonne in der Region Okzitanien laut Bericht während der Corona-Pandemie kennen. Lagrasse liegt unweit seines früheren Zuhauses.

Ludovic Duée bei seinem letzten Spiel.
Ludovic Duée bei seinem letzten Spiel.

Die Ordensleute seien sehr freundlich, frisch und dynamisch gewesen und hätten Antworten auf viele seiner Fragen gehabt, wird der 1,92-Meter-Mann zitiert. Die Begegnung mit der Spiritualität der Brüder habe auch seine Beziehung zu Gott verändert. Der 32-Jährige stammt aus einer praktizierenden katholischen Familie. Sein persönlicher Glaube erwachte jedoch erst spät.

Sozial aktive Traditionalisten

Die traditionalistische Abtei Lagrasse im Bistum Carcassonne feiert die Liturgie nach dem tridentinischen, also vorkonziliaren Ritus von 1962. Zugleich berichtet die Zeitung von einer Vielfalt von Aktivitäten, die das strenge Image von Traditionalisten konterkarierten.

Der ehemalige Profisportler tauscht das Volleyballfeld ein gegen die ehrwürdigen Mauern der Kanonikergemeinschaft.
Der ehemalige Profisportler tauscht das Volleyballfeld ein gegen die ehrwürdigen Mauern der Kanonikergemeinschaft.

So seien die Kanoniker im Bistum sozial aktiv, begleiteten Migrantinnen und Migranten aus dem Aufnahmezentrum für Asylbewerber im Dorf, machten Krankenbesuche oder spielten Volleyball in der Mannschaft des Ortes. Die Abtei steht auch für Besuchende offen. Dutzende kämen täglich, um in der Stille zu beten oder die Klosterbuchhandlung zu nutzen.

Ewiges Gelübde nach fünf Jahren

Als sogenannter Postulant soll Ludovic Duée nun einige Monate als Laie im der Gemeinschaft leben, um sich mit der Ordensregel des heiligen Augustinus vertraut zu machen, der die Brüder folgen. Nach dieser Zeit der Beobachtung kann der Bewerber für ein Jahr als Novize beitreten und trägt fortan die Ordenstracht.

Zeichen eines Kanonikers von St. Gallen
Zeichen eines Kanonikers von St. Gallen

Mehr als fünf Jahre nach seiner Ankunft in der Abtei kann der Kandidat für das Ordensleben nach einem Studium der Philosophie und Theologie die sogenannten Ewigen Gelübde ablegen und vollständig Kanoniker von Lagrasse werden.

Die Kanonikergemeinschaft wurde 1971 im Bistum Gap (Hautes Alpes) gegründet und 1997 nach päpstlichem Recht anerkannt. 2004 zogen die damals 24 Ordensleute nach Lagrasse. Derzeit hat die Abtei 39 Mitglieder. «Wir sind Mönche, die gerne gestört werden», sagt der Subprior der Gemeinschaft, Pater Michel, der selbst viele Paare begleitet. «Wir wollen ein einladendes Gesicht der Kirche sein.» (kna)

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29. April 2024 | 16:30
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