Simon Spengler, Kommunikationsverantwortlicher der Katholischen Kirche im Kanton Zürich
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Simon Spengler: «Hier zeigt sich einmal mehr die furchtbare Fratze klerikaler Frauenfeindlichkeit»

Der Kommunikationschef der Zürcher Kirche geisselt die Vermeidungshaltung der Churer Bistumsleitung. Diese hat einen «verhaltensauffälligen Priester» in ein Frauenkloster abgeschoben. «Wer für ‹normale Leute› nicht zumutbar ist, ist für Ordensschwestern offenbar noch immer gut genug».

«Wenn ich das ‹Warten› als adventliche Grundhaltung beschrieben habe, so ist damit sicher nicht tatenloses ‹Zuwarten› gemeint in der falschen Hoffnung darauf, Probleme lösten sich von selbst, wenn man sie nur lange genug versteckt. Das musste letzte Woche auch unsere Bistumsleitung in Chur bitter erfahren, die nun auch in den Strudel des katholischen Missbrauchsskandal geraten ist.

«Vorwürfe von sexuellem Missbrauch durch einen Priester stehen im Raum.»

Vorwürfe von sexuellem Missbrauch durch einen Priester stehen im Raum, wobei selbstverständlich bis zu einem Urteil die Unschuldsvermutung gilt. Die Verantwortlichen haben jetzt gehandelt, die Justiz ermittelt, der Bischof hat Massnahmen ergriffen. Soweit alles richtig. Was mich aber beelendet, ist die Geschichte hinter der Geschichte.

Da wird ein in innerkirchlichen Kreisen weit herum wegen seines unbändigen Jähzorns und seiner cholerischen Ausbrüche bekannter Priester (es soll jetzt bloss niemand behaupten, das habe die Bistumsleitung nicht ganz genau gewusst!) von der Pfarreiseelsorge abgezogen, weil man ihn schlicht niemandem mehr zumuten kann. Stattdessen wird der verhaltensauffällige ‹Gottesmann› als Spiritual in ein Nonnenkloster versetzt.

«Hier zeigt sich einmal mehr die furchtbare Fratze klerikaler Frauenfeindlichkeit.»

Wer für ‹normale Leute› nicht zumutbar ist, ist für Ordensschwestern offenbar noch immer gut genug. Sollen die den Priester erdulden und ertragen, sie haben ja Übung darin. Für mich zeigt sich hier einmal mehr die furchtbare Fratze klerikaler Frauenfeindlichkeit, die so tief in der DNA der Hierarchie verankert ist – aller schönen Sprüche zum Trotz. ‹Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf in unsrer Zeit, brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann.›»

Das schreibt Simon Spengler im aktuellen Newsletter der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Spengler ist Bereichsleiter Kommunikation der Körperschaft. (rp)


Simon Spengler, Kommunikationsverantwortlicher der Katholischen Kirche im Kanton Zürich | © Christian Merz
8. Dezember 2023 | 16:00
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