IS-Gewalt im Irak
International

«Sie wollen die Macht» – Kulturtheoretiker Theweleit über die Lust am Töten

Freiburg i,. Br., 15.4.15 (kath.ch) Nach Einschätzung des deutschen Kulturtheoretikers Klaus Theweleit haben Gewalttaten meistens nichts mit Religion zu tun. Menschen suchten Argumente, um sich selbst als schuldlos betrachten zu können, sagte der Freiburger Wissenschaftler am Mittwoch, 15. April, im Interview mit kath.ch. Entscheidend sei die Überzeugung, im Namen einer höheren Macht zu handeln. «Die Religion übernimmt in einigen Fällen diese Funktion, ohne dass die Täter religiös sind.»

Sowohl die meisten islamistischen Terroristen als auch der norwegische Attentäter Anders Breivik hätten vor ihren Taten nicht viel mit Religion zu tun gehabt, so Theweleit weiter. Viele junge Menschen, die sich Terrorgruppen wie dem «Islamischen Staat» (IS) anschlössen, hätten ebenfalls andere Gründe: eine «fundamentale Unsicherheit» und wenig Stabilisierung durch das soziale Umfeld. Wer etwa merke, dass er ausgegrenzt werde, weil er sich äusserlich von der
Mehrheit der Menschen unterscheide, sei leicht verführbar.

Indes plädiert der Forscher für eine differenzierte Betrachtung von Gewalttaten. Zivile Arbeit bestehe darin, «Gewaltpotenzial in sich selbst sowie in der eigenen Umgebung zu entdecken und es möglichst niedrig zu halten», sagte er. Schon bei Auseinandersetzungen in Nachbarschaften, im Verein oder an Stammtischen grenze das Verhalten vieler Menschen an Gewalt.

Theweleits neues Buch befasst sich anhand zeitgenössischer Beispiele mit dem «Lachen der Täter», das laut Theweleit die menschliche Lust am Töten offenbart. (kna)

IS-Gewalt im Irak | © 2015 keystone
15. April 2015 | 12:25
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