Saïda Keller-Messahli
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Saïda Keller-Messahli: «Religiöse Zugehörigkeit dient hier als Geschäftsmodell»

Kürzlich wurden auf Instagram Bilder von drei Fussballspielern des Grasshoppers Club Zürich veröffentlicht, die mit einem islamistischen Influencer posieren. Die Islamismuskritikerin Saïda Keller-Messahli hält diese zur Schau gestellte toxische Männlichkeit für gefährlich.

«Die Allüren des Libano-Amerikaners Abdul Wahab entsprechen dem Register des Gangstertums. Er ist bestens vernetzt in der islamistischen Szene: ob in den USA, in Grossbritannien, in Saudi-Arabien oder in Europa. Mit seinem eigenen Mode-Label und den vielen Prestige-Objekten, mit denen er sich präsentiert – teure Autos, teure Uhr und teure Accessoires – steht er für eine Form von Konsumismus, den er stets mit seinem Glauben an Allah und seiner offensiven Missionierungstätigkeit in Einklang zu bringen versucht. Mit teuren Autos täuscht er Reichtum vor, als wäre nichts leichter und schneller zu haben. Das scheint vielen seiner Follower zu imponieren.

Schaut man genauer hin, was er inhaltlich zu bieten hat, merkt man schnell, wie frauenverachtend und rassistisch seine Aussagen sind. Er sagt, sein Vorbild sei der Frauenhasser und aktuell in Rumänien wegen Menschenhandel und Vergewaltigung angeklagte Andrew Tate. Er ist auch bestens vernetzt mit dem extremistischen Prediger Hoblos, dem jüngst die Einreise in die Schweiz verweigert wurde. Weshalb Abdul Wahab die Einreise nicht auch verweigert wurde, ist unverständlich. Seine Botschaft ist im Grunde genommen: Glaubt an die einzige wahre Religion Islam, dann werdet ihr auch so reich und erfolgreich werden wie ich.

Die Masche scheint zu wirken und sie findet Resonanz auch in den Träumen von jungen Fussballspielern – sie alle träumen ja davon, Helden zu werden. Über den Islam können sie sich mit Abdul Wahab identifizieren; man spricht sich ja auch mit ›Brother› an. Das toxische Männerbild, das der Influencer vermittelt, macht ihn bei jungen Männern zum Vorbild in Sachen ›Stärke’ und ›Männlichkeit’, weil sie noch unfähig sind, sich Männlichkeit anders als primitiv, grossspurig, frauenfeindlich und aggressiv vorzustellen.

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Dabei dient ihnen ihre religiöse Zugehörigkeit nicht etwa als spirituelle Quelle, sondern viel mehr als Geschäftsmodell, als Mittel zum Zweck. Es bleibt zu hoffen, dass die Club-Verantwortlichen nicht wegschauen, sondern sich bewusst werden, dass gerade in männerdominierten Sportarten wie Fussball oder Boxen, junge Männer empfänglich sind für Heldentum – und sei es nur über ihre religiöse Zugehörigkeit.»

*Inzwischen wurde der besagte Instagram-Beitrag mit den Fotos, auf denen die GZ-Spieler Meritan Shabani, Elmin Rastoder und Florian Hoxha mit Abdul Wahab zu sehen sind, wieder gelöscht. Der Club hat sich für den Vorfall entschuldigt. Der «Tagesanzeiger» berichtete als erster über den Vorfall.

Saïda Keller-Messahli (66) ist eine tunesisch-schweizerische Romanistin, Filmwissenschaftlerin und muslimische Menschenrechtsaktivistin. Als Islamismus-Expertin hat sie sich einen internationalen Status erarbeitet. (sas)


Saïda Keller-Messahli | © Sarah Ley
8. Februar 2024 | 09:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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