Vadim Karpenko im September 2021 in Lindau.
International

Russischer Priester am Bodensee sagt sich von Moskau los

Der russisch-orthodoxe Priester Vadim Karpenko ist am Bodensee tätig. Er sagt sich von Moskau los: «Anstatt Christus nachzufolgen» habe die Hierarchie seiner bisherigen Kirche «Angst vor Putin, sie ist dem Antichristen und dem goldenen Kalb untertan».

Es sei ihm «aus dogmatischen und kanonischen Gründen» nicht mehr möglich, der Russisch-Orthodoxen Kirche anzugehören, heisst es in einer von Vadim Karpenko im Internet veröffentlichten Botschaft. «Ich versetze mich in den Klerus der kanonischen Kirche des Ökumenischen Patriarchats (Konstantinopel).»

Vorwurf der Häresie

Als Grund verweist Karpenko auf das Verhalten von Patriarch Kyrill. Dieser bete weiterhin für die russischen Behörden und die Armee, die in der Ukraine einen Angriffskrieg führten und Massaker an Zivilisten verübten. Karpenko betonte, die Pflicht des Patriarchen sei es aber, die russischen Behörden anzuprangern, den Rückzug der Invasoren zu fordern und alle zu exkommunizieren, die an der Aggression teilnähmen.

Vadim Karpenko (zweiter von links) im September 2021 bei einem ökumenischen Gebet in Lindau.
Vadim Karpenko (zweiter von links) im September 2021 bei einem ökumenischen Gebet in Lindau.

«Anstatt Christus nachzufolgen», habe die Hierarchie seiner bisherigen Kirche «Angst vor Putin, sie ist dem Antichristen und dem goldenen Kalb untertan». Sie habe «ihre heilige Verpflichtung aufgegeben, ihr Leben für ihre Herde zu opfern» und unterstütze stattdessen die Häresie einer «russischen Welt».

Nun gehört er zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel

Der Priester schreibt, die Russisch-Orthodoxe Kirche habe die kanonische Gemeinschaft mit mehreren Orthodoxen Kirchen gebrochen und sei ins Schisma, also in die Kirchentrennung geraten. «Früher ging ich davon aus, dass eine Versöhnung möglich ist, aber jetzt gibt es keine Hoffnung mehr.» Er unterstütze kirchliche Appelle für Frieden und die Hilfe für Flüchtlinge.

Vadim Karpenko im September 2021 in Lindau.
Vadim Karpenko im September 2021 in Lindau.

Karpenkos Botschaft wurde auf einer Internetseite der Ukrainisch Orthodoxen Kirchengemeinden in Lindau und Wangen im Allgäu (Deutschland) veröffentlicht, die zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gehören. Der Geistliche hat seit 2014 in Friedrichshafen und Lindau zwei russisch-orthodoxe Gemeinden gegründet. Die Mitglieder stammen aus Russland, der Ukraine, Belarus, Kasachstan, Georgien und Moldau. 

Teilnehmer der internationalen Bodenseewallfahrt

Karpenko kennt man auch in der Schweizer Ökumene: Er hat an der internationalen Bodenseewallfahrt der ökumenischen Dachorganisationen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich Anfang September 2021 teilgenommen. (kna/kath.ch)


Vadim Karpenko im September 2021 in Lindau. | © Raphael Rauch
18. März 2022 | 12:44
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