Roland Loos (rechts) bei einem bei einem Zero-g Flug über dem Atlantik.
Porträt

RKZ-Präsident Roland Loos: «Ich träume davon, auf den Mars zu fliegen»

Seit dem 1. Januar ist Roland Loos neuer RKZ-Präsident. Als Ingenieur ist Loos um die Welt gereist. Er hat Internet und Mobiltelefonie in afrikanische Dörfer gebracht und ging im World Trade Center ein und aus, bevor es von Terroristen angegriffen wurde. Loos ist ein strategisch denkender Unternehmer und bodenständiger Katholik, der fest in der Waadtländer Kirche verankert ist.

Annalena Müller

Als am 21. Juli 1969 Technikgeschichte geschrieben wird, verfolgen Millionen von Menschen weltweit das Ereignis. Auch der achtjährige Roland Loos sieht die erste Mondlandung live im Fernsehen. «Ich sehe das heute noch vor meinen Augen. Der kleine schwarz-weisse Bildschirm, die Mondoberfläche und dann Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond». Es sei ein prägender Moment gewesen, sagt der heute 62-jährige. Die Begeisterung für Technik und Weltraum sind Roland Loos bis heute geblieben.

Glaube und Vernunft

Roland Loos ist im katholischen Luxemburg aufgewachsen. Zu einer Zeit, als der Kirche dort die grösste Tageszeitung gehörte und sie auch sonst im gesellschaftlichen Leben omnipräsent war. Loos wächst katholisch, aber bodenständig auf. Sein Vater ist Physiklehrer. Sonntags nach der Messe nimmt Jos Loos seinen Sohn Roland mit in die Schule, wo er die Experimente für die Woche vorbereitet. Glaube und wissenschaftliche Vernunft gehen im Hause Loos Hand in Hand.

Roland Loos - als junger Pfadfinder und heute.
Roland Loos - als junger Pfadfinder und heute.

Nach der Matura überlegt Roland Loos, wo er studieren möchte. Luxemburg hat zu dieser Zeit noch keine eigene Universität. Die meisten seiner Kollegen gehen ins benachbarte

Ausland und pendeln an den Wochenenden nach Hause. Das ist Roland Loos zu nah. Wenn schon weg, dann richtig.

Luxemburgischer Waadtländer

Loos entscheidet sich 1980 für ein Ingenieur-Studium in der Schweiz, an der damals noch relativ kleinen EPFL, dem Pendent der ETH in Lausanne. Dank dem Pfadizentrum Kandersteg kennt Loos die Schweiz seit Ende der 1970er gut, vor allem das Berner Oberland. Die Waadt und Lausanne aber sind für den jungen Studenten «terra incognita».

Blick aus den Gassen auf einen der Türme der Kathedrale von Lausanne
Blick aus den Gassen auf einen der Türme der Kathedrale von Lausanne

Was andere einschüchtern mag, weckt Roland Loos’ Neugierde. Gleich am ersten Wochenende in Lausanne besucht er die Messe in der Pfarrei Ste Thérèse. Nach dem Gottesdienst spricht der Pfarrer den Neuankömmling an. Am gleichen Tag wird Loos Katechet und kommt in der Waadtländischen Kirche an.

Die weltliche und kirchliche Waadt werden Loos’ neue Heimat. Hier lernt er seine Frau bei der Pfadi kennen, gründet eine Familie und lässt sich in Yverdon-les-Bains nieder. In Yverdon wird er schnell Präsident der Kirchenpflege und kommt später über den Vorstand der kantonalen Körperschaft als Delegierter in die RKZ und in deren Präsidium.

Katholik von Welt

Trotz aller Bodenständigkeit zieht es Roland Loos in die Welt. Der Ingenieur arbeitet für verschiedene globale Unternehmen und jettet beruflich um die Welt. Wenige Tage, bevor im September 2001 zwei Flugzeuge ins New Yorker World Trade Center krachen, ist Loos in den dortigen Büros seiner Firma. «Wir haben 17 Mitarbeiter verloren», sagt er. Auch ein Viertel Jahrhundert nach dem Anschlag bewegt ihn die Erinnerung sichtlich.

Roland Loos in Senegal, 2023
Roland Loos in Senegal, 2023

Auch der Ölmulti «Total» gehört zu Loos’ früheren Auftraggebern. Für Telekomprojekte des Grosskonzerns arbeitet Loos regelmässig in Afrika. Seine Arbeit bringt ihn unter anderem nach Nigeria, Angola und in den Kongo. Angesprochen auf die Kritik an Öl-Konzernen, sagt er: «Ich glaube nicht an das absolut Schlechte.» Seine Arbeit für globale Konzerne habe ihm erlaubt, Internet in lokale Gemeinschaften zu bringen. Und auch globale Konzerne engagierten sich, sagt er.

«So ein ‹Wow›, als die Leute das erste Mal telefonieren konnten.»

So hat Loos mit seiner Satellitenfirma 2006 in der Zentralafrikanischen Republik ein grosses Satellitensystem für den ersten mobilen Anbieter installiert. «Als wir in Bossangoa, ein paar Hundert Kilometer von der Hauptstadt Bangui, ankamen, um das System in Betrieb zu nehmen, waren da Tausende von Leuten, die alle schon ihre Handys hatten. Und nochmal so viele Kinder, die irgendwelche Holzklötze als Handys angemalt hatten», erzählt er. «Als wir das System einschalteten, war es so ein ‹Wow›, als die Leute das erste Mal in ihrem Leben telefonieren konnten.»

Roland Loos zu Besuch in der Pfarrei "St. Jean-Paul" im Osten von Burkina Faso. Von links nach rechts: Fabiène Loos, Abbé Pierre Kiéma, Roland Loos und Tochter Ariane Loos.
Roland Loos zu Besuch in der Pfarrei "St. Jean-Paul" im Osten von Burkina Faso. Von links nach rechts: Fabiène Loos, Abbé Pierre Kiéma, Roland Loos und Tochter Ariane Loos.

Eigentlich war das Hochfahren des Systems an diesem Nachmittag nur als Probelauf gedacht. Der Plan sei gewesen, es für Messungen direkt wieder herunterzufahren. Aber um die begeisterten Menschen nicht zu enttäuschen, wartete das Team bis nachts um drei Uhr mit dem Herunterfahren. Roland Loos berichtet mit grosser Begeisterung von solchen Erlebnissen. Der analytische Ingenieur Loos sieht die Menschen, denen seine Technik hilft.

Glaube und Technik

Das ist auch bei einem Start-up der Fall, bei dem er Chairman ist. Loos glaubt an die Möglichkeiten, mittels moderner Technik Leben zu verbessern. Dieser Glaube und ein Schicksalsschlag haben ihn zu dem Start-up «Twiice» gebracht.

Loos’ ältester Sohn, Martin, ist seit einem schweren Unfall querschnittgelähmt. 2019 hört Roland Loos bei einem Vortrag von dem Start-up, das Exoskelette herstellt. Mit einem Exoskelett können querschnittsgelähmte Personen zum Beispiel lernen, Treppen zu steigen.

Roland Loos in seinem Start-up, das Exoskelette herstellt.
Roland Loos in seinem Start-up, das Exoskelette herstellt.

Roland Loos wird Investor des Start-ups. Nicht nur, aber auch wegen seines Sohnes. Dieser war vor seinem Unfall passionierter Ski-Touren-Gänger. Das umfunktionierte Exoskelett hat es Martin erlaubt, mit Assistenz, erstmalig wieder auf Skiern eine Stück Berg hinaufzugehen. Auf der Webseite des Start-ups kann man das Video des Berggangs ansehen.

Neben «Twiice» gehören heute mehrere andere Start-ups im Bereich Weltraumerforschung und Satellitenkommunikation zu Loos’ täglichen Umfeld. «Und als CEO von «Solarstratosprojekt» bin ich definitiv vom Öl zu den erneuerbaren Energien übergewechselt», sagt er.

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Konstruktiver Analyst

Bei so viel Leben und Engagement: Hat Roland Loos da überhaupt Zeit für die Kirche? «Das Schöne ist, dass ich meine Zeit selbst einteilen kann. Ich bin ja mein eigener Chef», antwortet Roland Loos lächelnd. Dass seine Amtszeit als RKZ-Präsident oftmals den Charakter von Krisenmanagement haben wird, ist ihm bewusst. Das sagt er auch im Interview mit kath.ch.

Aber als Unternehmer sei er Krisen gewohnt und wisse, dass es sich nicht lohne, in Panik zu verfallen. Auch eines seiner Start-ups stand schon einmal kurz vor der Pleite – erst in letzter Sekunde kam ein rettender Check eines Investors. «Das gehört dazu», sagt Loos. Man müsse ruhig bleiben, Probleme analysieren, Lösungen finden und implementieren. Nach diesem Credo lebt Roland Loos sein Leben – in der Kirche, im Unternehmen und ganz persönlich.

Roland Loos mit Kosmonautenhelm, 2020
Roland Loos mit Kosmonautenhelm, 2020

Zum Schluss des Treffens fragt kath.ch, was sein grösster Traum für ihn selbst sei. «Zum Mars fliegen», antwortet Loos ohne Zögern. Ob es da nicht Ärger zuhause gäbe, wenn er mehrere Jahre weg wäre. «Wahrscheinlich schon», schmunzelt Loos. «Es ist ja nur ein Traum.» Aber Träume sind wichtig, auch für nüchterne Analysten.


Roland Loos (rechts) bei einem bei einem Zero-g Flug über dem Atlantik. | © zVG
23. Januar 2024 | 06:00
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